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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

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Heft 7/8
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Koetschau, Karl: Das junge Rheinland: ein Begleitwort zu seiner ersten Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0154

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PM A. Seehaus.

Haus a>n Wasser.

Verschiedenheit der Einzellcistimg doch, daß ein einigendes
geistigeS Band alle umschlingt, die nian zur selben Fahnc
gerufen hatte. Ohne Entsagung bei den
Alteren wie bci den Jüngeren konnte es
freilich nicht geknüpft werden, und die jugend-
lichsten Heißsporne werden es zunachst viel-
leicht fast als eine Fessel für ihren Nadi-
kalismus empfinden. Aber was in Berlin
und in München bei den Sezessionen sich
schon Jahre hindurch gehalten hat, sollte
auch am Rhein aus die Dauer sich be-
währen können. Denn die Grundlage ist
hier wie dort die Freiheit der künstlerischen
Äußerung.

Damit sie von vornherein im jungen
Rheinland gewahrt werde, suchte man mög-
lichst gerecht zu jurieren. Mit einer begrün-
deten Scheu vor den unglücklichen Worten
Jmpressionismus und Erpressionismuü suchte
man nach anderen Bezeichnungen. Man
entschloß sich, von einer „gemaßigten" und
einer „ertremen" Richtung zu sprechen, wo-
mit man freilich ebensowenig ein die Be-
griffe völlig deckendes Wort fand, und jeder
von ihnen nach Wahl ihrer Mitglieder eine
eigene Jury zu geben. Manchem mag eS
nicht leicht geworden sein, sich für die eine
oder die andere Gruppe zu entscheidcn.

Aber gerade das zeigt, wie sehr man sich in
der Sache einander nahert, und daß der
Berührungspunkte mehr sind als der Tren-
nungsmerkmale, daß die Grundgedanken ein-
heitlich sind. Jndessen hat man das Systeni
nicht völlig folgerichtig, sondern nur für Ma-
lerei und Graphik durchgeführt, nicht aber für
Plastik und angewandte Kunst, wo es doch
ebenso nötig gewesen wäre, und nicht für Bau- Christian Rohlh

und Gartcnkunst, wo man wohl eher darauf hätte ver-
zichten können. Das zeigt einen Fehler in der Orga-
nisation, der künftig beseitigt werden muß. Wenn er
in der Ausstellung sich diesmal nicht störend bemerk-
bar macht, so liegt das nur an der klugen Arbeit
der Jurvren. Die Obmanner der sieben Gruppenjurys
bilden eine Aentraljury, der die llberprüfung des von
jenen Ausgewahlten und Ausgeschiedenen obliegt. Was
auch sie zurückwies, sollte in einem besonderen Raum
gezeigt werdcn, falls es von den Künstlern gewünscht
wurde. Aber es wurde nicht gewünscht, und das dürfte
beweisen, wie sehr man der Gerechtigkeitsliebe der Richter
vertraute. Ob nun nach eröffneter Ausstellung alle mit
ihnen zufrieden scin und nicht auch diesmal Mißvergnügte
zur Seite stehen, vielleicht auch aus deni Verbande aus-
scheiden werden, das muß abgewartet werden. Jdeale
Richter wird es in der Kunst am wenigsten geben.
Vielleicht verdient folgender Vorschlag Erwagung: der
Vorstand der Vereinigung, der ja dic Mitglieder ihrer
künstlerischen Art nach genau kennt, stellt eine Liste auf,
in der alle jcne verzcichnet sind, zu deren Gerechtigkeits-
gefühl und zu deren Urteil er volles Vertrauen hat, und
er achtet dabei darauf, daß die beiden Richtungen niög-
lichst gleichmäßig vertretcn sind. Von dieser Liste streicht
jedes Mitglied so viele, bis die gewünschte Aahl der
Juroren — seicn es sieben oder neun oder wieviele

Scml und David.
 
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