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Sander, Jochen; Holbein, Hans
Hans Holbein d. J.: Tafelmaler in Basel ; 1515 - 1532 — München, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.19342#0085

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den Knaben 33,5 x27,0x0,6 cm. Beide Bildträger sind rückseitig oben und unten abge-
fast und sekundär schwarz überstrichen, wobei die Farbe allseits über die darunter klar
erkennbaren ursprünglichen Grundiergrate zieht; bei beiden Tafeln befindet sich an der
oberen Tafelkante mittig eine Druckstelle mit Holzverlust, die wohl auf eine frühere Auf-
hängung hindeutet.

Beide Gemälde sind direkt und freihändig - bei der Architektur auch unter Einsatz eines
Lineals und, bei dem Doppelbogen über dem blonden Knaben, eines Zirkels - auf der
Grundierung unterzeichnet worden; für eine mechanische Übertragung (die andernfalls
die gewisse Unsicherheit in der Strichführung erklären könnte, vgl. etwa S.224—229) gibt
es keinerlei Anhaltspunkte.

In dieser Frage sollen die unterschiedlichen Architekturformen nicht überbewertet wer-
den, doch ist unübersehbar, daß den eher spätgotischen Bauformen beim Bildnis des
blonden Knaben eher antikische Architekturelemente auf dem anderen Porträt gegen-
überstehen.

Auf den unterschiedlichen Farbton der Bildgründe hat bereits Koegler 1924b, S. 62, hin-
gewiesen.
Siehe S. 41,100.

An eine Zusammenarbeit der Holbein-Brüder wurde verschiedentlich auch bei den fünf
Darstellungen der Baseler »Leinwand-Passion« gedacht, allerdings ohne daß sich die
Anhänger dieser Vorstellung darüber hätten verständigen können, welchem der beiden
Brüder welche Anteile zuzuweisen wären; siehe auch S. 83f, 103f, 433-^435.
Im einen wie im anderen Fall steht man vor dem Phänomen, daß zumindest die beiden
Silberstiftzeichnungen, die zur Vorbereitung der beiden Knabenbildnisse angefertigt
wurden, stilistisch überaus homogen wirken. Doch auch ihre nie angefochtene Zuschrei-
bung an Ambrosius Holbein beruht im wesentlichen auf der Feststellung, daß sie jene
Tafeln vorbereiten, die seit Amerbach als »Ambrosius« gelten; vgl. C. Müller 1996, S. 45,
Kat. Nr.l.

Inv. Nr. 302; siehe S. 348-350, 425f.

Siehe S. 84-87, 101,468.

Vgl. Nemargedorf 1897, S.417,419.

F. J. Mone, Hans Holbein d. J. in Konstanz 1514; in: Diözesanarchiv von Schwaben 17
(1899), S. 111.

Vgl. Schmid 1936 (3. Auflage 1950); Reinhard Frauenfelder, Der Bezirk Stein am
Rhein (Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen, 2), Basel 1958, S. 121-142; Kon-
rad 1992a.

Konrad 1992a, S.77, wies ferner daraufhin, daß oberhalb des 1516 datierten Posta-
ments auf der Darstellung des Marcus Curtius die Buchstabenfolge »AHo NM TS« (vgl.
Schmid 1950, Tafel XVIII) erscheint. Dabei wollte er »AHo« auf Ambrosius Holbein
auflösen.

Konrad 1990, S. 256f, wollte auch Hans Holbein d. J. in Stein am Rhein am Werk sehen,
da er annahm, die beiden Brüder seien gemeinsam von Augsburg nach Basel gezogen
und dort gegen Ende des Jahres 1515 angekommen.

Wie Konrad 1992a, S.77, hervorgehoben hat, ist es fraglich, ob neben den Buchstaben
AH zusätzlich noch MH (ligiert) mit darunter gestelltem »A« oder »M« erscheint (vgl.
Schmid 1950, Tafel XVII, XXII, Abb. 27).

So schon Schmid 1930a, S. 11 f; ders. 1931, S. 45-47; ders. 1948, S. 49, der dieses Problem
mit der Annahme zu umschiffen suchte, Ambrosius habe hier strikt nach den Entwurfs-
vorgaben des Werkstattleiters Schmid arbeiten müssen.

Konrad 1988, S.70f; ders., Rudolf Stahel und seine Werkstatt; in: Jahrbuch der Staat-
lichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 26 (1989), S. 84; ders. 1992b, S.93f,
100; ders. 1992a, der nun (S. 93) allerdings in den Wandbildern der unteren Abtstube

eine Beteiligung des älteren Hans Holbein erkennen zu können glaubte, und deshalb
vermutete, dieser habe seine beiden Söhne 1515 auf dem Weg nach Basel begleitet. Kon-
rads Zuschreibung einer Assistenzfigur in der Aussetzung von Romulus und Remus an
den älteren Holbein kann allerdings nicht recht überzeugen.
Zu Andreas Haider vgl. Vincent Mayr, Art. »Haider«; in: DicArt 14 (1996), S.49f.

110 Siehe S. 64-71,82-95.

111 Das einzige (allerdings »ABH«) monogrammierte Gemälde, das Ambrosius zugeschrie-
ben wird, ist das 1518 datierte Porträt eines jungen Mannes in der Staatlichen Eremitage
in St. Petersburg; vgl. P.-H. Boerlin in AK Die Malerfamilie Holbein in Basel i960,
S. 118-120, Kat. Nr. 84; Frank Hieronymus, Marginalien zur Basler Buchillustration des
16. Jahrhunderts; in: Gutenberg-Jahrbuch 55 (1980), S.258-269; ders. in AK Basler
Buchillustration 1984, S. XIX; Nikulin 1987, S.79f, Kat. Nr. 37.

In Entsprechung zum »ABH« monogrammierten Petersburger Bildnis sind auch einige
ebenso bezeichnete Zeichnungen Ambrosius zugewiesen worden, vgl. Boerlin in AK Die
Malerfamilie Holbein in Basel i960, S. 139, Kat. Nr. 99 (Bildnisstudie eines Säug-
lings, Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 4,10), S. 140,
Kat. Nr. 100 (Brustbildnis eines Bischofs mit Pastorale, Wien, Albertina, Inv. Nr. 3250).
Mit »AH« monogrammiert sind die ins Jahr 1517 datierte Bildniszeichnung eines jun-
gen Mannes im Baseler Kabinett (vgl. C. Müller 1996, S.46, Kat. Nr. 4) und die beiden
1518 datierten Zeichnungen im Rund mit Herkules und Antäus sowie Pyramus und
Thisbe im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe (vgl. Boerlin in
AK Die Malerfamilie Holbein in Basel i960, S. 137f, Kat. Nr. 96f). Zu den gleichfalls
»AH« monogrammierten, in ihrer Zuschreibung an Ambrosius aber nicht unumstritte-
nen Zeichnungen siehe Rowlands/Bartrum 1993, S. 136, Kat. Nr. 297, Tafel 194 (Studie
zu einem nach links blickenden Säugling, London, British Museum), Boerlin in AK Die
Malerfamilie Holbein in Basel i960, S. 141, Kat. Nr. 101 (Brustbildnis eines Jünglings
mit bebändertem Barett, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz,
Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 298), S. 141 f, Kat. Nr. 102 (»Spaziergang«, Basel, Kupfer-
stichkabinett, Inv. Nr. 1909.16).

Zu den »AH« bezeichneten Entwürfen für den Baseler Buchdruck vgl. A. Wyß in AK Die
Malerfamilie Holbein in Basel i960, S. 154, Kat. Nr. 117 (Titeleinfassung: Weiber-
macht, erstmals Juli 1517 im Druck nachweisbar), S. 154, Kat. Nr. 119 (Titeleinfassung
mit der Verleumdung des Apelles, im Holzschnitt 1517 datiert). Die übrigen, in 18 Kata-
lognummern erfaßten Holzschnitte sind unbezeichnet und damit nur auf stilkritischer
Grundlage Ambrosius Holbein zugeschrieben; vgl. auch AK Basler Buchillustration
1984, Register.

Das Monogramm »AH« sowie die Jahreszahl 1517 zeigte auch eine Darstellung des
Pflugscharwunders der Heiligen Kunigunde im südlichen Kreuzgangflügel des Klein-
Baseler Klosters Klingental, der 1860 abgebrochen und nur in den Zeichnungen von
Emanuel Büchel von 1767 überliefert ist. Dieses und stilistisch zugehörige Wandbilder
gelten als Arbeiten des Ambrosius Holbein, die dieser als Mitarbeiter des Hans Herbst
als dem mutmaßlichen Hauptauftragnehmer für die Ausmalung dieses Kreuzgangflü-
gels ausgeführt haben soll; vgl. Schmid 1950, S. 66f; Rudolf Riggenbach, Die Wandbil-
der des Klingentals; in: Maurer 1961, S. 123-129.

112 Wilson 1996.

113 Da Ambrosius nach 1519 nicht mehr greifbar ist, betrifft dies natürlich vor allem Hans
Holbeins d. J. frühe Werke bzw. das, was man traditionell dafür hält bzw. gehalten hat:
den Züricher »Holbein-Tisch« von 1515 (siehe S.84—87, 101, 468), sowie die Madonna
von 1514 (siehe S.73-76, 348-350, 425f), das Schulmeisterschild von 1515 (siehe S.41,
100, 429f), und die undatierte »Leinwand-Passion« (siehe S. 83f, 103f, 426-428), alle im
Baseler Kunstmuseum.

Vater und Bruder: Vorbilder, Mitarbeiter, Konkurrenten? 81
 
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