Hcms Schüz. Die Flucht nuch Agypten (Radierung).
Hans
ans Schüz, der Maler und Radierer, ist ein
Bestpiel dafür, wie der Meister des Jchn-
heimer'Altars in einem bildenden Künstler
unierer Tage lebendig wurde. So lebendig,
wie es Grünewald, auf anderen Augangswegen, in dem
Gottsucher Nikolaris Schwarzkopf wurde, von dem die
Rheinlande jüngst den Schönen Frauentag von Stuppach,
das Westheimsche Kunstblatt den neuen Sinai brachten.
Das Lebende sei betont, denn es schließt den Vorwurf
unzeitgemaßen Altertümclns aus.
Schüzens Werdegang ist symptomatisch für „Künst-
lers Erdenwallen" in der nachimpressionistischen Zeit.
Die jungen Künstler von heute haben zu den alten Mei-
stern, besonders der Gotik, ein viel innigeres Verhält-
nis als jene Generation der historischen Schule und ihrer
heute noch wirkenden Nachfahren, die nur durch eine
mehr oder minder verhüllte Art der Nachahmung die
Brücke zu den überlebensgroßen Erscheinungen der Vor-
zeit zu schlagen wußten und meistens in Außerlichkeiten,
beispielsweise im Kostümlichen, stecken blieben. Aus
Schüz.
meinen Gesprachen mit Malern erinncre ich mich, daß
ich seltcn ein so eindringendes Verständniü für mittel-
alterliche Malerei und Plastik gefunden habe wie bei
dem „Blauen Rciter" Franz Marc. Obschon Schüz
kcin Erpressionist strenger Observanz ist, hat er doch in
seinem Denken und Fühlen mehr Verwandtschaft mit
Künstlern wie Marc als mit denjenigen, denen er
durch Jugendcindrücke verbunden erscheint.
Denn es ist beste „Düsseldorfer Schule", der er cnt-
stammt. Der aus Schwaben eingewanderte Vater
Theodor Schüz ist der Maler der „Mittagsruhe bei der
Ernte" in der Stuttgarter Galerie(siehe Rheinlande 1903)
und der später in Düsseldorf entstandenen Landschaften
und Jnnenräume in den Musecn zu Elberfeld und Düssel-
dorf, köstlicher Beispiele eines ganz unbefangenen, von
erstarrter Konvention freigebliebenen malerischen Hand-
werks. Jn anderen anspruchsvolleren Gemälden hat
überwiegendes Genre das Malerische abgetötet: Tribut
an jene Aeit, die aus dem Knaus der bedeutsamen
Düsseldorfer Anfänge den umständlichen Anekdoten-
727/^
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Hans
ans Schüz, der Maler und Radierer, ist ein
Bestpiel dafür, wie der Meister des Jchn-
heimer'Altars in einem bildenden Künstler
unierer Tage lebendig wurde. So lebendig,
wie es Grünewald, auf anderen Augangswegen, in dem
Gottsucher Nikolaris Schwarzkopf wurde, von dem die
Rheinlande jüngst den Schönen Frauentag von Stuppach,
das Westheimsche Kunstblatt den neuen Sinai brachten.
Das Lebende sei betont, denn es schließt den Vorwurf
unzeitgemaßen Altertümclns aus.
Schüzens Werdegang ist symptomatisch für „Künst-
lers Erdenwallen" in der nachimpressionistischen Zeit.
Die jungen Künstler von heute haben zu den alten Mei-
stern, besonders der Gotik, ein viel innigeres Verhält-
nis als jene Generation der historischen Schule und ihrer
heute noch wirkenden Nachfahren, die nur durch eine
mehr oder minder verhüllte Art der Nachahmung die
Brücke zu den überlebensgroßen Erscheinungen der Vor-
zeit zu schlagen wußten und meistens in Außerlichkeiten,
beispielsweise im Kostümlichen, stecken blieben. Aus
Schüz.
meinen Gesprachen mit Malern erinncre ich mich, daß
ich seltcn ein so eindringendes Verständniü für mittel-
alterliche Malerei und Plastik gefunden habe wie bei
dem „Blauen Rciter" Franz Marc. Obschon Schüz
kcin Erpressionist strenger Observanz ist, hat er doch in
seinem Denken und Fühlen mehr Verwandtschaft mit
Künstlern wie Marc als mit denjenigen, denen er
durch Jugendcindrücke verbunden erscheint.
Denn es ist beste „Düsseldorfer Schule", der er cnt-
stammt. Der aus Schwaben eingewanderte Vater
Theodor Schüz ist der Maler der „Mittagsruhe bei der
Ernte" in der Stuttgarter Galerie(siehe Rheinlande 1903)
und der später in Düsseldorf entstandenen Landschaften
und Jnnenräume in den Musecn zu Elberfeld und Düssel-
dorf, köstlicher Beispiele eines ganz unbefangenen, von
erstarrter Konvention freigebliebenen malerischen Hand-
werks. Jn anderen anspruchsvolleren Gemälden hat
überwiegendes Genre das Malerische abgetötet: Tribut
an jene Aeit, die aus dem Knaus der bedeutsamen
Düsseldorfer Anfänge den umständlichen Anekdoten-
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