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https://doi.org/10.11588/diglit.19342#0279
In Basel »frieren die Künste«.
Holbeins erster Aufenthalt in England
Ende August oder Anfang September 1526 brach Hans Holbein zum Regelverstoß sei in der Vergangenheit nie moniert worden, dokumen-
ersten Mal nach England auf, um dort mit seiner Kunst Geld zu verdie- tiert, daß die in ihrem ursprünglichen Betätigungsfeld weitgehend
nen, schien ihm dies in Basel doch nicht mehr in ausreichendem Maße arbeitslos gewordenen Bildschnitzer nun in solchem Maße in benach-
möglich.1 Nachdem bereits Mitte 1524 der Reformator Ulrich Zwingli in barte Berufsfelder drängten, daß dies für die alteingesessene Konkurrenz
Zürich die geordnete Entfernung der Bilder und Statuen aus den Kirchen nicht länger hinnehmbar erschien. Doch Hoffman bat nun die Ratsher-
sowie das Verbot der Stiftung, ja der Herstellung von religiösen Bildwer- ren just dieses Vorgehen zu legitimieren, denn wegen ausbleibender Auf-
ken durchgesetzt hatte,2 verschlechterte sich mit den zunehmenden träge in seinem angestammten Beruf könne er sich als Bildschnitzer nicht
Erfolgen der Reformation die Situation aller künstlerischen Berufe auch länger ernähren.4
in Basel nachhaltig. Wie sehr schon Jahre vor dem Baseler Bildersturm Hatte Holbein bei seinem erfolglos gebliebenen Versuch, 1523/24 im
die dortigen Künste »froren«, um das berühmte Diktum des Erasmus zu Umkreis des französischen Hofes Fuß zu fassen, wohl ein Exemplar des
zitieren,3 wird schlaglichtartig durch eine Klage der Baseler Tischler »Schreibenden Erasmus« als eine Art Empfehlungsschreiben im Reisege-
gegen den aus dem sächsischen Stollberg stammenden, aber bereits seit päck gehabt, war er diesmal mit realen Schreiben des Erasmus an dessen
1507 in Basel »zünftigen« Bildschnitzer Martin Hoffmann (f vor 1532) Humanistenfreunde in Antwerpen und London ausgestattet.-"1 Im Früh-
erhellt. Hoffmann hatte sich vor dem Rat der Stadt dafür zu rechtferti- herbst 1526 wird sich Holbein auf die Reise rheinabwärts begeben haben;
gen, daß er - in Verletzung der Zunftsatzungen - auch als Tischler tätig spätestens Anfang Dezember muß er in London angekommen sein, wie
geworden war. Sein zu seiner Verteidigung vorgebrachter Hinweis, dieser ein Brief Mores an Erasmus bezeugt. Wie lange sich unser Künstler in
V
Vi
JL
I
V
209 Rowland Lockey, Gruppenbildnis der Familie des Thomas More (Kopie nach Hans Holbein d.J.), Wakefield, Nostell Priory
In Basel »frieren die Künste«. Holbeins erster Aufenthalt in England 275
Holbeins erster Aufenthalt in England
Ende August oder Anfang September 1526 brach Hans Holbein zum Regelverstoß sei in der Vergangenheit nie moniert worden, dokumen-
ersten Mal nach England auf, um dort mit seiner Kunst Geld zu verdie- tiert, daß die in ihrem ursprünglichen Betätigungsfeld weitgehend
nen, schien ihm dies in Basel doch nicht mehr in ausreichendem Maße arbeitslos gewordenen Bildschnitzer nun in solchem Maße in benach-
möglich.1 Nachdem bereits Mitte 1524 der Reformator Ulrich Zwingli in barte Berufsfelder drängten, daß dies für die alteingesessene Konkurrenz
Zürich die geordnete Entfernung der Bilder und Statuen aus den Kirchen nicht länger hinnehmbar erschien. Doch Hoffman bat nun die Ratsher-
sowie das Verbot der Stiftung, ja der Herstellung von religiösen Bildwer- ren just dieses Vorgehen zu legitimieren, denn wegen ausbleibender Auf-
ken durchgesetzt hatte,2 verschlechterte sich mit den zunehmenden träge in seinem angestammten Beruf könne er sich als Bildschnitzer nicht
Erfolgen der Reformation die Situation aller künstlerischen Berufe auch länger ernähren.4
in Basel nachhaltig. Wie sehr schon Jahre vor dem Baseler Bildersturm Hatte Holbein bei seinem erfolglos gebliebenen Versuch, 1523/24 im
die dortigen Künste »froren«, um das berühmte Diktum des Erasmus zu Umkreis des französischen Hofes Fuß zu fassen, wohl ein Exemplar des
zitieren,3 wird schlaglichtartig durch eine Klage der Baseler Tischler »Schreibenden Erasmus« als eine Art Empfehlungsschreiben im Reisege-
gegen den aus dem sächsischen Stollberg stammenden, aber bereits seit päck gehabt, war er diesmal mit realen Schreiben des Erasmus an dessen
1507 in Basel »zünftigen« Bildschnitzer Martin Hoffmann (f vor 1532) Humanistenfreunde in Antwerpen und London ausgestattet.-"1 Im Früh-
erhellt. Hoffmann hatte sich vor dem Rat der Stadt dafür zu rechtferti- herbst 1526 wird sich Holbein auf die Reise rheinabwärts begeben haben;
gen, daß er - in Verletzung der Zunftsatzungen - auch als Tischler tätig spätestens Anfang Dezember muß er in London angekommen sein, wie
geworden war. Sein zu seiner Verteidigung vorgebrachter Hinweis, dieser ein Brief Mores an Erasmus bezeugt. Wie lange sich unser Künstler in
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209 Rowland Lockey, Gruppenbildnis der Familie des Thomas More (Kopie nach Hans Holbein d.J.), Wakefield, Nostell Priory
In Basel »frieren die Künste«. Holbeins erster Aufenthalt in England 275