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Wachsmuth, Curt
Die Stadt Athen im Alterthum (Band 1) — Leipzig, 1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.12670#0663

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— G51 —

Demokratie erfuhr jetzt eine Revision im aristokratischen
Sinne, indem unter formeller Beibehaltung der alten Behör-
den und Organe die Summe der regierenden und richterlichen
Gewalt auf die Bule des Areopags übertragen und als oberster
Beamte mit ausgedehnter Competenz der erste der Strategen,
der CTpcmiföc em tü öirXa eingesetzt wurde, auch die Besetzung
der Aemter nicht mehr durch Loos sondern durch Wahl und
zwar wohl — mindestens bei Strategen und Archonten —
unter Beschränkung der Wählbarkeit auf die Begüterten
erfolgte1). Und mehr noch als das musste die jetzt in ganz
Griechenland fest begründete Herrschaft der Römer selbst
den letzten Rest öffentlichen Lebens in Athen erdrücken.

Nun wurden zwar die früheren Lokale der Volksver-
sammlung formell nicht ausser Gebrauch gesetzt2); vielmehr
kam man nach wie vor im Theater zu Beschlussfassungen3)

1) S. hierüber Hertzberg, Gesch. Griech. unter d. Böm. I S. 308 fi'.
und Bergk im n. Rhein. Mus. XIX S. C05. Dass gerade damals diese

Wandelung geschehen sei, -wird zwar nicht direkt berichtet, ist aber
«D hohem Grade wahrscheinlich.

2) Das nimmt Curtius, erl. Text S. 42 an, sagt sogar von der
Pnyx, sie sei gründlich zerstört und umgestaltet worden. Die leiden-
schaftliche Schilderung, welche Poseidonios (Erg. 43 bei Müller, frg.
hifst. Gr. 111 S. 2GG f.) bei Athenai. V S. 213d (tö Geaxpov äveKK\ncia-
ctov . . . Kai xt'iv Geüuv xp'icuoic KaOwciwufcvr|v ttükv' ü(pr]pv|utvr|v toO
kriuou) dem Aristion in den Mund legt, hebt bloss übertreibend das
Ersterben jeder politischen Thätigkeit des Volkes hervor, wie mit
den Worten äqpwva bä xd biKacri'ipia das Aufhören der richterlichen
Funktionen desselben, die zumeist auf den Areopag übergegangen
'waren. Gewiss aber darf zu Gunsten der Curtius'schen Ansicht nicht
angeführt werden, dass bei dem Auftreten dieses Demagogen die Masse
fach gar nicht mehr auf einem der alten Ekklesienriiume versammelt
habe, sondern ungerufen auf dem freien Platz vor der Attaloshalle zu-
sammengeströmt sei: hier kam die Menge nur zusammen, um zu hören,
Sebald es sich aber um einen beschliessenden Akt handelte (die Wahl
c'es Athenion zum ersten Strategen), eilte sie unmittelbar nach seiner
Rede in das Theater, s. Athen, a. a. 0. S. 213" cuvbpauövrec (oi
°XXoi) eic tö ÖtaTpov ei'Xovxo töv 'Av8nv(uiva CTpaniföv eiri tüjv
ött\ujv.

3) S. das von Joseph., Jüd: Altertli. XIV 8, ü aufbewahrte
■Psephiama ungefähr aus dem Jahre 4G v. Chr. tKKXnciac -fevouevnc ev
Tl£ ÖedTpuj, die drei auf die Epheben bezüglichen Dekrete aus dem
Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. im Philistor I nach S. 56
(s- Grasberger in den Verh. d. Würzburger philol. Ges. S. 34) u. s. w.
 
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