Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0577

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 565 —

verständigste anzunehmen, dass diese Getreidespende eines
ägyptischen Königs nur den Stadtathenern, nicht den Demo-'
ten zu Gute kam, gleichwie die Frumentationen in Rom nur
die hauptstädtische Menge betrafen; und andrerseits muss
es geradezu als unmöglich bezeichnet werden, diese Zahl auf
die Gesammtsumme aller attischen Bürger jener Zeit zu be-
ziehen1). Es gab demnach, da solche Vertheilungen nur
an erwachsene Bürger von 18 Jahren ab geschahen, und da
man die Begüterten in Abrechnung bringen muss, deren
aber bei dem damaligen Reichthnm auch vieler Privaten2) eine
nicht ganz kleine Zahl gewesen sein kann, 15—16,000 er-
wachsene Bürger in Athen. Nach dem gewöhnlichen statisti-
schen Yerhältniss, demzufolge die Zahl der Seelen im Durch-
schnitt ungefähr das Vierfache von der der erwachsenen Männer
beträgt, ergäbe das eine Gesammtsumme yon 60—64,000 Seelen.
Dazu darf man mit annähernder Richtigkeit etwa die Hälfte

Fragen, die bei dieser ganzen Erzählung in Betracht kommen, s. ausser
den Fragmentensammlern Curtius, gr. Gesch. II2 S. 234 und S. 750
Anm. 80 und Philippi, Beitr. z. e. Gesch. d. att. Bürgerrechts S. 31 ff.

1) Zu Anfang des peloponnesischen Krieges brachte Attika fast
allein ans Bürgern die Summe von 29,000 Hopliten auf (s. Thukyd.
II 13, 6); denn nur für die 16,000 Hopliten, die den Dienst in den festen
Plätzen und in der Capitale thaten, geht ein nicht genauer zu bestim-
mender aber sicherlich nicht sehr hoch zu bemessender Bruchtheil für die
begütertsten Metoiken ab, die auch zum Hoplitendienst herangezogen
wurden. Dazu traten noch 1200 Mann Reiterei und ein Theil des
1000 Mann betragenden Corps der Bogenschützen (s. Thnkyd. a. a. 0. 8\
So stellten die Bürger Attika's damals rund 30,000 Mann zum Heer,
worunter allerdings (für den Wachtdienst bestimmt) auch die über
50 Jahre alten und die im Ephebenalter befindlichen mitgerechnet
sind. Dass es etwa 14 Jahre früher nur 14,240 vollbürgerliche Getreide-
empfänger in Attika gegeben habe (während Epheben wie Leute über
50 Jahre gleichmässig an den .Spenden partieipirten), ist einfach wider-
sinnig und wird auch nicht möglicher, wenn man mit Böckh a. a. 0.
S. 51 annimmt, dass die ßürgerzahl damals schon wieder höher ge-
worden sei (also in 14 Jahren sich verdoppelt habe!). Ich habe dabei
noch ganz bei "Seite gelassen, dass für die Zeit des peloponnesischen
Krieges die Zahl der zur Ekklesie berechtigten attischen Bürger einmal
auf 30,000 angegeben wird (Ps. Piaton, Axioclios S. 3G9a), Aristophanes
in den Elüdcsiasuscn (V. 1132) sogar mehr als 30,000 Bürger rechnet.

2) Bei Thukyd. I 80, 3 sagt Archidamos, die Athener seien zu allem
Andern auch ausgerüstet itXoutuj IMuj Kai bnuoduj.
 
Annotationen