Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 29.1919

DOI Heft:
Heft 7/8
DOI Artikel:
Koetschau, Karl: Das junge Rheinland: ein Begleitwort zu seiner ersten Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26487#0157

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ihrer Wesensart nach die Ausmerksamkeit stärker aus
sich lenken.

Einen Ausstellungsbericht, der aus die einzelnen
Kunstwerke eingeht, beabsichtige ich nicht zu schrei-
ben. Jch habe es nie getan, höchstens hie und da
einmal nach einer Ausstellung sestzustellen gesucht,
was in meiner Erinnerung lebcndig geblieben und
damit wirklich zu meinem geistigen Besitz geworden
war. Was meines Erachtens als Gewinn dieser
ersten Veranstaltung des jnngen Rheinlandes im
allgemeinen gebucht werden kann, mag man schon
aus den vorhergegangenen Aeilen herauslesen, die
auch das zeigen wollen, womit nach meinem Er-
messen künstig der innere Ertrag sich noch steigern
ließe. Aber cines wärc doch noch zu sagen:

Bei rheimscher Kunst denkt man immer noch
zuerst an die Kunst in Düsseldors, das nun ein-
mal als die spezisisch, als die offiziell rheinische
Kunststadt gilt. Man tut allen denen damit un-
recht, die in anderen rheinischen Städten oder fern
vom Rhein, aber unter treuer Wahrung rheinischer
Eigenart, ihrer Arbeit still für sich nachgegangen
sind, wie man denn draußen im Reich überhaupt
nur eine sehr mangelhafte Vorstellung von dem
geistigen Leben seines Westens hat. Wer weiß
denn dort etwas davon, wie man in Köln, wie
man in Essen und in den großen und klcinen
Stadten des Jndustriebezirks über zeitgenössische
Kunst denkt? Man hat hier viel srüher und vor
allem viel warmherziger um sie gerungen als in
anderen Stadten des Reichs, wo sie nun zur großen
Mode geworden ist, oder wo schon wieder das gestern
noch hell slackernde Feuer — war es Strohfeuer? —
mit dem kühlen Wasserstrahl der Skepsis zu löschen
versucht wird. Man denke an den „Sonderbund", der

Wilhelm Kreis. Fabrikhalle.

Alfred Fischer.

Bunker.

nicht künstlich Gemachtes, sondern aus dem Boden
Gewachscnes war, auch wenn die französische Kunst,
was doch gerade in dem Grenzlande nicht verwundern
dars, bei diesem kurzlebigen Kinde die Patenschaft
übernommen hatte. Düsseldors stand mit der großen
Mehrheit seiner Künstlerschar damals abseits. Es
bildete im rheinischen Kunstleben eine Jnsel, und
insulare Sonder- und Machtgesühle lenkten, wie in
Britannien, seine kunstpolitischen Maßnahmen. Es
wurde aber auch in seincn Vorzügen ebensowenig
gekannt, wie jenes in der Politik, was bei der Uber-
siedelung der Großen Berliner KunstauSstellung nach
der rheinischen Stadt sich recht deutlich kundtat. Da-
mals entdeckten nicht nur die Alten, sondern auch
die Jungen und Jüngsten von auswarts, daß es dort
noch Leute gebe, die vorzüglich zu malen verstünden.
Man sah freilich auch seine Fehler, nur daß man sich
nicht die Mühe gab, ihre Quellcn zu ergründen. Doch
davon mag ein andermal die Rede sein. Heute und in
diesem Ausammenhang sei nur sestgestellt, daß die erste
Ausstellung des jungen Rheinlands den Verbindungs-
weg von jener Jnsel zum Festland zeigt, oder unbildlich
gesprochen, daß die rheinische Kunst und, was von der
Düsseldorfer jung ist oder jung sich sühlt oder wenigstens
die Jugend versteht, der übrigen decltschen Kunst als
wertvoller Bestandteil mit ausgesprochener Eigenart
sich einfügt. Diese aber sei niit den Wortcn eines ihrer
liebenswürdigsten und klarsten Vertreter gekennzeichnet,
niit denen namlich, die der zu früh dahingegangene Paul
Seehaus ihr in Westheims Kunstblatt widmete: „cine
Kunst, verniittelnd eher als schroff, nicht aber vermittelnd

^///t'///

iii

r
 
Annotationen