Formgebung, wahrend in EinzelheiteN/ wie
in der Schwellung der Beine und in der
Gesichtsbildung, sich bereits deutlich die
spatere Auffassung ankündigt.
Viel weiter, d. h. auf nerier Grundlage
bereits folgerichtig aufgebaut,ist die Bronze-
statuette Abb. 12; hier ist die formate
Einheit auf Grund rein körperhafter Er-
scheinung aufgebaut. Die ganze Bildung
weist stark nach Griechenland, dem Trager
der neuen, rundplastischen Werte. Aber sie
macht nicht den Eindruck kopienhafter Nach-
ahmung. Es muß dahingestellt bleiben,
ob sie als rein ägyptische Arbeit anzu-
sprechen ist. Das Schreitmotiv hat eine
neue Auswirkung erhalten; das ist nicht
nur eine plastischer, sondern auch ein kör-
perlicher Vorgang; an Stelle kubischer
Raumlichkeit ist ein freiräumliches Aus-
wirken getreten. Dasselbe gilt von der
Armbewegung; hier ist aus der Anschauung
heraus ein neuer organischer Rhythmus
gewonnen. Der freien Bewegtheit der
Glieder setzt sich die symmetrische Massen-
teilung des Körpers und die frontale
Sammlung des Gestus entgegen. Der
Kopf zeigt eine auffällige Hochform; der Gesichts-
ausdruck ist von einer überlegenen, etwas kalten
Sicherheit.
Man muß an das alte memphitische Nelief Abb. 2
oder die Mädchengestalt Abb. 3 erinnern, um den ge-
waltigen Umschwung der künstlerischen Problemstellungen
und die Veränderung im ganzen Denkprozeß anschau-
lich zu machen: dort die geschlossene Form,
hier die beginnende Freiform, dort Typus,
Sinnbild, gebundene Konzentriertheit, hier
Körper, Vorgang und Entfaltling als Kom-
pliziertheit. Aber trotz der Unterschiede er-
kennen wir durch alle Perioden hindurch
einen sich gleichbleibenden Wert: die
Typisierung und Monumentalisierung des
Erlebnisanlasses sowohl wie der Form-
gebung. Besonders die Werke Abb. 3, 5, 7
und 10, die wir als meisterliche Arbeiten
von den übrigen absondern müssen, ver-
körpern das hohe Maß solcher Jahrtausende
überdauernden Kräfte und diese ewiggleiche
Gruppierung um denselben Schwerpunkt.
Eine cinzige Vergangenheit schweißt hier
Jahrtausende zusannnen. Diese Entwick-
lung unterliegt aber gleichzeitig einem all-
mählichen Abflauen der künstlerischen Jn-
tensität wie der mythischen und ethischen
Erlebniskraft. Der Höhepunkt, den auch
die besten Aeiten der übrigen Jahrhun-
derte — die 12. und 18. Dynastie — nicht
wieder erreicht haben, liegt in der memphi-
tischen Aeit. Jn der letzten Figur aber
trat uns ein grundsätzlich Neues ent-
gegen; die Anschauung wird gegenüber der Vor-
stellung zum Primat des Darstellungsprozesses er-
hoben. Eine neue Kurve der Entwickelung, die rund
um das Mittelmeer führt, setzt ein; wieder gegliedert
nach Höhezeit, Ausbreitung und Verfall, aber nicht
mehr Jahrtausende, sondern nur noch Jahrhunderte um-
fassend. f840fs Karl With.
Abb. 11.
Jsis, den Horus säugend
(Bronze).
Abb. 12.
Schreitender Mann
(Bronze).
in der Schwellung der Beine und in der
Gesichtsbildung, sich bereits deutlich die
spatere Auffassung ankündigt.
Viel weiter, d. h. auf nerier Grundlage
bereits folgerichtig aufgebaut,ist die Bronze-
statuette Abb. 12; hier ist die formate
Einheit auf Grund rein körperhafter Er-
scheinung aufgebaut. Die ganze Bildung
weist stark nach Griechenland, dem Trager
der neuen, rundplastischen Werte. Aber sie
macht nicht den Eindruck kopienhafter Nach-
ahmung. Es muß dahingestellt bleiben,
ob sie als rein ägyptische Arbeit anzu-
sprechen ist. Das Schreitmotiv hat eine
neue Auswirkung erhalten; das ist nicht
nur eine plastischer, sondern auch ein kör-
perlicher Vorgang; an Stelle kubischer
Raumlichkeit ist ein freiräumliches Aus-
wirken getreten. Dasselbe gilt von der
Armbewegung; hier ist aus der Anschauung
heraus ein neuer organischer Rhythmus
gewonnen. Der freien Bewegtheit der
Glieder setzt sich die symmetrische Massen-
teilung des Körpers und die frontale
Sammlung des Gestus entgegen. Der
Kopf zeigt eine auffällige Hochform; der Gesichts-
ausdruck ist von einer überlegenen, etwas kalten
Sicherheit.
Man muß an das alte memphitische Nelief Abb. 2
oder die Mädchengestalt Abb. 3 erinnern, um den ge-
waltigen Umschwung der künstlerischen Problemstellungen
und die Veränderung im ganzen Denkprozeß anschau-
lich zu machen: dort die geschlossene Form,
hier die beginnende Freiform, dort Typus,
Sinnbild, gebundene Konzentriertheit, hier
Körper, Vorgang und Entfaltling als Kom-
pliziertheit. Aber trotz der Unterschiede er-
kennen wir durch alle Perioden hindurch
einen sich gleichbleibenden Wert: die
Typisierung und Monumentalisierung des
Erlebnisanlasses sowohl wie der Form-
gebung. Besonders die Werke Abb. 3, 5, 7
und 10, die wir als meisterliche Arbeiten
von den übrigen absondern müssen, ver-
körpern das hohe Maß solcher Jahrtausende
überdauernden Kräfte und diese ewiggleiche
Gruppierung um denselben Schwerpunkt.
Eine cinzige Vergangenheit schweißt hier
Jahrtausende zusannnen. Diese Entwick-
lung unterliegt aber gleichzeitig einem all-
mählichen Abflauen der künstlerischen Jn-
tensität wie der mythischen und ethischen
Erlebniskraft. Der Höhepunkt, den auch
die besten Aeiten der übrigen Jahrhun-
derte — die 12. und 18. Dynastie — nicht
wieder erreicht haben, liegt in der memphi-
tischen Aeit. Jn der letzten Figur aber
trat uns ein grundsätzlich Neues ent-
gegen; die Anschauung wird gegenüber der Vor-
stellung zum Primat des Darstellungsprozesses er-
hoben. Eine neue Kurve der Entwickelung, die rund
um das Mittelmeer führt, setzt ein; wieder gegliedert
nach Höhezeit, Ausbreitung und Verfall, aber nicht
mehr Jahrtausende, sondern nur noch Jahrhunderte um-
fassend. f840fs Karl With.
Abb. 11.
Jsis, den Horus säugend
(Bronze).
Abb. 12.
Schreitender Mann
(Bronze).