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Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0571

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Litteraturbericht.

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tinischerEigentümlichkeiten.« Ebenso liegen unverkennbarrömisch-italienische
Vorbilder den Baulichkeiten zu Grunde, und spricht sich endlich in der allge-
meinen Auffassung »eine Freiheit und Grossartigkeit der Behandlung, eine
dramatische Bewegung der Gestalten, gepaart mit monumentaler Würde aus,
wie sie selten oder kaum in einem Werke der Byzantiner getroffen werden.«
Dies Alles führt Verfasser auf den Gedanken, dass die Malereien von Künst-
lern herrühren, welche in Italien gewesen waren und dort mit den altchrist-
lichen Traditionen nähere Fühlung gewonnen hatten.
In der That werden gegen diese Annahme, wie gegen die Datirung der
Reichenauer Bilder aus dem Ende des 10. Jahrhunderts gewichtige Zweifel sich
kaum erheben lassen und namentlich steht die Uebereinstimmung des Rankenwerks
in den trennenden Bordüren mit Zierathen romanischen Stiles der Annahme eines
so frühen Ursprunges in keinem Falle entgegen. Weiss man doch, dass bereits
die Karolingerzeit eine Reihe von Zierathen ausgebildet hat, die sich als directe
Vorläufer der nachmals von der Steinplastik übernommenen Motive zu erkennen
geben. Sehr werthvoll sind die Parallelen, die sich zu dem Inhalte unserer Bilder
in einer Reihe von kirchlichen Wandmalereien von der zweiten Hälfte des 4. bis
zum Ablaufe des 10. Jahrhunderts nachweisen lassen (S. 13) und die ausführliche
Abhandlung über die Darstellungen des jüngsten Gerichtes, dessen Abbildung
an der westlichen Apsis Verfasser nicht später als das Jahr 1000 datirt.
Man ist sich gewohnt, die Untersuchungen Franz Xaver Kraus’ mit allem
Aufwande eines vielseitigen Wissens geführt zu sehen. Den früheren Abhand-
lungen des Verfassers reiht sich die vorliegende würdig an. Die Beschrei-
bungen der Bilder sind knapp, präcis und mit demselben Rückblicke auf die
Entwickelung der Ikonographie verbunden , für die wir dem Verfasser zu be-
sonderem Danke verpflichtet sind. In dem stattlichen Atlas vermissen wir die
Beigabe einer Gesammtübersicht der beiden Langwände, und glaubten wir uns
Angesichts des grossen Farbendruckblattes zu erinnern, dass die charakte-
ristische Specialisirung der Gewandpartien mit deckweissen Lineamenten in Wirk-
lichkeit eine noch eingehendere ist. Im Uebrigen ist gerade diese Tafel eine
willkommene Gabe und der Charakter der Orginale auch auf den Contourblättern
mit Treue wiedergegeben. J. R. Rahn.
Henry Hymans. Notes sur quelques oeuvres d’art conservees en
Flandre et dans le nord de la France. (Extrait du Bulletin des Com-
missions royales d’art et d’archeologie, annee 1883.) 8°.
Der rührige und von warmem Interesse für die Kunst seines Heimat-
landes erfüllte Forscher berichtet in diesen Blättern in ausführlicher und fes-
selnder Weise über die Gemälde, welche er auf einer Tour durch die nord-
französchen Städte Lille, Douai, Arras, St. Omer, Dünkirchen, Bergues, sowie
die westflandrischen Veurne (Furnes), Dixmuiden, Brügge, Ypern und Kortryk
(Gourtray) in Museen, Privatsammlungen, Kirchen etc. angetroffen hat. Theils
handelt es sich hierbei darum, die Veränderungen, welche im Laufe der letzten
Jahrzehnte im Besitzstand dieser Sammlungen erfolgt sind, zu constatiren,
theils um eine kritische Sichtung des bereits früher Vorhandenen.
 
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