Ruskin, John: Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 8): Steine von Venedig (Teil 1) (Leipzig, 1903)

SCHUTZ DER ÖFFNUNG

§ 1. Wir haben bisher die Öffnung nur als eine Durch-
bohrung der Mauernstärke betrachtet; und wenn das Mauer-
werk einfach und die Ausfüllungen der Öffnungen unbe-
deutend sind, kann es auch wohl so bleiben. Aber wenn
die Füllungen zart und kostbar sind, wie bei farbigem Glas,
fein ausgeführtem Maßwerk oder Bildhauerarbeit, wie wir
sie oft im Tympanon von Thüren finden werden, dann muss
ein gewisser Schutz gegen den Regen stattfinden, der von
oben herabfließt und durch die Ausschrägungen der Öff-
nung auf die Fugen oder die Oberfläche der Füllungen dringt.

§ 2. Die. erste und einfachste Art, dies zu erreichen,
besteht in dem Kannelieren der Laibungen und der Bogen-
überdeckung; und dies ist der hauptsächliche praktische
Nutzen von Öffnungsprofilen, die sonst völlig dekorativ
sind. Aber da dieser sehr dekorative Charakter sie un-
geeignet macht, Rinnen für Regenwasser zu werden, so
thut man gut, eine Art von äußerer Bedachung an der
Öffnung anzubringen," die sie vor dem Herabfließen des
ganzen Regens beschützt, mit Ausnahme von dem, der in
ihren eigenen Bereich trifft. Dieser Schutz ist in seiner
gebräuchlichsten Form ein einfaches Traufsteinprofil, das
über dem Kopfende der Öffnung oder um dieselbe herum
geführt ist. Aber dies ist eigentlich nur die zusammen-
gezogene Form eines wirklichen Daches, das von der
Wand aus über die Öffnung hinausragt und alle Schutz-
vorrichtungen von Öffnungen sind überhaupt als Teile von
kleinen Dächern aufzufassen, die an der Wand dahinter