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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0376

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— 364 —

Nun, gerade die Athener rühmten sich ja zuerst von
allen Hellenen den Herakles als Gott verehrt zu haben; und
dass bei der ganzen Verehrung des Herakles die zwei Strö-
mungen des Heroenkultus und des eigentlichen Gottesdienstes
neben einander gehen, ist ja anerkannt. Es ist hier nicht
der Ort, diese merkwürdige Erscheinung weiter zu verfolgen:
es genügt darauf hinzuweisen, dass eine auf des Atheners und
kundigen Mythologen Apollodoros Autorität zurückgehende
Aussage bezeugt, dass im athenischen Gau Melite Herakles
als Gott verehrt wurde1). Und zAvar war es ein hervorragen-
des Heiligthum, das dieser Herakles Melon-Alexikakos2) zu
Melite besass nach den Worten des Scholiasten zu Aristoph.,
Frosch. V. 501 ev MeXiin ecrlv emcpavecraTOv iepöv 'HpaxXeouc
äXeHiKctKou.

Mit diesem Herakleion in Melite unsern Tempel zusam-
menzubringen ist einmal topographisch zulässig, da der Gau
Melite bis hieher erstreckt werden darf3): auch emcpavecTaTOV
kann dies weithin sichtbare prachtvolle Heiligthum recht eigent-
lich genannt werden. Und auch die Zeit der Erbauung des
Tempels steht nicht im Wege. Natürlich muss der Gott hier
schon früher eine Kultstätte besessen haben: sie mag aber
gleich so vielen andern von den Persern zerstört worden sein.
Und dass man in der ersten Hälfte der Pentekontaetie sein
Heiligthum wieder herrichtete, wird direkt dadurch bestätigt,
dass sein Kultbild von Ageladas, dem Lehrer des Pheidias,

1) Zenob. V 2.2 unXov 'HpciKXiic ATtoXXöbwpcc (Erg. U bei Müller,
frg. hist. Gr. 1 S. 431) tv -tok -rrcpi Öeiüv öxi OueTcu 'A0r)v>iav HpaKXe'i
<Ue£iKÖKUj (bidZoucd Tic 8uda kt\. Iiesych. u. d. W. MnXiuv 'HpctK\f)c'
övouacGn,vcu qpaci töv Beöv oütujc 6id tö \xr\ kpeia Oöeiv ccütw toüc
MeXixeic dXXd töv Kapiröv tu ufjXa. Lolling in den Göttinger
Nachr. 1873 S. 470 Anm. 1 hält das Prädikat 0e6c iür eine gutmüthige
Flunkerei.

2) Vgl. ausser Zenob. a. a. 0. Hesyeh. u. d. W. ti< MeXiTnc ucicti-
-fiac — KuXerrou be 6 ev MeXiTi] 'HpaKXfjc dXesiicaKOC.

3) S. oben S. 348 ft'. Gurlitt in Jahrb. f. Philol. 1869 S. 160 hält
die neue Bezeichnung iür nicht recht glücklich: „denn hier lag
doch einer der zwei Deinen mit dem Namen Kolonos"; er hat nur den
Nachweis vergessen, ilass der städtische Kolonos je ein Demos gewesen
sei und nicht beachtet, dass gerade der Kolonos Agoraios in Melite
lag (s. S. 349).
 
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