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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0405

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— 393 -

ähnlichen Zufluchtsstätten, wie sie die iiiteste Zeit bedurfte,
auf athenischem Stadtterrain noch zwei Höhen, die nur un-
bedeutend niedriger sind als jener, der Agrahügel östlich der
Burg und das Museion südlich derselben. Beide ermangeln
auch nicht der übrigen für eine Niederlassung erforderlichen
Bedingungen, beide haben mit ihrer Umgebung auch schon
iu ältester Zeit eine Sondersiedelung erhalten, jener von ioni-
schen und verwandten Stämmen, dieses von thrakischen Ge-
schlechtern. Das scheint mit hinlänglicher Evidenz aus einer
genaueren Betrachtung der Kultstätten in beiden Gegenden
hervorzugehen.

Der Agrahügel hat — mit der Ostseite zu beginnen1) —
sich zur Seite noch ein paar gesunden Aufenthalt gewährende
Hügel, vor sich eine den heilsamen Seewinden wenigstens
-zum Theil offene Ebene mit hoher durch den Iiissos erzeugter
Eruchtbarkeit und in der Nähe die einzige bedeutendere trink-
bare Quelle des Gebietes. So war hier für eine Niederlassung
ein entschieden günstiger Bäum. Nun liegt aber gerade hier
eine ununterbrochene Reihe von Kultstätten, denen an Al-
ter und Ansehen nur die auf und an der Burg gelegenen
gleichkommen: und dies ist um so bemerkenswerther, als
später — bei der ältesten Ummauerung der Stadt ebenso wie
bei der Themistokleischen — diese ganze Gegend ausserhalb
der Stadt lag. Und wenn auch eine Zurückführung aller dieser
Stiftungen auf einen bestimmten Stamm unmöglich ist, viel-
mehr hier verschiedene Ansiedelungen von verschiedenen Seiten
her zugewandert sein mögen, so kann doch mit Sicherheit das
ionische Element als Grundstock angesehen werden.

Auf ionische Männer sind zunächst unbedenklich die
Apollonheiligthümer zurückzuführen, das Delphinion und das
Pythion. Dass der Kult des Ajiollon Delphinios allen loniern

1) Die Gründe, die für die Annahme einer Sondersiedelung in
dieser Gegend sprechen, hahe ich zuerst im N. Rhein. Mus. XXIII
S. 170 fi'. dargelegt; Curtius, crl. Text S. 23 hat dazu seine prineipielle
Uebereinstimmung erklärt. Ich habe jetzt das Ganze genauer aus-
geführt, Einzelnes auch nach nochmaliger sorgfältiger Prüfung ab-
weichend formulirt; namentlich hat sich mir die im N. Rhein. Mus.
XXIV S. 84 f. ausgesprochene Ansicht über den Poseidon Helikonios
als unhaltbar herausgestellt.
 
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