Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

DOI Heft:
Heft 1/2
DOI Artikel:
Cohen, Walter: Düsseldorfer und Frankfurter Kunst auf der "Ausstellung deutscher Malerei im 19. Jahrhundert" zu Dresden
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0012

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
geschichte ist das Werk eines Dilettantcn: F. von Bütti-
chers „Malerwerke des 19. Jahrhunderts" (4 Bändc,
1891 bis 1901). Hier werden, frcilich notgedrungen
unvollstandig, im Anschluß an knapp gefaßte Künstler-
biographicn auch Gemnlde vermerkt, die auf den großen
Ktlnstausstellungen erschienen. Gerade das Ausstellungs-
>vesen müßte bei der methodischen Durchackerung unseres
Kunstbcsitzes ganz anders, gewissenhafter und voll-

standiger, zu Rate gezogen wer-
' den, als es bisher geschah.
Ohne eine solche Vorarbeit
bleibt jedes Wissen von unse-
rer Kunst Stückwerk. Wem es
ernst unr die Erforschung der
Kunst des vergangenen Jahr-
hunderts ist, darf auch nicht
davor zurückscheuen, die münd-
liche Uberlieferung, wie sie sich
in den ungeschriebenen Me-
moiren vertrauenswerter alte-
rer Künstler verkörpert, heran-
zuziehen. So habe ich, um
von einem enger begrenzten
Arbcitsgebicte auszugehen, für
die Kenntnis der älteren Düssel-
dorfer Malerei, aber auch für
Künstler wie Feuerbach, viel
Kapital geschlagen aus häufi-
gen Unterredungen nrit Malern,
wie dem jüngst verstorbenen
Ernst Bosch (geb. 1834), der
noch Schüler von W. v. Scha-
dow und Karl F. Sohn gewesen
war, oder mit dem neunzig-
jährigen Fritz Gerhardt in
Düsseldorf, der einst in Karlsruhe der erste Schüler von
Schirmer gewesen und in Jtalien dem Maler der
„Jphigenie" und „Medea" nahegetreten war. Aufzeich-
nungen von Gesprächen, dazu Tagebücher, Briefe und
ähnliches methodisch zu sammeln, wäre cine ganz neue
Aufgabe für die Kunsthistorischen Jnstitute der Landes-
rlniversitäten. Es ist nur ein Anfang, wenn hicr und
dort an diesem Aufbau Hand angelegt wird. Was
nottut, ist eine streng systc-
matisch durchgeführte Samm-
ünrg. Wird sie nicht bald in
Angriff genommen, so ver-
flüchtigt sich die mündliche Tra-
dition in eincm Grade, daß
wir von manchen in den letz-
ten Jahrzehnten verstorbenen
Künstlern — ich denke natürlich
nur an solche, die es ohne An-
führungszeichen sind — nicht
mehr wissen als von alten
Meistern, von denen uns ledig-
lich die Werke bekannt sind.
Sollte diese Art von Uberliefe-
rung allzu persönlich gefarbt
sein, so ist die Gefahr doch ge-
ring, wenn der Sammler es
versteht, aus verschiedenartigen
Außerungen gewissermaßen ein
Klischee herzustellcn. Bei eincr
Stoffsammlung ist nicht dieselbe
Peinlichkeit notwendig wie bei
der Darstellung.

Eine weitere Forderung,
bei deren Aufstellung ich eincm

Oswald Achenbach. Campagnalandschaft (1858). (Besiher: Städtische Galerie, Düsseldorf.)

2
 
Annotationen