DIE BOGENLAST
§ 1. Bei der vorhergehenden Untersuchung haben wir
immer angenommen, dass die Last über den Bogen voll-
kommen lose, wie von Kies oder Sand sei, oder dass sie
Mont Cenis-artig sei und eine Masse von größerer oder ge-
ringerer Kompaktheit mit den Bogen-Voussoirs bildete.
In der Praxis handelt es sich gewöhnlich um ein Mittel-
ding zwischen beiden. Bei Brücken und Tunnels nähert sich
die Last mitunter dem Zustand reinen Staubes oder nach-
gebender Erde; aber bei der Architektur besteht sie meistens
aus festem Mauerwerk, das nicht ganz mit den Voussoirs
zusammenwirkt, jedoch keineswegs mit völlig toter Last auf
sie drückt, sondern sich über ihnen zusammenschließt, und
imstande ist, in Formen gebracht zu werden, die diese in
gewissem Grade von ihrem Drucke befreien.
§ 2. Es ist klar, dass wir, um ein durchgehendes Dach
über der Bogenlinie anzubringen, zuerst die Zwischenräume
über den Säulen ausfüllen müssen. Es steht uns augen-
blicklich nichts weiter zur Verfügung als das bloße Mauer-
werk, wie hier bei a, Fig. 35, und wir müssen die Räume
zwischen dem Halbkreis so ausfüllen, dass wir eine wage-
rechte Stützungslinie erhalten. Wir können dies zuerst einfach
mit glatter Mauermasse wie bei b machen und das Dach
oben auf legen, wie es die Methode reinen byzantinischen
und italienisch-romanischen Stils ist. Aber wenn wir
finden, dass auf diese Weise zuviel Druck auf die Bogen
ausgeübt wird, dann können wir kleine «weite Stützen auf
den großen Pfeilern, a, Fig. 36, anbringen, die beim Tragen
§ 1. Bei der vorhergehenden Untersuchung haben wir
immer angenommen, dass die Last über den Bogen voll-
kommen lose, wie von Kies oder Sand sei, oder dass sie
Mont Cenis-artig sei und eine Masse von größerer oder ge-
ringerer Kompaktheit mit den Bogen-Voussoirs bildete.
In der Praxis handelt es sich gewöhnlich um ein Mittel-
ding zwischen beiden. Bei Brücken und Tunnels nähert sich
die Last mitunter dem Zustand reinen Staubes oder nach-
gebender Erde; aber bei der Architektur besteht sie meistens
aus festem Mauerwerk, das nicht ganz mit den Voussoirs
zusammenwirkt, jedoch keineswegs mit völlig toter Last auf
sie drückt, sondern sich über ihnen zusammenschließt, und
imstande ist, in Formen gebracht zu werden, die diese in
gewissem Grade von ihrem Drucke befreien.
§ 2. Es ist klar, dass wir, um ein durchgehendes Dach
über der Bogenlinie anzubringen, zuerst die Zwischenräume
über den Säulen ausfüllen müssen. Es steht uns augen-
blicklich nichts weiter zur Verfügung als das bloße Mauer-
werk, wie hier bei a, Fig. 35, und wir müssen die Räume
zwischen dem Halbkreis so ausfüllen, dass wir eine wage-
rechte Stützungslinie erhalten. Wir können dies zuerst einfach
mit glatter Mauermasse wie bei b machen und das Dach
oben auf legen, wie es die Methode reinen byzantinischen
und italienisch-romanischen Stils ist. Aber wenn wir
finden, dass auf diese Weise zuviel Druck auf die Bogen
ausgeübt wird, dann können wir kleine «weite Stützen auf
den großen Pfeilern, a, Fig. 36, anbringen, die beim Tragen