Siebenkees, Johann Philipp: Handbuch der Archäologie oder Anleitung zur Kenntniß der Kunstwerke des Alterthums und zur Geschichte der Kunst der alten Völker (Band 1) (Nürnberg, 1799)

An Orten, wohin man mit dem Schneidezug nicht
kommen kann, bedient man fich der Demantfpitze. Die-
fes ift eine fehr langfame Arbeit, und fodert einen Ktinft-
ler, der feiner Hand völlig Herr ift; denn der geringfte
Fehler verderbt das Werk.

Auch hat man Spitzen von Kupfer, welche man in
mit Demantfianb gefülltes Oel taucht. Mit diefen kann
man an Orten arbeiten, wohin felbft die Demantfpitze
nicht kommen kann.

So werden die tiefgefchnittenen Steine, und die Ca-
meen gearbeitet.

Wenn alles vollendet ift, dann wird der Stein mit
Trippel polirt.

Drittes Capitel.

'Erfindung der Steinfchneidekunß^ und Ausbildung derselben.

JDie gefchnittenen Steine begreift man unter dem Na.
men der Gemnen. Sie find entweder tief gefchnitten
(en creux) oder erhaben, Cameen,

Zu der Erfindung der Steinfchneidekunft gaben die
Siegelringe Gelegenheit. Man grub fchon in den altern
Zeiten in die Ringe von Metall Charaktere und Namen,
deren man fich zum Siegeln bediente. Wie man in der
Folge anfieng, edle Steine zum Luxus in den Ringen zu
tragen, fo machte man auch Verfuche, die Charaktere,
welche man in Metall grub, in die Steine zu graben.

Diefes gab Gelegenheit zur Erfindung der Steinfchnei-
dekunft; deren erfte Verfuche, wie bey allen Künßen, im
Anfang roh waren, bis man endlich Werkzeuge erfand,