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Sander, Jochen; Holbein, Hans
Hans Holbein d. J.: Tafelmaler in Basel ; 1515 - 1532 — München, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.19342#0086

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Holbein und die Baseler Malerei der Vorreformationszeit

Hans und Ambrosius Holbein wandten sich auf ihrer Wanderschaft nicht
zufällig nach Basel. Die Universitätsstadt am Oberrhein war zu dieser
Zeit nicht nur eines der führenden nordalpinen Zentren der Buchpro-
duktion, für die die Holbein-Brüder bald nach ihrer Ankunft als Entwer-
fer von Holz- und Metallschnitten tätig wurden,1 es gab dort seit dem
frühen 15. Jahrhundert auch zahlreiche Künstlerwerkstätten. Darunter
befanden sich auch solche von Tafelmalern, man denke nur an Konrad
Witz oder an den Baseler Meister von 1487, der die beiden Diptychen des
Hieronymus Zscheckenbürlin (Abb. 75-76) schuf.2 Versucht man indes,
sich eine Vorstellung von dem konkreten künstlerischen Umfeld zu ver-
schaffen, in welchem Hans und Ambrosius nach ihrer Ankunft in Basel
tätig wurden, so greift man ins Leere: Die dortige Malerei der Vor-
reformationszeit ist entweder »Holbein« oder weitestgehend »terra in-
cognita«.

Dies liegt zum einen an der schon beschriebenen Definitionsmacht der
Inventareintragungen des Basilius Amerbach über das erhaltene Mate-
rial,3 zum andern an der fast vollständigen Zerstörung sonstiger Zeug-

47 Baseler Meister von 1511, Bildnis eines 20jährigen Mannes (Jacob Meyer zum Pfeil?),
Basel, Kunstmuseum

48 Baseler Meister von 1513, Bildnis des Junkers Bernhard Meyer zum Pfeil, Basel,
Kunstmuseum

nisse der Baseler Malerei im Bildersturm des Jahres 1529. Dieser nahezu
komplette Ausfall der materiellen Überlieferung vor Ort (sieht man vom
»Holbein-CEuvre« ab) macht es auch so gut wie unmöglich, etwa ande-
ren Orts erhaltene Gemälde auf der Grundlage von Stilvergleichen als
Arbeiten von weiteren, urkundlich bekannten Baseler Künstlern zu
erkennen und diesen zuzuordnen. Abgesehen von den traditionell
»Holbein« genannten, besitzen wir daher nur einige wenige Werke,
die sich gleichfalls mit plausiblen Gründen mit Basel in Verbindung
bringen lassen.

Es handelt sich dabei um die auf die Jahre 1511 bzw. 1513 datierten
Bildnisse eines 20jährigen Mannes (Jacob Meyer zum Pfeil [1492-späte-
stens 1515]?) bzw. des Bernhard Meyer zum Pfeil (1488-1558), die beide
im Jahre 1823 mit dem »Museum Faesch« in die Öffentliche Kunst-
sammlung Basel gelangt sind (Abb. 47-48).4 Keines der beiden Gemälde
läßt sich jedoch einem der zahlreichen, aus den Baseler Archiven
namentlich bekannten Maler zuschreiben, ja selbst die Identifikation der
Dargestellten ist nicht völlig gesichert.- Wie ein weiteres Bildnis aus dem
Jahr 1513 im Kunstmuseum (Abb.49)b zeigt, kann allerdings selbst bei
Baseler Auftraggebern nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden,
daß sie sich nur von einheimischen Malern porträtieren ließen: Sofern
die von Jeanne Peipers kürzlich vorgeschlagene Identifikation eines

82 »Holbein-Bilder«. Entstehung und Kritik
 
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