Chrisnan Rohlfs.
druckskraft. Aus wuchtigen Strichen und lebendigen
Flachen baut sie sich zu irgendeinem Gebilde auf, das
oft nur noch entfernt das Motiv erkennen laßt, aus dem
die Anregung entsprang. Ja bei manchen Aquarellen
scheint er sogar zuerst ein abgestimmtes Farbenbukett
ausgestreut zu haben, aus dem heraus er erst nachträg-
lich den Farben anpassend eine zeichnerische Form schuf.
Es wäre falsch, eine scharfe Trennung zu machen
zwischen absoluten Bilderpressionen und gestcigerten Ge-
staltringen des aus dem Bildobjekt stammendcn Ausdrucks.
Beide wechseln bei Rohlfs. Bald scheint das Gegen-
ständliche völlig vergessen und die Freude an der Aus-
drucksmöglichkeit der Farbe alle Hemmnisse überwunden
zu haben. Bald überwiegt das Wesentliche eines Ein-
drucks so stark, daß sich ihm der gesamte Bildaufbau
unterordnet. Eine ausdrucksvolle Geste einer Gestalt
beherrscht das Bild derart, daß es in allen seinen Teilen
nur eine verstärkende Wiederholung dieser einen Be-
wegung ist.
Bei solcher Freiheit in der Verarbeitung des Stoff-
lichen ist es nicht erstaunlich, daß Rohlfs in der Wahl
seiner Anregungen nicht auf ein Stoffgebiet beschränkl
ist. Landschaften und Städtebilder sind ihm ebenso
liebe Motive wie die menschliche Gestalt und Blumen.
Viele seiner Bilder sind nach Motiven aus Soest ent-
standen, das er wegen seines Reichtums an mannig-
faltigen Formen und satten Farben liebt. Dort züngelt
sich aus spitzen Dachgiebeln die barocke Silhouette des
Peiriturmes empor, während der Pauliturm gebieterisch
die kleinen Fachwerkbauten durch seine breite Massig-
keit zur Seite drängt.
Rohlfs ist kein Theoretiker. Seine Bilder sind intuitiv
aus einenc malerischen Erlebnis entstanden. Selten
findet man an ihnen Spuren einer Überarbeitung.
Sie sind wie aus einem Guß mit beinahe erschreckender
Fertigkeit hingeworfen. N»r so ist auch der große Um-
fang seiner Produktion erklärlich, die als solche schon
eine erstaunliche Leistung in diesem Lebensalter be-
deutet. Unerschöpflich scheint die Schaffenskraft dieses
Siebzigjährigen, der nun endlich am Abend seines
Lebens die Anerkennung findet, die ihm gebührt.
Walter Schürmeyer.
* *
*
Die AbbUdungcn nach photographlschen Aufnahmen des
Folkwang-Verlags in Hngen i. W.
Christian Rohlss.
Silberdistcln.
druckskraft. Aus wuchtigen Strichen und lebendigen
Flachen baut sie sich zu irgendeinem Gebilde auf, das
oft nur noch entfernt das Motiv erkennen laßt, aus dem
die Anregung entsprang. Ja bei manchen Aquarellen
scheint er sogar zuerst ein abgestimmtes Farbenbukett
ausgestreut zu haben, aus dem heraus er erst nachträg-
lich den Farben anpassend eine zeichnerische Form schuf.
Es wäre falsch, eine scharfe Trennung zu machen
zwischen absoluten Bilderpressionen und gestcigerten Ge-
staltringen des aus dem Bildobjekt stammendcn Ausdrucks.
Beide wechseln bei Rohlfs. Bald scheint das Gegen-
ständliche völlig vergessen und die Freude an der Aus-
drucksmöglichkeit der Farbe alle Hemmnisse überwunden
zu haben. Bald überwiegt das Wesentliche eines Ein-
drucks so stark, daß sich ihm der gesamte Bildaufbau
unterordnet. Eine ausdrucksvolle Geste einer Gestalt
beherrscht das Bild derart, daß es in allen seinen Teilen
nur eine verstärkende Wiederholung dieser einen Be-
wegung ist.
Bei solcher Freiheit in der Verarbeitung des Stoff-
lichen ist es nicht erstaunlich, daß Rohlfs in der Wahl
seiner Anregungen nicht auf ein Stoffgebiet beschränkl
ist. Landschaften und Städtebilder sind ihm ebenso
liebe Motive wie die menschliche Gestalt und Blumen.
Viele seiner Bilder sind nach Motiven aus Soest ent-
standen, das er wegen seines Reichtums an mannig-
faltigen Formen und satten Farben liebt. Dort züngelt
sich aus spitzen Dachgiebeln die barocke Silhouette des
Peiriturmes empor, während der Pauliturm gebieterisch
die kleinen Fachwerkbauten durch seine breite Massig-
keit zur Seite drängt.
Rohlfs ist kein Theoretiker. Seine Bilder sind intuitiv
aus einenc malerischen Erlebnis entstanden. Selten
findet man an ihnen Spuren einer Überarbeitung.
Sie sind wie aus einem Guß mit beinahe erschreckender
Fertigkeit hingeworfen. N»r so ist auch der große Um-
fang seiner Produktion erklärlich, die als solche schon
eine erstaunliche Leistung in diesem Lebensalter be-
deutet. Unerschöpflich scheint die Schaffenskraft dieses
Siebzigjährigen, der nun endlich am Abend seines
Lebens die Anerkennung findet, die ihm gebührt.
Walter Schürmeyer.
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Die AbbUdungcn nach photographlschen Aufnahmen des
Folkwang-Verlags in Hngen i. W.
Christian Rohlss.
Silberdistcln.