Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 7.1903-1904

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Bosshart, Jakob: Wenn's lenzt, [4]: eine Erzählung aus den Schweizer Bergen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19303#0204

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ihr nicht schon ain 8rabe untreu, sie war besser
als ich."

Ronrad erwachte aus seinem Brüten; er sah
dem Nädchen ins Tesicht und gewahrte, wie über
ihre Augen ein seuchter Zchleier sich senkte, und es
lag in den schönen, dunkeln Augen so viele Liebe
und Treue und Lhrlichkeit, und es sprach aus der
Ztirne darüber so viel gesunde Rrast, daß, eh er
sich's versah, der Lntschluß gereist war. Lr streckte
Rosine über den Larg hinweg die Rechte entgegen:
„Bleib mir treu bis übers Iahr, ich muß es erst
überwinden!" Rosine blieb unbeweglich.

„§aß sie, sie ist dein."

Nun tat sie, wie er sie geheißen, und die beiden
hielten sich einen Augenblick wie mit Zangen,
während ihre Augen sest ineinander lagen.

Aonrad trat in die Airche. Als einige Mnuten
später der Totengräber mit seinen Tesellen nahte,
um die Leiche zu versenken, sand er Rosine am
Larg knieend und die Tränen rollten ihr von
den Wangen und fielen hinab in den schwarzen
Lchrein und benetzten das Aissen der schlummernden
Pauline.

von Nldect Seigec.

Lin 5turmwmd ti-ieb mit rascheu 5chlageu
vie wettercvolken durch den lag.
vern donnern sie. Lin milder ssegen
vegnadet 6aum und vusch und fsag.
vie 5onne kommt. Mit meisten Isänden
Irocknct sie verg und vlußgefild,

Uns leuchtend neuoerklart ru spenden
ves l^eimatlandez teures vild.

venn tzier ergreift dich süß der 5chaucr
ver Mesten Lrinnerung.

5o msnches rvar dir nicht von vauer,
voch die8 6efüt>I dleibt emig jung.

5o manche l^räfte, feingeschästig,

Im 5eben wirkend fort und sort,
vir otzne wissen schaffen5kräftig
Lntsaugtest du sie diesem vrt.

v mütterliche 5ommersonne,
vu 5piegelfluß im tiesen lal,
vie vluren cveit voll 5egen5ivonne,
ver vlich coie in den chmme>5saal.
fjier laß un5 liegen, laß un5 träumen,
ln5 Ijerr der fjeimat still versenkt,
Umsäuselt von de5 vdtzang^ väumen, -
5o cvie da5 Kind der Mutter denkt.

k5 tzebt der wald mit allen Kronen
5ich rauschend in der süfte fsaum.
vie 5türme und die vlitre cvofinen
Zunächst dem stolreichvbnen vaum.
voch cvird auch immer in itzm rauschen
kin leiser lon cvic vank und 5ob
Vavon, rvie er in dangem sauschen
5ich au5 der Lrde setznend tzob.

wie tzold beglückt tzier ffätz und verne!
Va5 vug datzeim und schcveift doch fort.
ver kjeimat und dcr vremde 5terne
Vcrschcvistern sich an diesem vrt.
vu folgst vo» wandercoeb und 5e»ncn
1n seinem wechsellauf dem vlutz,

5ietift lockend fern die vu sich detznen
Und roeilst doch mit gebanntem vuß.

Und magst du auch in allen weiten
ver krde suchen sat und 6Iück,

Zu diesen stillen 5eligkeiten
I^cdrst du doch immer gern rurück.
wie »och die 5chcvinge dir auch fliege,
vb erdfremd auch dein 5chaffen cvar,
vie fjeimat bleibt die stille wiege
Ve5 6eniu5 jetzt und immerdar.

* Nu; „gsdlsche Hulist". 6. Li-zunsche Hofduchdi-uckei-ei und veclsg, K3i-l5cu>ie.

164
 
Annotationen