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Siebenkees, Johann Philipp
Handbuch der Archäologie oder Anleitung zur Kenntniß der Kunstwerke des Alterthums und zur Geschichte der Kunst der alten Völker (Band 1) — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.5300#0334

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S20

Die lezte Begebenheit des Hercules, die Vergiftung
feines Gewands, und feine Verbrennung ift oft vorge-
ßellt werden.

Ein leidender Hercules ift im Pallajt Earberini Spen-
ce Polym. 19. 3. Montf. I, 13g. 4*

Torfo imBelvedere. Ein Bruchftück eines der gröfs.
ten Meifterftücke der Kunft gefunden, unter Jul. II,
Kopf, Arme und FüJTe find verlohren gegangen, nur
der Rumpf und der antike Tronc worauf er fitzt ifi
übrig. Auf diefem ift der Name des Künftlers, Apollo-
nius, Neftors Sohn von Athen, eingehauen. So viel
man aus der Anatomie fchliefsen kau, fafs die Statue -
vorwärts gebückt, der Kopf aufgerichtet, auf die Keule
gelehnt. Seine Löwenhaut ifi: über den Sitz geworfen —
Was fonft den Hercules auszeichnete', die hochgewölbte
Bruft, die unbeugbaren Harken Schultern, ift bey diefem
Bruftftücli; im höchften, im fchönften Grad. Aber die
ftarken Muskeln find nicht ausgedrückt — fein Körper
fcheint der ätherifche Körper einer Gottheit — und fo
dachte fich ihn auch der Künftler. Er ftellte nicht den
Helden, fondern den fchon unter die Götter aufgenom-
menen Hercules dar. Hercules kämpfte hier nicht mehr
mit Kiefen und Ungeheuern; daher hat er auch keiner
ftarken Sehnen mehr nöthig ; er entkräftet nicht mehr,
Hebe hat ihn fchon den Becher der Unfterblichkeit ge-
reicht. Er fitzt auf dem Olymp im Götterrath, und
überdenkt feine Thaten, welche ihm die Unfterblichkeit
gaben.

Michel Angelo ftudirte 7 Jahre nach diefem Bruch-
ftück, daher heilst es auch bey den altern Antiquaren
il Torfo di Michelangelo.
 
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