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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0475

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— 463 —

darf hier noch im unmittelbaren Anschluss an den Ursprung
alles griechischen Gemeindelebens aus der Familie und dem
Geschlecht der Herdaltar des Stammhauptes oder Königs,
vor dessen gastlichen Tisch sich in den homerischen Gesängen
die Geronten zur Beratschlagung versammeln, eben auch als
Gemeindeherd gelten. Ein eigentlicher Kultus der Hestia
ist freilich den'homerischen Gesängen, also wohl überhaupt
der ältesten griechischen Zeit, trotz der Heiligkeit des Herdes,
noch unbekannt'): an Stelle dessen finden wir den Zeuc
epxeioc oder ecpecnoc; an seinem Altar waltet der Familien-
vater seines hauspriesterlichen Amtes; besonders heilig und
bedeutungsvoll ist sein Altar in den Königspalästen-). So
werden wir berechtigt sein, dieses sakrale Centrum der pelas-
gischen Burggemeinde auf der Akropolis3) und zwar in dem
Altar des Zeus Herkeios beim Erechtheion'), als dem Königs-

1) S. Schümann, gr. Alterth. II S. 170; es ist offenbar erst eine
spätere Entwickelung, dass Hestia als Göttin des städtischen Vereins
betrachtet wurde; Preller, gr. Myth. I2 S. 327 und namentlich Welcker,
gr. Götterl. II S. 692.

2) S. Preller, gr. Myth. I2 S. 114, Welcker, gr. Götterl. II S. 204.
;i) Mit Unrecht pflegt man (s. Curtius, att. Stud. 11 S. 55, Preuner,

J'lestia- Vesta S. 125 ft'., Schöll im Hermes VI S. 18) als Zeugniss dafür,
dass der älteste Gemeindeherd von Athen auf der Burg gelegen habe,
l'ollux IX 40 anzuführen. Denn dessen Worte: tici b' ev aÜTfj (tu.
ÜKpoiroXei) irpuiaveiov Kai ecria xfjc ttöAeuic, nap' fj £citoüvto oi' re kotu
on,uodav npecßetav rjKOVTec Kai oi oiä irpütiv xiva crrricewc dtiwöev-
Tec Kai ei Tic ek Tiprjc deiciTOC fjv sind zwar nicht lückenhaft, wie
K. F. Hermann, griech. Privalalterth. § 18 Anm. 11 glaubt, zeigen aber
durch ihre Fassung deutlich, dasß er von dem einzigen Prytaneion, das
die athenische Geschichte überhaupt kennt, spricht, dem am Nordabhang
des Burghügels: der Ausdruck iv Tfl uKporröXei liisst zwar an Genauig-
keit zu wünschen übrig (korrekt hätte l'ollux vielmehr üttö Tr|v ÜKpö-
iroXiv sagen müssen); allein er ist doch nicht ungenauer als z. B. die
Aussage des Schob Aristoph., Vögel 832, dass das TTeXacYiKÖv xeixoc
£v Tf) dKponoXei sei.

4) Vgl. Philochoros (Frg. 14G bei Müller, frg. hist. Gr. I S. 408)
hei Diorry8. Halik., de Dinarch. fj 13 kuwv . . büca eic to TTavbpöceiov,
töv ßuupo-v dvaßöca toü fpKtiou Aiöc tov \md ifl £Xala Ka-r^Keixo.
Diese Annahme weicht ab von der jetzt so viel ich weiss allgemein an-
genommenen (s. namentlich Preuner S. 126. 140, Schöll S. 19), dass
:ils die nie verlöschende Flamme dieses ältesten Gemeindeherdes der
Kekropiden die ewig brennende Lampe der Athene Polias in ihrem
Burgheiligthum (Paus. I 26, 7) anzusehen sei. Man stützt sich dabei
 
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