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Savonarola, Girolamo; Schnitzer, Joseph [Transl.]
Hieronymus Savonarola: Auswahl aus seinen Schriften und Predigten — Das Zeitalter der Renaissance, 2. Serie ; 10: Jena: Eugend Diederichs, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.56458#0305
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Hund, Wolf und Schaf. Das alles kommt von den entgegengesetzten
Eigenschaften in ihnen her. So gibt es auch in der Kirche unter den
Menschen entgegengesetzte Formen und Willen, der eine will Gutes,
der andere Böses tun: die Getreuen Christi und seine Widersacher,
christliches Leben auf Seiten der Guten und ein davon verschiedenes
auf Seiten der Bösen, ein Hauptmann hier und ein Hauptmann dort.
Hauptmann seiner Getreuen und der Kirche ist Christus, Haupt-
mann der Widersacher der Kirche ist der Teufel, so daß du siehst,
wie entgegengesetzte Formen zu entgegengesetzten Wirkungen
führen. Die Truppen, an deren Spitze Christus als Hauptmann steht,
sind das christliche Leben und alle Tugenden. Der Teufel hat als
Hauptmann alle Laster und alles gottlose Leben als seine Truppen
und Soldaten unter sich. Wie du weißt, trägt man in zwei feind-
lichen Lagern verschiedene Feldzeichen; der eine trägt das Feld-
zeichen und Banner des Adlers, der andere das der Lilie, und so
haben sie alle verschiedene Feldzeichen1. Wenn du also die Armeen
mit ihren Feldzeichen und Fahnen gewahrst, so ersiehst du aus
ihnen, ob du Franzosen oder Italiener vor dir hast. Das Feldzeichen
Christi ist ein ehrbares Leben, Beichten, Kommunizieren, die Sünde
fliehen, Gott nicht beleidigen, den Nächsten nicht kränken. Das
Feldzeichen des Teufels sind die sündhaften Spiele, Fluchen, mit
Kebsen Zusammenleben, die Guten verfolgen, Gott nicht fürchten,
Übles vom Nächsten reden. Willst du also in unserem Kriege unter-
scheiden, welchem Heere wir und welchem die Gegner angehören,
so blicke auf die Feldzeichen! Siehe zu, ob die Feldzeichen unseres
Heeres die Wappen Christi sind oder nicht; und ob die gegnerischen
die Banner Christi oder des Teufels sind. So hat jedes Heer auch
seine besondere Kampfweise. Auf andere Art kämpfen die Türken,
auf andere die Italiener und Christen. Die Christen kämpfen mit den
Waffen des Glaubens, des Gebetes und der Geduld, die Türken und
Teufel aber in der Rüstung des Hasses, der Wut, der Gotteslästerung
und alles Bösen, das sie verüben können. So frage ich dich denn:
auf welcher Seite wirst du fechten? Auf Seiten der Christen oder
der Türken und Teufel?
,,O Vater, diese Christen sind exkommuniziert.“
1 Das Bild von den beiden feindlichen Heerlagern, von den beiden Heer-
führern und von den Bannern Christi und des Satans, zwischen welchen die
Seele die Wahl hat, spielt bekanntlich auch im Exerzitienbüchlein des hl.
Ignaz v. Loyola eine Rolle.
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