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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0473

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— 461 —

Vielleicht ist es möglich, diesen orientalischen Charakter
des Gottes noch etwas genauer zu bestimmen. Das Diomeische
Herakleion wird gewöhnlich als das im Kynosarges gelegene
bezeichnet: was bedeutet nun aber dieser Name ? Ist er, was
möglich erscheint'), daher genommen, dass dereinst an dieser
Htiitte Hunde gehegt wurden, so bietet sich ungesucht die
Analogie des Heiligthumes des Gottes Adranos in Sicilien,
in dessen Hain man eine grosse Zahl dem Gotte heiliger
Hunde pflegte-). Diesen Adranos hat nun aber Holm3) richtig

1) Eine sichere Etymologie des Wortes ist freilich noch nicht ge-
funden: die durch eine etymologische Legende gestützte Herleitung von
Küujv und dp-föc (in dem Sinne des homerischen Beiworts derHunde, mag es
nun schnell oder weiss, glänzend bedeuten), wie sie sich hei den Alten
findet (Bachmann, An. Gr. I S.210, 30; Eustath. zur Odyss. S. 1430, 57; Hesy-
chios, Photios u. Suidas u. d. W. KuvöcapYec u. a. m.) ist sachlich und sprach-
lich gleich unmöglich, die bei- Suid. u. d. W. ec Kuvöcap-fec oiovel ec
KuvöcapKec und Cosmas zu Gregor. Naz. IV S. 478 (bei Migne) von
Küwv und cupt nicht besser. Auch was Göttling aufgestellt hat (Ber.
d. sächs. Ges. d. Wiss. 1854 S. 19 f. = ges. Abh. II S. 165 f.) Kuvöcap-
Yec sei das teuevoc, wo der küwv, d. i. der Kerberos dp-ff|c d. i. evocp-
ff\c war, ist unhaltbar (s. Dettmer, de Hercule Attico S. 19). Dass der
erste Bestandtheil des Wortes mit küuuv zusammenhängt, wird kaum
bezweifelt werden können: denn die kürzlich hervorgehobene Verbin-
dung mit dem Herakles Kuvdöac, der aus der Inschrift N. 44 bei Heuzey,
le tnont Olympe et l'Acarnan. S. 483 (e\eu6€pw0€ic ... 'HpuKXei Kuvu&u)
bekannt geworden ist und der mit der von Hesychios u. d. W. Kuvdöac
bewahrten Bezeichnung für Freigelassene (s. M. Schmidt im Philolog.
■XVII S. 549) und dem Namen der argivischen Quelle, aus der die Frei-
gelassenen tranken, Kuvd&pa zusammen gebracht wird, ist um so mehr
aufzugeben, als Herakles im Kynosarges in erster Linie eben Gott der
vö8oi und nicht der dTreXcüOepoi ist. Im zweiten Bestandtheil muss ein
zur Lokalbezeichnung passendes Wort stecken; Dettmer S. 20 vergleicht
"Apxoc. Näher liegt vielleicht an die Wurzel Fepy, ursprünglich Fapy
(Sskr. vragas Hürde, vrganam Hof) zu denken (s. Curtius, gr. Etym.
I4 S. 180), oder an die von Dietrich bei Mommsen, Heortol. S. 30 Anni.
angenommene Wurzel harg (althochdeutsch haruc, Hain); in beiden
Fällen erhielten wir die Bezeichnung des Abgeschlossenen, des Haags,
des Hains. In beiden Fällen hätten wir auch die älteste Stufe der
Composition, die Zusammenrückung, wie im Homerischen TTu\orfevr|C
(s. Justi, üb. d. Zusammcns. d. Nomina in indogerm. Sprachen S. 14).

2) S. Ailian., Jiist. anim. XI 20 Küvec deiv iepoi, Kai o'iöe Gcparreu-
TÖP6C aüToO ('Aöpavoü) Kai XaTpeüovTec ol . . . x'^uiv oü fieiouc töv
"piOuöv.

3) Gesch. Siciliens im AU. 1 S. 95 und 377.
 
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