Siebenkees, Johann Philipp: Handbuch der Archäologie oder Anleitung zur Kenntniß der Kunstwerke des Alterthums und zur Geschichte der Kunst der alten Völker (Band 1) (Nürnberg, 1799)

Wahrfagungskünfte , Expiationen, welche von ihnen er-
funden wurden; und wovon auch Hetrurien die Mutter
der Superltitkm genennt wurde. Ihre Bücher über dio
Divination erregten Entfefczen und Schrecken in jc-dem,
der He nachfchlug, fo fürchterliche Worte und Figuren
enthielten fie. Jene h e t r u fcifc h en, P r 1 e fter , welche ander
Spitze der Tarquinier mit Fackeln"und Schlangen in den
Händen, die Homer anfielen, können eine Idee von ih-
ren religiöfen Ritus geben. Einen andern Beweis ihres
melancholifchen Temperaments gehen die Darftellungen
von Mordfcenen, welche man auf ihren Toden-Denkma»
Jen vorgeftellt lieht, da hingegen die Griechen, deren Ge-
blüt leichter flofs, durch angenehme Bilder und Fabeln,
welche lieh auf das menfebliche Leben bezogen , die Idee
des Todes ertraglicher zu machen fuchten, Bey ihnen
waren auch die blutigen Schaufpiele einheimifch. Die
* Börner lernten fie von ihnen , die Griechen aber verab-
scheuten fie jederzeit.

Doch würden fie vielleicht durch Übung und Fleifs
die -Fehler, welche durch ihr Temperament, ihren Kunft-
werken anhangt, überwunden haben , wenn ihr Staat län-
ger feinen Wohlfianf^in Ruhe genofleri hätte. Aber feind-
liche Einfälle hinderten fie an der Vollendung derKunft.—

Die Hetrusker haben in allen Theilen der bildenden
Künfte viel geleiftet, aber überall fieht man Spuren ihres
Nationale! iarakters#

Ihre Architektur ift fchwerfällig und äufTerft einfach,
und unter dem Namen der toskanifchen Bauart bekannt,
Erhalten hat fich von ihren Gebäuden nichts, als hie und
da Mauern , welche an den Ungeheuern Quaderftücken,
die ohne Mörtel zufammengelegt, und bisweilen mit Kl am-