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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0459

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— 447 —

Westen der Burg ausser Betracht lässt und sich mehr an
die von ihm angegebenen Einzeldaten als an die bestimmte
Formulirung hält, so widerspricht sie auch nicht; denn wir
haben ja wirklich neben der Burg eine Bewohnung der Stät-
ten nördlich und westlich der Kallirrhoe anzunehmen. Hat
sich nun aber. — fragen wir weiter — in den Sagen irgend
eine Erinnerung an diese ältesten Zustände erhalten?

Wenn ich nicht irre, so findet sich wenigstens eine solche
für die Gesammtheit dieser Zustände allerdings, und zwar in
dem schon wiederholt angeführten Bericht des Atthidographen
Kleidemos') über die Kämpfe des Theseus mit den Amazonen.
Dieser denkt sich die Amazonen in Melite in einem Halb-
kreis um die Westseite der Burg aufgestellt ; sie belagern also
die Burggemeinde. Sie werden dann einmal von der Höhe des
Museion herab angegriffen, zum andern führt Theseus vom
Osten, von der Bissosgegend, seine Schaaren zum Angriff
gegen die kriegerischen Weiber2). Wenn man Kleidemos
diese Züge nicht einfach rein aus der Luft greifen lassen

Kar ein semitischer z. B. hebräischer Stamm und eben das Schaf be-
zeichne, so dass also die Karer „Schäfer" genannt wären, wozu das
weidereiche' Karien sehr gut passe. Dagegen ist das von Hesych.
genannte KÖp unzweifelhaft ein indogermanisches Wort (vgl. Curtius,
gr. Etym. II1 S. 311), welches im Ionischen ebenso das „Schaf" be-
deutet (Hesych. u. d. W. Ktxpa . . "Ituvec id -npößaTa), wie sonst xäpvoc
(s. Hesych. u. d. W. Kupvoc . . irpoßarov); dass es in der Sprache der
Karer diese Bedeutung habe, sagt Hesych. a. a. 0. (Küp edvaroc cpetip'
irpoßarov yivoc KapiKÖv) durchaus nicht, sondern nur, dass ausser den
verschiedenen anderen angeführten Dingen Kdp auch noch das Karische
Volk bezeichne; endlich hiess nach Krates (S. 41 meiner Ausg.) das
Schaf im Karischen vielmehr küjc (s. Lagarde S. 269). Die Glossen sind
aber überhaupt für diese Frage sehr unergiebig: selbst gegen die auf
den ersten Blick bestechende Deutung des Wortes 'AXdßavoct, das La-
garde nach Anleitung der Worte des Stephan. Byz. u. d. W. 'AXdßav&a
— 'AXaßdvbou, ö £cn Kcrrd Tr|v Kapwv cpwvr|v iiriroviKoc als aus ala—
sanscr. arva, Pferd und handa = pers. band zusammengesetzt (Pferde-
händiger) erklärt, wird man geltend machen müssen, dass Alabanda
schwerlich von den Karischen Städtenamen, die auf -anda und -inda
ausgehen, wie Labranda, Karyanda und Alinda, getrennt werden
könne, d.h. dass anda Lokaldeterminativ, der Stamm alab sei. Cultus
und Eigennamen bieten aber genug Anhaltspunkte, um ein semitisches
Element zu erkennen.

1) Bei Plutarch., Thes. 27.

2) Kleidemos nennt zwar mit den Worten duö TTaXXaMou Kai
 
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