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Ruskin, John
Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 8): Steine von Venedig (Teil 1) — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3793#0008
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auch jedes Bruchstück in der ganzen Stadt, das den geringsten
Anhaltspunkt für die Bildung ihrer Stilarten darbot. Dies
that ich so gut ich es vermochte und ich glaube, man wird
auf den folgenden Seiten den einzigen Bericht über die Details
alter venezianer Architektur finden, auf den man sich so weit
als möglich verlassen kann. Es liegt mir nicht daran, auf die
Unzulänglichkeiten anderer Werke über diesen Gegenstand
aufmerksam zu machen; der Leser wird bei ihrer Prüfung
finden, dass entweder die Bauwerke, auf die ich besonders seine
Aufmerksamkeit lenken werde, bis jetzt unbeschrieben ge-
blieben sind, oder dass große Widersprüche zwischen früheren
Beschreibungen und den meinigen bestehen; für welche
Widersprüche mir gestattet sein möge, den einzigen und
genügenden Grund anzugeben, dass mein Bericht über jedes
Bauwerk auf persönlicher Prüfung und Aufmessung des-
selben beruht, und dass die Mühe, die ich mir machte, um
das, was ich zu beschreiben hatte, in dieser Weise genau
zu prüfen, für meine italienischen Freunde ein Gegenstand
ernsthafter Verwunderung war. Das Werk des Marchese
Selvatico muss jedoch achtungsvoll hervorgehoben werden;
es ist klar in der Anordnung und voll nützlicher, wenn
auch etwas unbestimmter Aufschlüsse; ich habe seine An-
gaben über die chronologische Aufeinanderfolge der Künste
in Venedig im allgemeinen zuverlässig gefunden. Fontanas
„Fabbriche di Venezia" ist auch von historischem Wert,
versucht es aber nicht, architektonische Details zu bringen.
Cicognara ist, wie jetzt allgemein bekannt ist, so ungenau,
dass er kaum erwähnt zu werden verdient.

Es ist in der That nicht leicht, bei einem Bericht, selbst
über die einfachsten Dinge, ganz genau zu sein. Zoologen
sind oft verschiedener Meinung bei ihren Beschreibungen
von der Krümmung einer Muschel oder dem Gefieder eines
Vogels, obgleich sie ihr Probeexemplar vor sich auf den
Tisch legen und ganz mit Muße untersuchen können; wie
viel größer ist die Wahrscheinlichkeit von Irrtümern bei
der Beschreibung von Dingen, die größtenteils aus der Ent-
fernung betrachtet werden müssen, oder unter ungünstigen
Verhältnissen von Licht und Schatten, und bei denen
 
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