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Siebenkees, Johann Philipp
Handbuch der Archäologie oder Anleitung zur Kenntniß der Kunstwerke des Alterthums und zur Geschichte der Kunst der alten Völker (Band 1) — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.5300#0196

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186

Zweytes Capitel.

Gang der Kimfi b'ey den Eeiruriern. Urfachen ihres Zu-
rückbleibens in derfelben^ Was fie leißeten. Epochen
ihrer Kunßgcfchichte*

33 ey den Hetruskern nahmen die Künße eben den Gang,
den Tie bey andern Völkern nahmen. Man fieng vom Ro-
hen und Ungeitalteten an , bildete lieb nach und nach aus,
und gelangte endlich zur Vollkommenheit.

Diefe Nation brachte es in der Kunft fehr weit; abei
den hohen Grad der Vollkommenheit, worauf die Grie-
chen ihre Künfie brachten , erreichte fie nie. Man findet
in ihren Werken des heften Stils einen eigenen National-
charakter, Liebe zum manierirten, und übernatürlich ex»
prelliven ; eine ungemeine Härte in der Zeichnung , und
im Ausdruck, Trockenheit, übernatürlich© und gewaltfa-
me Stellungen f einen unermüdeten Fleifs in Nebendingen-,
in Gewändern und Falten, aber Mangel an griechifcher
Eleganz und Grazie.

Die Urfache, warum die Hetrusker in diefer letzten
hinter den Griechen zurückgeblieben find , mag theils in
ihrem Temperament, theils in ihrer politifchen Lage zu
fuchen feyn. So viel man von ihnen in der Gefchichte
weifs , fo müden fie viele Neigung, zur Melancholie ge-
habt haben. Per fönen von diefem Temperament findzwar
fehr gefchickt zu tiefen und anhaltenden Unterfuchungen;
aber ihre Empfindungen find zu lebhaft und zu tief, und
eben defs wegen der fanften Bewegung weniger empfang-
lieh r welche den Geilt gefchickt macht, das Schone zu
denken, zu empfinden, und darzustellen. Ein Beweis von
ihrer melancholifchen Gemüthsart find die vielen Auguria,
 
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