haften Eindruck, welchen der Leser an der Hand einiger sorgsam
erkorener Musterstücke gewonnen hat, durch die trockenen schola-
stischen Erörterungen, wie sie der Prediger einzuflechten liebte, grau-
sam zu zerstören.
Mit Recht hat man gesagt, daß sich gedruckte Reden zu vorgetrage-
nen wie gemaltes Feuer zu brennendem verhalten; nur daß zwar nie
ein gemaltes, wohl aber ein gedrucktes Feuer aufs neue zu zünden,
zu leuchten und zu wärmen vermag. Und ein solches Feuer lodert
unauslöschlich in den Schriften und Predigten des gottbegeisterten
Mannes, welcher von den Flammen als Brandopfer für das Ideal
seines Lebens verzehrt ward, die Reform der Kirche, von der schon
die ersten Gedichte seiner Jugend geschwärmt hatten.
Beim Abschlüsse meiner Savonarola-Studien ist es mir ein Bedürfnis,
den Herren Beamten der Staats- und Universitätsbibliothek in Mün-
chen, der Marciana in Venedig, der Nazionale und Laurentiana zu
Florenz, der Vittorio-Emanuele und Casanatense in Rom für die un-
ermüdliche Dienstwilligkeit, mit welcher sie meine Arbeiten förder-
ten, verbindlichsten Dank zu sagen. Dagegen wurde mir am 25. Mai
1926, als ich, mit einem Empfehlungsschreiben des bayrischen Ge-
sandten beim Hl. Stuhle, Herrn Barons Ritter, versehen, um Erlaub-
nis zur Benutzung der vatikanischen Bibliothek bat, diese Erlaubnis
sofort, ohne Angabe eines Grundes, verweigert. Es ist wohl kaum
anzunehmen, daß Pius XL, ehedem Vorstand der Ambrosiana in
Mailand und als solcher in der Gelehrtenwelt ob seines liebens-
würdigen Entgegenkommens im besten Andenken, jene Weisung
aus eigenen Stücken gegeben habe. Wer dann wohl sonst seine Hand
im Spiele hatte? Vielleicht vermöchte der österreichische Gesandte
beim Hl. Stuhle hierüber Aufschluß zu geben, der Verfasser der
Papstgeschichte, der schon im Jahre 1898 meine in den Historisch-
politischen Blättern veröffentlichten Aufsätze über Savonarola gern
auf den Index gebracht hätte. Ich vermied es bisher, den Vorfall in
die Öffentlichkeit zu tragen, benutze nun aber die Gelegenheit dieser
neuen Schrift, der ersten, welche ich seitdem erscheinen lassen
konnte, um auch weiteren Kreisen von einem Erlebnisse Kunde
zu geben, das aus verschiedenen Gründen nicht ganz der Vergessen-
heit anheimfallen soll.
München, 12. Mai 1927 J. Schnitzer
II
erkorener Musterstücke gewonnen hat, durch die trockenen schola-
stischen Erörterungen, wie sie der Prediger einzuflechten liebte, grau-
sam zu zerstören.
Mit Recht hat man gesagt, daß sich gedruckte Reden zu vorgetrage-
nen wie gemaltes Feuer zu brennendem verhalten; nur daß zwar nie
ein gemaltes, wohl aber ein gedrucktes Feuer aufs neue zu zünden,
zu leuchten und zu wärmen vermag. Und ein solches Feuer lodert
unauslöschlich in den Schriften und Predigten des gottbegeisterten
Mannes, welcher von den Flammen als Brandopfer für das Ideal
seines Lebens verzehrt ward, die Reform der Kirche, von der schon
die ersten Gedichte seiner Jugend geschwärmt hatten.
Beim Abschlüsse meiner Savonarola-Studien ist es mir ein Bedürfnis,
den Herren Beamten der Staats- und Universitätsbibliothek in Mün-
chen, der Marciana in Venedig, der Nazionale und Laurentiana zu
Florenz, der Vittorio-Emanuele und Casanatense in Rom für die un-
ermüdliche Dienstwilligkeit, mit welcher sie meine Arbeiten förder-
ten, verbindlichsten Dank zu sagen. Dagegen wurde mir am 25. Mai
1926, als ich, mit einem Empfehlungsschreiben des bayrischen Ge-
sandten beim Hl. Stuhle, Herrn Barons Ritter, versehen, um Erlaub-
nis zur Benutzung der vatikanischen Bibliothek bat, diese Erlaubnis
sofort, ohne Angabe eines Grundes, verweigert. Es ist wohl kaum
anzunehmen, daß Pius XL, ehedem Vorstand der Ambrosiana in
Mailand und als solcher in der Gelehrtenwelt ob seines liebens-
würdigen Entgegenkommens im besten Andenken, jene Weisung
aus eigenen Stücken gegeben habe. Wer dann wohl sonst seine Hand
im Spiele hatte? Vielleicht vermöchte der österreichische Gesandte
beim Hl. Stuhle hierüber Aufschluß zu geben, der Verfasser der
Papstgeschichte, der schon im Jahre 1898 meine in den Historisch-
politischen Blättern veröffentlichten Aufsätze über Savonarola gern
auf den Index gebracht hätte. Ich vermied es bisher, den Vorfall in
die Öffentlichkeit zu tragen, benutze nun aber die Gelegenheit dieser
neuen Schrift, der ersten, welche ich seitdem erscheinen lassen
konnte, um auch weiteren Kreisen von einem Erlebnisse Kunde
zu geben, das aus verschiedenen Gründen nicht ganz der Vergessen-
heit anheimfallen soll.
München, 12. Mai 1927 J. Schnitzer
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