anderswohin1, wo ich vielleicht ruhiger leben kann. Tust du aber
den Willen Gottes, so wiederhole ich dir nochmals, die Stadt Florenz
wird sehr reich, mächtig und ruhmvoll sein. Das bekenne und ver-
sichere ich? dir unverhohlen vor Gottes Angesicht, denn ich weiß, so
wird es geschehen, und Gott wird es jedenfalls fügen. Du dürftest
mir wahrlich glauben, wenn ich dir solches Glück künde; denn du
hast ja gesehen, wie auch das von mir gemeldete Unglück eintraf
und kein Tüpfelchen fehlte. Ich bemerke noch, wenn du willst, wirst
du auch die Leuchte Italiens sein. Daher fasse Mut und tue Gottes
Willen, und es geschieht, wie er sagt.
Hier fährt unser Psalm fort: ,,£> wird die Zerstreuten Israels sam-
meln.“ Dies bezieht sich auf dich, Florenz, und will heißen, wenn
dich deine in verschiedene Weltteile zerstreuten Bürger von Gott
erhöht sehen, so kehren sie mit ihren Schätzen zurück, und viele
Tüchtige wird Gott in dir sammeln. Die Sammlung der Zerstreuten
Israels bedeutet aber auch, es werde die Stunde schlagen, da die
Türken und Ungläubigen zur Taufe und zum Glauben an Christus
kommen. Ich sagte es dir ein andermal schon und wiederhole es
nachdrücklich, es sind viele hier zugegen, die es erleben werden, und
so gut sich meine früheren Voraussagungen erfüllten, ebensogut
auch diese noch zu unserer Zeit2. Die Voraussetzung ist jedoch, daß
sich die Christen zuvor bekehren und von ihrem schlechten Wandel
umkehren und sich demütigen vor dem Herrn, wie es in unserm
Psalme heißt: „Der Herr demütigt die Sünder bis zur Erde.“ Merke
jedoch, daß die Worte Gottes bei ihrer Verkündigung immer so zu
verstehen sind, daß auch die erforderlichen Mittel zu ihrer Verwirk-
lichung zur Anwendung gelangen. So wäre es nicht sehr zu ver-
wundern, wenn du, Florenz, und eine große Menge von euch die
Erstlinge der Erleuchtung und viele Märtyrer würden, denn zu Be-
ginn großer Umwälzungen geht es so. Ermannt euch daher alle zu
einem frommen Wandel und Wirken, aus Liebe zu Christus, unserm
Erlöser und unserer Hoffnung, welcher lebt und regiert von Ewig-
keit zu Ewigkeit. Amen.
1 Er sollte damals nach Lucca gehen, um die Fastenpredigten 1495 zu halten,
wozu es dann freilich nicht kam. 2 Hierin täuschte sich der Frate bekannt-
lich, allerdings trat aber auch die von ihm beigefügte Vorbedingung, die
gründliche Besserung der Christenheit, nicht ein.
110
den Willen Gottes, so wiederhole ich dir nochmals, die Stadt Florenz
wird sehr reich, mächtig und ruhmvoll sein. Das bekenne und ver-
sichere ich? dir unverhohlen vor Gottes Angesicht, denn ich weiß, so
wird es geschehen, und Gott wird es jedenfalls fügen. Du dürftest
mir wahrlich glauben, wenn ich dir solches Glück künde; denn du
hast ja gesehen, wie auch das von mir gemeldete Unglück eintraf
und kein Tüpfelchen fehlte. Ich bemerke noch, wenn du willst, wirst
du auch die Leuchte Italiens sein. Daher fasse Mut und tue Gottes
Willen, und es geschieht, wie er sagt.
Hier fährt unser Psalm fort: ,,£> wird die Zerstreuten Israels sam-
meln.“ Dies bezieht sich auf dich, Florenz, und will heißen, wenn
dich deine in verschiedene Weltteile zerstreuten Bürger von Gott
erhöht sehen, so kehren sie mit ihren Schätzen zurück, und viele
Tüchtige wird Gott in dir sammeln. Die Sammlung der Zerstreuten
Israels bedeutet aber auch, es werde die Stunde schlagen, da die
Türken und Ungläubigen zur Taufe und zum Glauben an Christus
kommen. Ich sagte es dir ein andermal schon und wiederhole es
nachdrücklich, es sind viele hier zugegen, die es erleben werden, und
so gut sich meine früheren Voraussagungen erfüllten, ebensogut
auch diese noch zu unserer Zeit2. Die Voraussetzung ist jedoch, daß
sich die Christen zuvor bekehren und von ihrem schlechten Wandel
umkehren und sich demütigen vor dem Herrn, wie es in unserm
Psalme heißt: „Der Herr demütigt die Sünder bis zur Erde.“ Merke
jedoch, daß die Worte Gottes bei ihrer Verkündigung immer so zu
verstehen sind, daß auch die erforderlichen Mittel zu ihrer Verwirk-
lichung zur Anwendung gelangen. So wäre es nicht sehr zu ver-
wundern, wenn du, Florenz, und eine große Menge von euch die
Erstlinge der Erleuchtung und viele Märtyrer würden, denn zu Be-
ginn großer Umwälzungen geht es so. Ermannt euch daher alle zu
einem frommen Wandel und Wirken, aus Liebe zu Christus, unserm
Erlöser und unserer Hoffnung, welcher lebt und regiert von Ewig-
keit zu Ewigkeit. Amen.
1 Er sollte damals nach Lucca gehen, um die Fastenpredigten 1495 zu halten,
wozu es dann freilich nicht kam. 2 Hierin täuschte sich der Frate bekannt-
lich, allerdings trat aber auch die von ihm beigefügte Vorbedingung, die
gründliche Besserung der Christenheit, nicht ein.
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