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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0403

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bei vollständigem Fehlen jeder Spur eines ursprünglichen
Widerstreits zwischen Athene-Verehrern und Hephaistos-
Verehrern so eng mit dem der Athene verwachsen, dass Piaton
geradezu diese beiden Götter als die gemeinsamen Landes-
götter hinstellt1); erscheinen sie doch sogar als Aeltern sowohl
des Erechtheus als des Apollon vereinigt2), was zugleich auf
das hohe Alter dieser Verschmelzung hinweist. Und — Avas
für unsere Betrachtung das wichtigste ist — auf attischem Stadt-
gebiet erscheint Hephaistos überall, auf der Burg im Erechtheion,
auf dem Kolonos Agoraios und in der Akademie mit der
Athene gemeinsam verehrt3) und gerade in seiner Be-
ziehung zu Erechtheus, also in seiner Kultstätte auf der Burg
noch in der ursprünglichen kosmischen Bedeutung als wär-

1) Platoii, Kritias S. 109c ä\\ot uev ouv kcit' «XXouc töuouc k\x\-
pouxncavxec 0ewv dKelva tKocp.ouv, "Hcpaicroc b£ koivi)v i<ai "Aünvü
qpuav e'xovtec • • • u'av ö|acpw XnEiv ri'ivbe ti'iv xdipav tiXiixaxov. Vgl.
auch was Otto Jahn in den Sitzungsber. der Leipz. Ges. d. Wiss. 1801
S. 323 ff. zusammenstellt.

2) Ueber das Kind Erechtheus s. Weleker, gr. Göltcrl. I S. 284 ff.,
Preller, gr. Myth. I2 S. 158 Anm. 2 und Mommsen, Hcortologic S. 34;
über Apollon Schümann, opusc. I S. 324 £F., Weleker, gr. Götterl. I
S. 492.

3) Im Erechtheion hatte Hephaistos neben Poseidon und Butes
seinen eignen Altar (vgl. Paus. I 2G, 6) und Platou, Kritias S. 112b
nennt das Erechtheion geradezu Heiligthum der Athene und des He-
phaistos (tö &' enravw [nämlich der Urburg] tö udxiuov Yevoc . . . Trepi
tö rrje 'A6nväc 'Hcpaicxou te iepöv kcitujk>ik£iv), und eben das Erech-
theion nieint wohl auch Augustin., de civit. dei XVIII 12: doctiores . .
hanc opinionem fabrdosam hinc exortam ferunt, quia in templo Vulcani
vt Mincrvac guod ambo Uttum habebant in Athenis etc. Ebenso ist in
dem 'HtpaicxeTov auf dem Kolonos Agoraios Athene verehrt (s. Paus. 1
14, 6), und zwar als 'Aönvä 'Hqiaicxia (s. Keil im Philolog. XXIII S. 219
und Bergk im Haller Programm vom 18. November 1863 S. 4), unter
welchem Pcinamen sie übrigens auch Hesychios u. d. W. 'HqpaicTia
kennt. Auch wurden beide Gottheiten nach Apollodoros (Erg. 32
i» Müller, frg. hist. Gr. I S. 434 = Schob Sophokl., Ucdip. Colon. 57)
in der Akademie (wo ein Platz xciXköhouc öböc nach den hier befind-
lichen Erzadern hiess, wie derselbe Apollodor. Frg. 33 = Schol. Soph.,
OUlip, Kolon. 58 bezeugt) gemeinsam verehrt (cuvtiuütcu be Kai Iv
AKabimia [6 TTpoun6euc] Tfj 'A6r|vä KaSduep ö "H(paicTOc). Sollte aus
dem Gaue der Kerameer dieser Kult den Burgbewohnern zugekom-
men sein?
 
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