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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0417

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— 405 —

Timaios') liebt ausdrücklich hervor, dass die Insel den phöni-
kischen Handelsschiffen als Zufluchtsstätte gedient habe2). Eine
andere Etymologie des Namens ist hier geradezu unstatthaft3).

Auch bei der Insel Samothrake würde sich der Name
Melite, den sie in ältester Zeit nach Strabon') geführt haben
soll, als punisch, nämlich als identisch mit dem andern alten
Namen Caövvncoc auffassen und durch die Hinweisung auf
die Sage von der grossen Ueberschwemmung erklären lassen5).

Es liegt somit jedenfalls die Möglichkeit einer Deutung
aus dem. Punischen auch bei dem attischen Gaunamen vor;
und zu ihr zu greifen liegt um so näher, als hier eine annehm-
bare Erklärung innerhalb des Hellenischen überhaupt nicht
aufzufinden ist6). Zu hoher Wahrscheinlichkeit wird diese
Möglichkeit aber gesteigert durch den Nachweis, dass hier
wirklich Spuren phönikischer Ansiedelung zu erkennen sind.

1) Bei Diodor. V 12; s. Müllenhofl', deutsche Alterthumslcunde I
S." 451 f.

2) Diodor. a. a. 0. sagt: ecn f\ vfjcoc au-rn, <Poivikuuv äitoiKoc, o'i
Täte euTropicuc biccTevvovTEC uexpi toü xaT& ti'iv büav uuxeavoü KaratpuTiiv
eTxov Tauxnv, eüXiuevov oficav Kai xeiiaevnv TieXajiav. Vgl. Movers, die
Phönizier II 2 S. 347.

3) Man hat den Namen zwar auch mit dem Honigreichthum der
Insel zusammenbringen wollen; dieser selbst beruht aber nur auf einem
Missverständniss von Cicero, Verrin. II 74, 183 non quaero unde CÜCC
amphoras meüis hahueris, unde täntum Melitensium (in der Stelle bei
Cicero a. a. 0. IV 46, 103, die auch angeführt wird, steht nicht einmal
etwas, was missverstäudlich so gedeutet werden könnte).

4) Strabon X S. 472 direXeevv toütouc (toüc KopüßavTctc) eic Cauo-
6puKr|v xaXouuevnv irpöxepov M£Xvrr|v.

5) S. Diodor. V 47: auf der benachbarten Insel Thasos Bassen be-
kanntlich frühzeitig Phönikier; und auch- in Samothrake scheint der
Sonnendienst, wie der in Khodos und Kreta, von den Phönikiern ein-
geführt (s. Brandis im Hermes II S. 262 Anm. 4) und spricht auch sonst
manches für ihre Anwesenheit (s. Movers, die Phönizier II 2 S. 281 f.).
Selbst für den akarnanischen See bei Oiniadai ist diese Herleitung des
Namens Melite aus dem Phönikischen möglich, s. Hehn, Kulturpflanzen
S. 21, Bursian, Geoyr. v. Gr. I S. 122.

6) Wenn Bursian in Pauly's Real • Encykl. I2 S. 1970 annimmt,
dass der Name des athenischen Gaus wie so viele attische Ortsnamen
(vgl. Marathon, Ehamnus, Phegaia, Agnus, Prasiai, Anagyrus u. a.)
von einer an dem Ort in grösserer Menge vorkommenden Pflanze, näm-
lich der Melisse, ueXiccö<puXov oder ueXireia herzuleiten sei, so ist das,
obwohl Dettmer, de Hemde Attico S. 63 zustimmt, sprachlich un-
zulässig: gerade die angeführten Beispiele können das zeigen.
 
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