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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]; Maximilian [Gefeierte Pers.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0038

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II. Entstehung und Herleitung

Zeichnung erhalten hätte21, die eine sehr nahelie-
gende Verwendung dreier gleichgroßer Bildfelder
wiedergibt (Abb. 4). Sie ist einigermaßen sicher in
das Jahr 1512 zu setzen22 und stellt einen Entwurf
für die Ausmalung der geplanten Grabkirche Ma-
ximilians dar.23 Sie überträgt das dreigliedrige
Schema in eine architektonische Formensprache:
Die Zeichnung gibt den Einblick in einen chorar-
tigen, offenbar schachbrettgefliesten, fensterlosen
Raum mit Fünfachtelschluß und einem einfachen
Netzgewölbe aus Bandrippen wieder, dessen
Dienste als überschlanke Säulen mit regellosen
Renaissance-Anklängen gebildet sind. Auf der
linken Seite des offensichtlich beschnittenen Blat-
tes trägt eine mit Groteskendekor gezierte Säule
den Ansatz des Triumphbogens und - vermutlich
- der Langhauswölbung.
Während drei der Gewölbekappen mit den
Wappen Österreichs, Burgunds und mittig mit
dem kaiserlichen Doppeladler ausgemalt sind, be-
decken die drei Wände des Polygons jeweils sie-
ben, insgesamt also 21 szenische und figürliche
Darstellungen. Über den querrechteckigen Bild-
feldern tragen die Zwickel der Bogenüberfangung

21 Inv.Nr. AD 40; 29,3 x 40,9 cm; nicht signiert, datiert o. be-
schriftet, vielleicht dem Kölderer-Umkreis entstammend.
Vgl. dazu Brauneis, Walther, Das Kaisergrab auf dem Bür-
gelstein im Wolfgangland, in: Jahrbuch des Oberöster-
reichischen Musealverbandes 121/1976, S. 169-178; ferner:
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Neuerwerbungen
1956-1980, Innsbruck 1980, S. 42!. (Farbabbildung).
22 Die unten angeführten Angaben des 1512 datierten cvp. 2835
werden derart genau umgesetzt, daß man einen unmittelba-
ren zeitlichen Zusammenhang annehmen darf. Auch zeigt
die Miniatur mit dem diktierenden Kaiser auf fol. 2v ebenso
wie die Bogenzwickel der einzelnen Szenen der Andachts-
pforte links eine Tartsche mit dem Doppeladler, rechts mit
dem gespaltenen Schild Österreich-Burgund (Hispania-
Austria 1992, Nr. 121).
23 Ausführliche Beschreibung bei Brauneis, Walther, Die
Grabmalpläne Kaiser Maximilians I. und der St. Georgs-
Ritterorden, in: Nikolasch, Franz (Hg.), Studien zur Ge-
schichte von Millstatt und Kärnten, Klagenfurt 1997.
24 Cvp. 2835, vollständig publiziert bei Karl Giehlow (Dürers
Entwürfe für das Triumphrelief Maximilians I. im Louvre,
in: JKSAK 29/1910-11, S. 14—85; Anhang). Auf die wechsel-
seitige Abhängigkeit von Text und Zeichnung wies erstmals
Brauneis, Kaisergrab 1976, hin. Der Codex enthält Diktate,

links eine Tartsche mit dem Doppeladler, rechts
mit dem gespaltenen Schild Österreich-Burgund.
Zum Inhalt der Darstellungen haben sich sehr ge-
naue, allerdings bisweilen auch recht kryptisch
anmutende Erläuterungen erhalten24. Sie sind 1512
datiert und firmieren unter der Überschrift Her-
nach volgt der Arcus der dreyer swipögen kaiser
maximilians Andacht vnd Stifft. Sie gliedern die
drei Wände von links nach rechts unter den Über-
schriften Die Ewig Andacht - Die leihs Andacht -
Deß Schatz Andacht. Für diese Beschreibung und
ihre zeichnerische Umsetzung taucht irrigerweise
gelegentlich der Begriff der »Andachtspforte«
auf25. Ihr umfangreiches Programm kann hier
nicht im Detail besprochen werden, doch sind ei-
nige wesentliche Punkte herauszuheben.26
Die linke, der ewigen Andacht gewidmete
Wand zeigt sieben Stiftungsakte, die den Sihen Al-
muesen gelten, also spitalartigen Einrichtungen,
die unverschuldet verarmten und alleinstehenden
Männern und Frauen Aufnahme boten und sie
dafür zu immerwährendem Gebet für den Stifter
verpflichteten. Neben anderen Stiftungen findet
sich Entsprechendes auch in den acht Reliefs der

die Maximilian seinem Schreiber Marx Treitzsaurwein 1512
machte, vgl. Hispania-Austria 1992, Nr. 121 (E. Irblich).
25 Etwa bei Müller, Gedechtnus 1982, S. 154, oder bei Giehlow,
Carl, Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Gebetbuches
Kaisers Maximilian L, in: JKSAK 20/1899, $■ 441- Der Be-
griff ist problematisch, da quellenmäßig nicht belegt. Er
scheint auf einer stillschweigenden Gleichsetzung der Be-
zeichnung Arcus für die Ausmalung und der bisweilen er-
scheinenden lateinischen Bezeichnung eines Triumphbo-
gens als Arcus triumphalis zu beruhen. Arcus kann jedoch
nach Du Gange auch Apsis bedeuten (vgl. Bd. I, S. 373: »In-
terdum idem quod apsis«), während dort der Begriff arcus
triumphalis überhaupt nicht vorkommt. Aus diesen Grün-
den soll künftig anstatt von der »Andachtspforte« nur von
dem Ausmalungsprogramm für die Grabeskirche die Rede
sein.
26 Vgl. die ausführliche Beschreibung bei Brauneis, Grabmal-
pläne 1997.
27 Deren Inhalt bei: Wimmer, Friedrich und Ernst Klebl, Das
Grabmal Friedrichs des Dritten im Wiener Stephansdom,
Wien 1924, S. 26ff. Die Arbeit ist noch immer (!) grundle-
gend für das größte und aufwendigste deutsche Kaisergrab
des Mittelalters. Die neuesten Herleitungsversuche und In-
terpretationen Arthur Saligers (Kunsthistorische Aspekte
 
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