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Savonarola, Girolamo; Schnitzer, Joseph [Übers.]
Hieronymus Savonarola: Auswahl aus seinen Schriften und Predigten — Das Zeitalter der Renaissance, 2. Serie ; 10: Jena: Eugend Diederichs, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.56458#0068
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Des Himmels mußt du spotten, du mußt lügen;
Erst dann wird man dich schätzen und dich loben,
Bist du am Gipfel aller Laster oben.
Die Erde ist erdrückt von allen Sünden,
Auf Besserung laß alle Hoffnung schwinden!
Nie wird mehr Rom den Weg zum Rechten finden.
Fabricius und Brutus müssen klagen,
Wenn sie von diesem Sturze hören sagen.
Was Sulla nicht noch Nero konnten leisten, —
Am Falle Romas schaffen heut die meisten.
Die stille Tugend geht am Bettelstäbe,
Die Wollust mästet sich in fremder Habe,
Der redlich wandelt, ist ein weißer Rabe.
Doch eine Hoffnung laß ich nimmer fahren,
Mein ganzes Leben will ich sie bewahren:
Im andern Leben regen sich die Schwingen
Der edlen Seelen, wo die Engel singen.
Mein Lied, sei klug und weise
Und flieh auf deiner Reise
Den Purpur und Paläste!
Nimm nur bei wenigen deine Rast,
Denn aller Welt bist du verhaßt!
II. SANG VOM VERDERBEN DER KIRCHE (1475)1
Du keusche Maid2, wohl darf ich es nicht wagen,
Doch stimm ich ein in deine bittern Klagen.
Wie bist du doch so fern den selgen Zeiten,
Da sich die Märtyrer dem Tode weihten!
Der Heil’gen Kirche schwand in Himmelsferne
Und harret unser in dem Reich der Sterne.
Wo sind die Perlen, wo die Diamanten,
Die heil’gen Lehrer, die für Gott entbrannten?
1 (Guasti-Capponi), Poesie Nr. IV; Audin de Rians Nr. II. 2 Die Kirche.

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