Hans Schüz.
LZnus vsi (Radierung).
erzähler der Spatzeit machte. Der altere Brnder von
Hans ist Friedrich Schuz, der bekannte Düsseldorfer
Maler südlicher Landschaft und religiös-idyllischen Gen-
res. Man sieht: eine Künstlerfamilie ähnlich derjenigen
der Solns nnd Sohn-Rethels, der Kohlscheins oder gar
der unhcimlich kopf eichen der Bildhauer Ca> er.
Iu Düsseldorf wurde Hans Schüz am 21. Februar
1883 geboren. Die Neigung zur Tbeolvgie, die bereits
Theodor Schüz beherrschte, trieb den Jüngling zu vielen
Gcübeleicn, kesonders nach dem Tode des Vaters.
Schließlicb überwuchcrte der spät, aber plötzlich bervor-
brechende Drang, in einem bestimmten Material zu
gestalten, alles andere, so daß der junge Malerssohn,
fast neunzelmjährig, die damals von Peter Janssen
geleitete Düsteldorfcr Kunstakademie bezog. Ob-
schon er von keinem der damaligen Prosessoren eine
entscheidende Einwirkung erfuhr, bildete dieses erste
Akademiejahr eine an Arbeiten und Eindrückcn reiche,
für seine Entwicklung fruchtbare Zeit.
Das Weitere ist so charakteristisch, daß ich es dem
Leser lieber mit den eigenen Worten des Künstlers aus
einer knappen neuerdings in Arosa verfaßten Auto-
biographie vorsetze.
„Das Folgende", schreibt Hans Schüz, „bringt mir
kalten Schweiß, wenn ich daran zurückdenke. Denn trotz-
dem verließ ich die Akademie nach diesem ersten Jahr
plötzlich rnit dem Entschluß, doch noch Theologie zu
studieren. Dabei sollte ein Stück schriftstellerischer Be-
gabung, das ich zu besitzen glaubte, einen Ersatz für das
bilden, was ich vorher durch die bildende Kunst zu er-
reichen gedachie.
Während meines sauren Bemühens, noch nachträg-
lich die Maturität zu erwerben, kam mir bei dem Be-
suche eines kunstiiebenden Lehrers eine Photographie nach
Mattbias Grünewald zu Gesicht, eine Kreuzigung
(das Original in Karlsruhe), und ich schildere den Ein-
druck, um das Folgende wemgstens annahernd erklärlich
zu machen. Jch hatte Alfred Rethel und seine große
Kunst aus den Wiedergabcn im Düsseldoifer Kupfer-
stichkabinett kennengelernt; aber hier stand ich vor etwas
Neuem rind Unerbörlem, das nicht nur jenen, sondern
auch Dürer (;oweit ich ihn kannte) bei weilem über-
ragte. Jn drei Figuren erschien hier das Leiden Christi
in sciner ganzen Bedeutung erschöpfend dargestellt.
Dicher fleischgcwordene Gott war vor Augen geführt
als ein Mensch mit unseren Nerven und unserem Emp-
findungsvermögen, und man sah, wie gegenwärtig,
daß er durch sein Leiden die Welt erlöste. Ein Bild von
einer tiefsinnigen Einfachbeit und Schönheit, dabei ge-
malt in einer meisterhaften, unerhört realistischen Weise,
die doch einen hohen und großartigen Stil besaß. Hatte
es einen Aweck, mir in langen Jahren qualvollen theo-
logijchen Studiums eine — allerdings poetisch-idylliscbe —
Landpfarre zu erwerben und dann gegen Gehalt
wöchentlich eine Sonntagspredigt zu halten, wenn es
möglich sein sollte, derartige Bilder zu malen, die viel
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LZnus vsi (Radierung).
erzähler der Spatzeit machte. Der altere Brnder von
Hans ist Friedrich Schuz, der bekannte Düsseldorfer
Maler südlicher Landschaft und religiös-idyllischen Gen-
res. Man sieht: eine Künstlerfamilie ähnlich derjenigen
der Solns nnd Sohn-Rethels, der Kohlscheins oder gar
der unhcimlich kopf eichen der Bildhauer Ca> er.
Iu Düsseldorf wurde Hans Schüz am 21. Februar
1883 geboren. Die Neigung zur Tbeolvgie, die bereits
Theodor Schüz beherrschte, trieb den Jüngling zu vielen
Gcübeleicn, kesonders nach dem Tode des Vaters.
Schließlicb überwuchcrte der spät, aber plötzlich bervor-
brechende Drang, in einem bestimmten Material zu
gestalten, alles andere, so daß der junge Malerssohn,
fast neunzelmjährig, die damals von Peter Janssen
geleitete Düsteldorfcr Kunstakademie bezog. Ob-
schon er von keinem der damaligen Prosessoren eine
entscheidende Einwirkung erfuhr, bildete dieses erste
Akademiejahr eine an Arbeiten und Eindrückcn reiche,
für seine Entwicklung fruchtbare Zeit.
Das Weitere ist so charakteristisch, daß ich es dem
Leser lieber mit den eigenen Worten des Künstlers aus
einer knappen neuerdings in Arosa verfaßten Auto-
biographie vorsetze.
„Das Folgende", schreibt Hans Schüz, „bringt mir
kalten Schweiß, wenn ich daran zurückdenke. Denn trotz-
dem verließ ich die Akademie nach diesem ersten Jahr
plötzlich rnit dem Entschluß, doch noch Theologie zu
studieren. Dabei sollte ein Stück schriftstellerischer Be-
gabung, das ich zu besitzen glaubte, einen Ersatz für das
bilden, was ich vorher durch die bildende Kunst zu er-
reichen gedachie.
Während meines sauren Bemühens, noch nachträg-
lich die Maturität zu erwerben, kam mir bei dem Be-
suche eines kunstiiebenden Lehrers eine Photographie nach
Mattbias Grünewald zu Gesicht, eine Kreuzigung
(das Original in Karlsruhe), und ich schildere den Ein-
druck, um das Folgende wemgstens annahernd erklärlich
zu machen. Jch hatte Alfred Rethel und seine große
Kunst aus den Wiedergabcn im Düsseldoifer Kupfer-
stichkabinett kennengelernt; aber hier stand ich vor etwas
Neuem rind Unerbörlem, das nicht nur jenen, sondern
auch Dürer (;oweit ich ihn kannte) bei weilem über-
ragte. Jn drei Figuren erschien hier das Leiden Christi
in sciner ganzen Bedeutung erschöpfend dargestellt.
Dicher fleischgcwordene Gott war vor Augen geführt
als ein Mensch mit unseren Nerven und unserem Emp-
findungsvermögen, und man sah, wie gegenwärtig,
daß er durch sein Leiden die Welt erlöste. Ein Bild von
einer tiefsinnigen Einfachbeit und Schönheit, dabei ge-
malt in einer meisterhaften, unerhört realistischen Weise,
die doch einen hohen und großartigen Stil besaß. Hatte
es einen Aweck, mir in langen Jahren qualvollen theo-
logijchen Studiums eine — allerdings poetisch-idylliscbe —
Landpfarre zu erwerben und dann gegen Gehalt
wöchentlich eine Sonntagspredigt zu halten, wenn es
möglich sein sollte, derartige Bilder zu malen, die viel
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