Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0195

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
kann schon deshalb nicht in Betracht kommen, weil das un-
ebene Terrain von diesem nach der Agora hin zur Anlage
von Hallen und sich anschliessenden Heiligthümern vollständig
ungeeignet, wie auch der Felsrücken für einen lebhaften Ver-
kehr, namentlich für Fuhrwerk, viel zu steil war. In der
That haben sich die neueren Ansichten denn auch stets für
eine- jener beiden Möglichkeiten entschieden. Abweichende
andere Ansichten z. ß. die Forchhammer'sche sind jetzt durch
die sichere Erkenntniss der Lage der Agora definitiv be-
seitigt.

Was zu Gunsten der einen oder der andern Ansicht bis-
her geltend gemacht ist, kann eine endgültige Erledigung der
Frage kaum herbeiführen.

Für das Dip3'Ion hat zuerst Otfried Müller sich aus-
gesprochen ')•, dieser Ansicht schloss sich Ulrichs 2) und dann
Curtius ll) mit der grössten Bestimmtheit an. Die dafür gel-
tend gemachten Gründe sind folgende. Das Dipylon war das
llaiiptthor von Athen, es war nach dem Ausdruck von Livius
(XXXI 24) porta velut in ore urbis posita, maior aliquanto
patentiorquc quam ceterac. Es ging, wenigstens in späterer
Zeit, die gewöhnliche Strasse vom Peiraieus nach Athen durch
das Dipylon: hier war überhaupt der bequemste Weg ganz
in der Ebene, der alle Hügel vermied und der zugleich direkt
in das besuchteste Stadtviertel führte. Wenn Pausanias also
vom Phaleron her bis an das itonische Thor hinan-, aber nicht
hineingeht, sondern an demselben umkehrt, um durch ein
anderes Thor seine Stadtwanderung zu beginnen, so kann
vernünftiger Weise kein anderer Grund dafür gedacht werden,
als dass er „ die berühmte Stadt von ihrer eigentlichen Schwelle
betreten wollte". Auch die Hallenstrasse, die vom Thor nach
dem Markt führt, spricht dafür. Es ist offenbar diese von
dem natürlichen Eingang und Ausgang der Stadt ganz in

1) 0. Müller in den Zusätzen zu der deutschen Uebers. der lten
Ausgabe der Leake'schen Topographie (1820) S. 453 und im ind. lect.
Gotting. 1840 S. 6 f.

2) Ulrichs in Zeitschr. f. A. 11'. 1844 S. 22 Anm. 7 (= Belsen u.
Vorsehungen II S. 178 Anm. 10) und annali d. instit. XIII S. 75 (= Meisen
u. Forschungen II S. 136).

3) Curtius in Abhandl. der Berliner Alcad. 1854 (zur Geschichte
des Wegebaus bei den Griechen) S. 276 und att. Stud. II S. 17.
 
Annotationen