Joseph Cnseling. Büste.
(Mit Genehniigung der Gatcrie Alfred Flechtheim. Düffeldorf.)
sie zeitweilig verhüllen mögen/ nnd dnrch Stürme hin-
durchgeht.
Bei jeder passenden und nnpassenden Gelegenheit
drangt sich jetzt das Wort Revolution vor. Das junge
Rheinland will keine Revolution. Es nnll Entwicklung.
Entwicklung/ ungehemml durch jene Bevormundung,
die ihr Recht zum Eingreisen von der starren Macht des
Hergebrachten, von dem versteinerten Besitz srüherer
Anerkennung ableitet. Gewiß ist der Ausammenhang
mit der Überlieserung notwendig. Kein Mensch, keine
Generation, keine Epoche geistigen Lebens ist nur auf
sich gestellt und ohne Vorgänger denkbar. Aber nur die
Lebenskraft, nur die Sunime der Erfahrungen über-
nimmt eines vom andern. Die Lebenssorm wird standig
wechseln; wechseln werden anch in der Kunst die Mittel,
nicht ihr Zweck, nur die Wege, die uns dem Aiele näher
bringen sollen, nicht das Ziel selbst. Das „Stirb und
werde" Goethes hat ewige Geltung, im Leben wie in
der Kunst. Treue Wegbegleiter aus der Welt jener An-
schanungen, die abgekampst und ihren Teil zur Ent-
wicklung beigetragen haben, werden den neuen Psad-
sindern willkommen sein, wenn sie eben tren sind, das
heißt der Sache allein hingegeben und ohne persönliche
Machtansprüche. Sie haben dann das Höchste zu leisten.
was gefordert werden kann: selbst nach besten Krästen
weiter zu arbeiten, wie es ihnen eigentümlich ist, damit
der Iusammenhang in der Entwicklung nicht gestört
werde, und doch nicht im Wege zu stehen. Dazu gehört
nur Weniges — aber dieses Wenige ist selten —: Klarheit
und Hingebung, Festigkeit und Güte.
Wohl aus Erwägungen dieser Art heraus hat die neue
Vereinignng den Begriss „jung" nicht äußerlich, sondern
innerlich gefaßt. Jung ist ihr, wer jugendlich, wer mit
der Jugend sühlt. Jn nichts außert sich diese Änschauung
deutlicher als in der Wahl ihrer beiden Ehrenmitglieder:
Ernst te Peerdt, der einsame, feine Denker und der um
jede Richtnng immer unbekümmert, nur sich selbst getreu
schasfende Künstler, sühlt, was in dieser, in seiner rheini-
schen Jugend zum Lichte drängt, und hofst von ihr, daß
die gesammelte Kraft, insbesondere niederrheinischen
Bodens, Früchte zeitige, die sonst so nirgendwo wachsen;
der wandlungssähigere Christian Rohlss stand immer
schon und steht als Siebziger noch mitten in der Jugend,
und seinen Werken glaubt niemand die Jahre ihres
Schöpfers.
„Jeder Künstler", heißt es im Katalogvorwort, „ist
dem jungen Rheinland willkommen, der aus überlebter
Schablone heraus Erneuerung anstrebt, Jugend und
Frische an die Stelle routinierten Malbetriebes und
kleinlich-natnralistischer Bildhauerei setzt." Absage ist
in diesen Worten ebenso deutlich wie Werbung- Beide
wurden verstanden, und daü Ergebnis, nunmehr in der
Ausstellung der Prüsung unterbreitet, zeigt trotz aller
Adolf do Haer.
Mutter und Kind.
(Mit Genehniigung der Gatcrie Alfred Flechtheim. Düffeldorf.)
sie zeitweilig verhüllen mögen/ nnd dnrch Stürme hin-
durchgeht.
Bei jeder passenden und nnpassenden Gelegenheit
drangt sich jetzt das Wort Revolution vor. Das junge
Rheinland will keine Revolution. Es nnll Entwicklung.
Entwicklung/ ungehemml durch jene Bevormundung,
die ihr Recht zum Eingreisen von der starren Macht des
Hergebrachten, von dem versteinerten Besitz srüherer
Anerkennung ableitet. Gewiß ist der Ausammenhang
mit der Überlieserung notwendig. Kein Mensch, keine
Generation, keine Epoche geistigen Lebens ist nur auf
sich gestellt und ohne Vorgänger denkbar. Aber nur die
Lebenskraft, nur die Sunime der Erfahrungen über-
nimmt eines vom andern. Die Lebenssorm wird standig
wechseln; wechseln werden anch in der Kunst die Mittel,
nicht ihr Zweck, nur die Wege, die uns dem Aiele näher
bringen sollen, nicht das Ziel selbst. Das „Stirb und
werde" Goethes hat ewige Geltung, im Leben wie in
der Kunst. Treue Wegbegleiter aus der Welt jener An-
schanungen, die abgekampst und ihren Teil zur Ent-
wicklung beigetragen haben, werden den neuen Psad-
sindern willkommen sein, wenn sie eben tren sind, das
heißt der Sache allein hingegeben und ohne persönliche
Machtansprüche. Sie haben dann das Höchste zu leisten.
was gefordert werden kann: selbst nach besten Krästen
weiter zu arbeiten, wie es ihnen eigentümlich ist, damit
der Iusammenhang in der Entwicklung nicht gestört
werde, und doch nicht im Wege zu stehen. Dazu gehört
nur Weniges — aber dieses Wenige ist selten —: Klarheit
und Hingebung, Festigkeit und Güte.
Wohl aus Erwägungen dieser Art heraus hat die neue
Vereinignng den Begriss „jung" nicht äußerlich, sondern
innerlich gefaßt. Jung ist ihr, wer jugendlich, wer mit
der Jugend sühlt. Jn nichts außert sich diese Änschauung
deutlicher als in der Wahl ihrer beiden Ehrenmitglieder:
Ernst te Peerdt, der einsame, feine Denker und der um
jede Richtnng immer unbekümmert, nur sich selbst getreu
schasfende Künstler, sühlt, was in dieser, in seiner rheini-
schen Jugend zum Lichte drängt, und hofst von ihr, daß
die gesammelte Kraft, insbesondere niederrheinischen
Bodens, Früchte zeitige, die sonst so nirgendwo wachsen;
der wandlungssähigere Christian Rohlss stand immer
schon und steht als Siebziger noch mitten in der Jugend,
und seinen Werken glaubt niemand die Jahre ihres
Schöpfers.
„Jeder Künstler", heißt es im Katalogvorwort, „ist
dem jungen Rheinland willkommen, der aus überlebter
Schablone heraus Erneuerung anstrebt, Jugend und
Frische an die Stelle routinierten Malbetriebes und
kleinlich-natnralistischer Bildhauerei setzt." Absage ist
in diesen Worten ebenso deutlich wie Werbung- Beide
wurden verstanden, und daü Ergebnis, nunmehr in der
Ausstellung der Prüsung unterbreitet, zeigt trotz aller
Adolf do Haer.
Mutter und Kind.