Karl Morgenstern. Selbstbildnis.
Karl Morgenflern.
(I8II -189 Z.)
ie Künstlerfamilie Morgenstern reicht weit ins
18. Jahrhundert zurück. Johann Christoph, der
Ahnherr, war kleinfürstlicher Hofmaler in
Rudolstadt, sein Sohn Joh. Ludwig Ernst — dem Rosa
Schapire eine fleißige Monographie gewidmet hat — zog
1772 nach Frankfurt a. M. und begründete hier sein Glück
als Maler von Kircheninnern, die sich untereinander
sowie Neefs' Architekturstücken ziemlich ähnlich sehen. Er
wurde auch vom alten Rat Goethe herangezogen, um in
die ctwas genialische llnbestimmtheit der Wolfgangschen
Skizzen die perspektivischen Linien einzuzeichnen, und
starb hochgeehrt 1819. Sein Enkel Karl erlebte ihn
uoch, denn er ist am 25. Oktober 1811 geboren.
Sein Vater Johann Friedrich war ein Landschafter,
der im wesentlichen noch in der Tradition des 18. Jahr-
hunderts wurzelte, d. h. in den Anschauungen der alt-
hollandischen Schule. Darin mag er zunachst auch seinen
Sohn Karl erzogen haben. Die frühesten Tusch- und
Bleistiftzeichnungen des heranwachsenden Knaben weisen
darauf hin. Aber er befreite sich sehr bald (anders wie
Burger, der in seinem ganzen Leben eigentlich nie von
dem hollandischen Anhang loskam); schon das große
Aquarell der „Rödelheimer Wiese mit Schlittschuh-
laufern" von 1829 geht mit eigener Detailbeobachtung
über hollandische Schulung hinaus, und mit den Aqua-
rellstudien des Sommers 1830 hat Karl Morgen-
stern, der Neunzehnjährige, eine völlige Selbstandigkeit
und persönlichen Stil erreicht*).
*) Jch beziehe mich in dieser gcmzcn Untcrsuchung auf die
Ausstellung und das rcichhaltige Matcrial an Handzeichnungen,
Aquarellen und Bildern, das die Vcrstcigerung von K. Morgen-
sterns Nachlaß am 18. März 1919 erstmalig der Öffentlichkeit
zugänglich gcmacht hat; wodurch sein Bild als Künstler cin
wesentlich anderes Änsehen erhalten hat, als man es bisher
kannte.
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Karl Morgenflern.
(I8II -189 Z.)
ie Künstlerfamilie Morgenstern reicht weit ins
18. Jahrhundert zurück. Johann Christoph, der
Ahnherr, war kleinfürstlicher Hofmaler in
Rudolstadt, sein Sohn Joh. Ludwig Ernst — dem Rosa
Schapire eine fleißige Monographie gewidmet hat — zog
1772 nach Frankfurt a. M. und begründete hier sein Glück
als Maler von Kircheninnern, die sich untereinander
sowie Neefs' Architekturstücken ziemlich ähnlich sehen. Er
wurde auch vom alten Rat Goethe herangezogen, um in
die ctwas genialische llnbestimmtheit der Wolfgangschen
Skizzen die perspektivischen Linien einzuzeichnen, und
starb hochgeehrt 1819. Sein Enkel Karl erlebte ihn
uoch, denn er ist am 25. Oktober 1811 geboren.
Sein Vater Johann Friedrich war ein Landschafter,
der im wesentlichen noch in der Tradition des 18. Jahr-
hunderts wurzelte, d. h. in den Anschauungen der alt-
hollandischen Schule. Darin mag er zunachst auch seinen
Sohn Karl erzogen haben. Die frühesten Tusch- und
Bleistiftzeichnungen des heranwachsenden Knaben weisen
darauf hin. Aber er befreite sich sehr bald (anders wie
Burger, der in seinem ganzen Leben eigentlich nie von
dem hollandischen Anhang loskam); schon das große
Aquarell der „Rödelheimer Wiese mit Schlittschuh-
laufern" von 1829 geht mit eigener Detailbeobachtung
über hollandische Schulung hinaus, und mit den Aqua-
rellstudien des Sommers 1830 hat Karl Morgen-
stern, der Neunzehnjährige, eine völlige Selbstandigkeit
und persönlichen Stil erreicht*).
*) Jch beziehe mich in dieser gcmzcn Untcrsuchung auf die
Ausstellung und das rcichhaltige Matcrial an Handzeichnungen,
Aquarellen und Bildern, das die Vcrstcigerung von K. Morgen-
sterns Nachlaß am 18. März 1919 erstmalig der Öffentlichkeit
zugänglich gcmacht hat; wodurch sein Bild als Künstler cin
wesentlich anderes Änsehen erhalten hat, als man es bisher
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