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iebesverse ins All.
Von Josef Schanderl.
Stern zu Stern.
Schweb ich noch frei?
Aiehst du mich nah?
Seit ich dich kommen sah,
schwanden mir Welten vorbei.
Am Abendhimmel
glühst du allein —
wirst du die Welt mir sein?
Dann laß ich alles,
und werde dein.
Fenster auf: brecht herein,
Urmächte! Hier die Brust
glüht zu euch, unversteckt,
euer in Lust und Pein:
HimmelSflut, feuchte mich!
Rüttlc Sturm! Donner, schreckt!
Feuer, durchleuchte mich!
Wildschöne Nacht,
o sauge mich ein! s875s>
andschaft an der Oise.
Von Paul Aech.
Rose im Tau.
Du unbewußte Fülle,
Schönheit im Knospendrang:
das Rot der irdischen Seligkcit
bricht vor so süß und bang.
Die Glut von innen, zart und rein,
will allen Himmeln offen sein,
und leuchtet aus der Hülle.
Mcin Herz ruht warm und stille,
verklärt in deinem Schein.
Von überirdischen Bronnen
ihr Perlen stiegt herauf:
drin blitzen mir die Wonnen
der Morgenhimmel auf,
aus überströmter Tiefe
beginnen junge Sonnen
erstrahlend ihren Lauf.
Himmelfahrt.
Die Sonne steigt
in ihrer Herrlichkeit,
frohlockend
breite ich die Arme:
komm in mein Herz,
durchglüh mein Blut!
Iu dir, o Licht,
erhebt sich meine Flut
und mündet,
bis zum Grund entzündet,
in deiner Meere
ewig jungen Kranz:
o Sonnenreich
voll Glück und Glut und Glanz!
Gewitternacht.
Jähes Erwachen:
ein Rauschen und Stünnen,
ein Krachen von Stein.
Blitze mit grellem Schein.
Schauerlich knatternd
gellen die Donner drein —
Welt, soll dein Ende sein?
Jch fuhr aus Kissen
ins rote Licht.
I.
Wer kannte sich noch aus? Wer war nicht schon ver-
scharrt, allein, mit Frauen, rosigen Kindern, Stadt, Amt
und weißgetigerten Doggen?
Genug: zu scheiden, Marlene!
Marschieren und Negnen die ganze Nacht.
Und dann nach drei Tagen angestrengter Wache am
Kanal wurde uns cin Ruhequartier im Dorf angewiesen.
Wir bekamen ein zerfallenes Haus am Wasser, etwas
Weide dehnte sich in unserem Rücken und vervielfachte
die Fläche des Gartens, der noch auffallend viel Bäume
hatte, von den niedrigen Gebäuden hoch hinaufgewölbt.
Wir haben den ganzen Vormittag schuften müssen, um
das Geröll aus den Stuben zu räumen. Von Staub be-
freit, erschien eine anständige Tapete auf den Wand-
flächen des hinteren Aimmers. Mit zwei schnell ver-
ständigten Kameraden erbettelten wir gerade dieses
Gelaß vom Korporal.
Gerade dieses Gelaß, Marlene!
Jn der dünnen kälteren Luft begannen die Bäume
zu tönen. Dunkelblau getuschte Hügel begrenzten,
steigerten die schöne Linie am Horizont.
Dahinter lag die Schlacht.
Von der ihr alle wißt, Marlene!
Aber ganz leise scholl der Donner. Er stand einen
Ton tiefer als das Geräusch der Wipfel und gab zu der
eintönigen Melodie des Wassers, das wir nicht sahen,
einen wundervoll abgestimmten Dreiklang.
So heimatlich.
Wir warteten auf den Mond, Marlene!
Iu lange schon lag er als Urheber schlafloser Nächte
in unserem Blut, wenn er mit dem weißen Glas der
Ausgestirntheit die Bombengeschwader nähertrug und
ihren Aielen die Fackeln, die Scheibe und das tödliche
Echo bot.
Jn allen Adern aber waren unsere Körper jetzt auf-
getaut, Marlene!
Und diesen Abend kam der Mond mit einem feierlichen
Gold langsam über die Waldkurve herar>f. Umschwebte
eine Weile den Turm und trat mit einem zarten Rot in
den Garten.
Die Bäume breiteten sich wie ein kunstvolles Eisen-
gitter von der dampfenden Erde bis zu dem Graugrün des
Himmels aus und verhielten das Klingen minutenlang.
Wir saßen fast ineinandergeschoben vor diesem Schau-
spiel und waren doch jeder ein anderes Da-Sein,Marlene!
iebesverse ins All.
Von Josef Schanderl.
Stern zu Stern.
Schweb ich noch frei?
Aiehst du mich nah?
Seit ich dich kommen sah,
schwanden mir Welten vorbei.
Am Abendhimmel
glühst du allein —
wirst du die Welt mir sein?
Dann laß ich alles,
und werde dein.
Fenster auf: brecht herein,
Urmächte! Hier die Brust
glüht zu euch, unversteckt,
euer in Lust und Pein:
HimmelSflut, feuchte mich!
Rüttlc Sturm! Donner, schreckt!
Feuer, durchleuchte mich!
Wildschöne Nacht,
o sauge mich ein! s875s>
andschaft an der Oise.
Von Paul Aech.
Rose im Tau.
Du unbewußte Fülle,
Schönheit im Knospendrang:
das Rot der irdischen Seligkcit
bricht vor so süß und bang.
Die Glut von innen, zart und rein,
will allen Himmeln offen sein,
und leuchtet aus der Hülle.
Mcin Herz ruht warm und stille,
verklärt in deinem Schein.
Von überirdischen Bronnen
ihr Perlen stiegt herauf:
drin blitzen mir die Wonnen
der Morgenhimmel auf,
aus überströmter Tiefe
beginnen junge Sonnen
erstrahlend ihren Lauf.
Himmelfahrt.
Die Sonne steigt
in ihrer Herrlichkeit,
frohlockend
breite ich die Arme:
komm in mein Herz,
durchglüh mein Blut!
Iu dir, o Licht,
erhebt sich meine Flut
und mündet,
bis zum Grund entzündet,
in deiner Meere
ewig jungen Kranz:
o Sonnenreich
voll Glück und Glut und Glanz!
Gewitternacht.
Jähes Erwachen:
ein Rauschen und Stünnen,
ein Krachen von Stein.
Blitze mit grellem Schein.
Schauerlich knatternd
gellen die Donner drein —
Welt, soll dein Ende sein?
Jch fuhr aus Kissen
ins rote Licht.
I.
Wer kannte sich noch aus? Wer war nicht schon ver-
scharrt, allein, mit Frauen, rosigen Kindern, Stadt, Amt
und weißgetigerten Doggen?
Genug: zu scheiden, Marlene!
Marschieren und Negnen die ganze Nacht.
Und dann nach drei Tagen angestrengter Wache am
Kanal wurde uns cin Ruhequartier im Dorf angewiesen.
Wir bekamen ein zerfallenes Haus am Wasser, etwas
Weide dehnte sich in unserem Rücken und vervielfachte
die Fläche des Gartens, der noch auffallend viel Bäume
hatte, von den niedrigen Gebäuden hoch hinaufgewölbt.
Wir haben den ganzen Vormittag schuften müssen, um
das Geröll aus den Stuben zu räumen. Von Staub be-
freit, erschien eine anständige Tapete auf den Wand-
flächen des hinteren Aimmers. Mit zwei schnell ver-
ständigten Kameraden erbettelten wir gerade dieses
Gelaß vom Korporal.
Gerade dieses Gelaß, Marlene!
Jn der dünnen kälteren Luft begannen die Bäume
zu tönen. Dunkelblau getuschte Hügel begrenzten,
steigerten die schöne Linie am Horizont.
Dahinter lag die Schlacht.
Von der ihr alle wißt, Marlene!
Aber ganz leise scholl der Donner. Er stand einen
Ton tiefer als das Geräusch der Wipfel und gab zu der
eintönigen Melodie des Wassers, das wir nicht sahen,
einen wundervoll abgestimmten Dreiklang.
So heimatlich.
Wir warteten auf den Mond, Marlene!
Iu lange schon lag er als Urheber schlafloser Nächte
in unserem Blut, wenn er mit dem weißen Glas der
Ausgestirntheit die Bombengeschwader nähertrug und
ihren Aielen die Fackeln, die Scheibe und das tödliche
Echo bot.
Jn allen Adern aber waren unsere Körper jetzt auf-
getaut, Marlene!
Und diesen Abend kam der Mond mit einem feierlichen
Gold langsam über die Waldkurve herar>f. Umschwebte
eine Weile den Turm und trat mit einem zarten Rot in
den Garten.
Die Bäume breiteten sich wie ein kunstvolles Eisen-
gitter von der dampfenden Erde bis zu dem Graugrün des
Himmels aus und verhielten das Klingen minutenlang.
Wir saßen fast ineinandergeschoben vor diesem Schau-
spiel und waren doch jeder ein anderes Da-Sein,Marlene!