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Savonarola, Girolamo; Schnitzer, Joseph [Übers.]
Hieronymus Savonarola: Auswahl aus seinen Schriften und Predigten — Das Zeitalter der Renaissance, 2. Serie ; 10: Jena: Eugend Diederichs, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.56458#0283
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Hände überantwortet sein. Ein solcher nimmt von Tag zu Tag an
Schlechtigkeit zu, wir Exkommunizierten schreiten im Guten unab-
lässig voran. Wohlan, so seht ihr denn nun, der Herr ist mit uns,
und da er gewahrt, daß die Exkommunizierten im Guten ständig
zunehmen und im christlichen Leben wachsen, so will er mit uns
sein. Darum, meine Bürger, müßt ihr für unsere Wahrheit Gut und
Blut und alles in die Schanze schlagen, als gute Christen bereit, zu
sterben aus Liebe zu Christus! Frauen und Kinder, macht euch ge-
faßt, wenn nötig für die Wahrheit und aus Liebe zu Christus in den
Tod zu gehen! Ihr, meine Mönche, ich will, daß auch wir für diese
Wahrheit unser Leben zum Opfer bringen ! O mein Herr ! Ich wende
mich nun an dich! Du bist für die Wahrheit gestorben, und auch
ich bin hierzu bereit. Ich biete mich dir zum Opfer dar, nimm mich
hin! Ich bin bereit, für dich zu sterben, und bitte dich, laß mich
keines anderen Todes sterben als zur Verteidigung deiner Wahrheit,
aus daß sie deinen Auserwählten und diesem Volke zum Heile ge-
reiche ! Darum bitte ich dich, mein Herr, mein allmächtiger Gott,
hochgelobt in alle Ewigkeit! Amen.
XIX. AUS DER ZWEITEN PREDIGT ÜBER EXODUS1,
gehalten am Sonntage Sexagesima, 18. Februar 1498,
über die Ungültigkeit der Exkommunikation
(Die Predigt steht auf dem Index)
(Nachdem der Frate die Predigt vom Sonntage Septuagesima sowie die An-
sprache an die Priester vom Donnerstage, 15. Februar, in S. Marco im Auszuge
wiederholt hat, fährt er fort:)
Wohlan, so erkläre ich: Wer hartnäckig behauptet, dieser Kirchen-
bann sei gültig, den nenne ich einen Ketzer, aber wohlgemerkt nur
unter den folgenden Voraussetzungen2 . . . Erstens unterwerfe ich
alles, was ich predigen will, der Entscheidung der hl. römischen
Kirche, auf daß du nicht etwa wähnest, ich wolle mich ihrer Ent-
scheidung entziehen. Zweitens setze ich voraus, daß es keinen Men-
schen gibt, der nicht irren kann; auch der Papst kann irren. Du bist
ein Tor, zu behaupten, der Papst könne nicht irren; wie viele
1 Prediche de Fra Hieronymo sopra l’Exodo. Sermo secundus. F. VIII—XV.
2 Er setzt nun ausführlich und umständlich auseinander, daß es in allen Wis-
senschaften gewisse, keiner weiteren Erörterung bedürftige Grundvoraus-
setzungen gebe, worauf er erst zu seinem Gegenstände übergeht.

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