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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 5 (1. Februar)
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10

W E L T K U N S T

Jahr-g, V, Nr. 5 vom 1. Februar 1931

M e» vcn Ueberall

Ausstellungen deutscher
Kunst im Auslande
Ein neuerlicher Aufruf der Münchner Ver-
einigung für künstlerische Fragen an das
Auswärtige Amt liegt vor, in dem um die
Klärung der ausländischen Ausstellungsfragen
im Sinne der gesamten Künstlerschaft
Deutschlands gebeten wird. Eine Anzahl deut-
scher bildender Künstler, darunter Prof.
Lothar Bechstein, Prof. Frits Erler, Prof.
Joseph Wackerle usw., haben sich zu-
sammengeschlossen und erklären sich in
dem Aufruf bereit, der Regierung beratend
zur Seite zu stehen, um objektive Werte des
auszustellenden Materials zu garantieren und
die Beurteilung deutscher Kunst im Auslande
günstig zu beeinflussen.
Deutscher Architekt
baut indischen Palast
Im Sommer dieses Jahres wurde der
Maharadscha von Tripura mit dem
Berliner Architekten Willi Mühlau be-
kannt, dem er denn auch im Verfolg ein-
gehender Besprechungen den Entwurf für
einen, neuen Palast in der Hauptstadt des in-
dischen Fürsten übertrug. Vor kurzem hat
Willi Mühlau auch den Auftrag der Bauaus-
führung des Palastes erhalten.
Jubiläum des Mainzer
Orientteppich-Hauses B.Ganz & Co.
Die Feier des 100jährigen Bestehens gibt
neuerdings der Öffentlichkeit Veranlassung,
sich mit dem Orientteppichhaus B. Ganz & Co.
in Mainz zu beschäftigen. Man weih, daß
dies Haus in unablässiger Arbeit seinen grad-
linigen Aufstieg genommen hat. Zuerst
hatte die Firma sich mit dem Teppich-
handel in Deutschland beschäftigt, dann
dehnte sich ihr Bereich immer weiter aus, bis
er ganz Europa umfaßte. Ein Markstein in
der Entwicklung der Firma war es, als sie
Anfang der 70er Jahre an den Import echter
Perserteppiche gehen konnte. Das
Stammhaus in Mainz und die Pariser Filiale
wurden die Zentralpunkte dieses Betriebes.
— Später entwickelte sich der Umkreis des
Geschäftes immer weiter und unter dem
gegenwärtigen Inhaber, Herrn Carl B. Ganz,
ist man dazu übergegangen, China- Tep-
piche einzuführen. Wenn heutzutage Perser-
und Chinateppiche zu den bevorzugten Aus-
stattungsstücken gehören, so ist das großen-
teils ein Verdienst des aktiven und unter-
nehmungsfreudigen Mainzer Hauses.
Pinder nach Berlin berufen
Die Frage der Besetzung des Ordinariats
für Kunstgeschichte an der Berliner Universität
hat eine neue Wendung genommen. Wie
wir hören, sind frühere Verhandlungen
zwischen dem Preußischen Kultusminister und
Geheimrat Prof. Dr. Pinder wieder aufgenom-
men worden, die diesmal, wie es uns von
dem Gelehrten, kurz vor Redaktionsschluß
telegraphisch bestätigt wird, zum Ziele ge-
führt haben.
Prof. Dr. Dagobert Frey
an der Breslauer Universität
Der Lehrstuhl des Ordinariats für Kunst-
geschichte an der Universität Breslau, der
durch die Berufung August Grisebachs nach
Heidelberg frei geworden war, ist dem Wiener
Kunsthistoriker Prof. Dr. phil. Dr. techn. Dago-
bert Frey angeboten worden. Frey ist a. o.
Professor an der Wiener Technischen Hoch-
schule. Als Herausgeber des „Wiener Jahr-
buchs für Kunstgeschichte“, der „Zeitschrift
für Denkmalspflege“ und der „Österreichi-
schen Kunsttopographie“ hat er sich ebenso

Ohne Kommentar
Unter anderem schreibt uns:
Herr Johann Weißenbach, Thaur, am
16. I. 31:
„Ich bitte, mir Ihre Zeitung regelmäßig zusenden
zu wollen, ,'d.enn ich kann, diese Zeit-
schrift nicht m e h r entbehre in. Auf
Ihre Zeitschrift kann man sicht verlassen, und ist
die Zustellung sehr pünktlich, was für den
Sammler sehr wichtig ist.“
Frau Dr. Mary Ritterbusch, Hildes-
heim, unter dem 27. XI. 1930:
„Ich freue mich schon auf die neue ..Weltkunst1,
die immer viel Neues u n ,d Schönes ent-
hält.“

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennästr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

wie durch seine Leitung des Kunsthistorischen
Instituts des Bundesdenkmalsamtes einen vor-
züglichen Namen gemacht.
Prof. Gustav Pauli
65. Geburtstag
Am 2. Februar feiert Gustav Pauli, der
Direktor der Hamburger Kunsthalle,
seinen 65. Geburtstag. Daß die Bremer
Kunsthalle, der er von 1899 bis 1914 vorstand,
eine der besten modernen deutschen Galerien
ist, ist unbeschadet der Verdienste seines
Nachfolgers sein Werk. In Hamburg hat er
das Lichtwarksche Erbe nicht nur verwaltet,
sondern mit hohem Qualitätsgefühl ausgebaut
und im modernen Geiste der Aktivität leben-
dig gemacht. Durch die Leitung der ihm an-
vertrauten Kunstausstellüngen hat er auch
deutsche Kulturpropa.gan.da im Ausland ge-
trieben. Seine wissenschaftlichen und schrift¬

stellerischen Leistungen sind gekennzeichnet
durch die Anmut ihrer Form, die Klarheit und
Besonnenheit der Gedanken. Als Mitbegrün-
der des Deutschen Museumsbundes hat er
sich um die Zusammenarbeit der Museen Ver-
dienste erworben. Die Lauterkeit und Vor-
nehmheit seines Wesens sichern ihm eine
hohe Stellung unter seinen Kollegen. Wir
dürfen es als Zeichen für seine Wertschäßung
betrachten, daß der Hamburgische Staat ihm
über die Altersgrenze hinaus die Leitung
seines Museums anvertraut hat. D.

Karl Zimmermann f
Der bekannte Berliner Kunstsammler Karl
Zimmermann, der an der Grippe im Alter von
59 Jahren verstorben ist, hatte als sein Haupt-
interessengebiet Fayencen, und zwar nord-
deutsche Fayencen. Vor allem hatten
die Produkte der Berliner und der Zerbster
Manufakturen sein Interesse auf sich gezogen.
Aus Süddeutschland hat er eine große Zahl
Ansbacher Fayencen, die auf der großen
Keramikausstellung in Ansbach, 1928, einen
Höhepunkt bedeuteten, zu erwerben gewußt.
Probleme
heutiger Malerei
In der Berliner Kunstbibliothek haben die
Vorträge begonnen, die die Probleme heutiger
Malerei behandeln und
auf die wir bereits in
Nr. 50 des vorigen
Jahrgangs der „Welt-
kunst“ aufmerksam ge-
macht haben.
Prof. Dr. C. G'l a s e r
hielt den einleitenden
Vortrag über „Die Ver-
äusserungen des neuen
Stils“. Er gab eine
großzügige Übersicht
über die Entwicklungs-
tendenzen der leßten
Generation und be-
tonte als das Auszeich-
nende den Willen zur
grundsäßlichen Abkehr
von allen historischen
Zusammenhängen und
von aller Abhängigkeit
gegenüber dem Natur-
vorbild. Bereits im Im-
pressionismus meinte
Prof. Glaser den Be-
ginn dieses Prozesses
aufzeigen zu können.
Bestimmter dann im
Jugendstil gegen 190Q.
Bis dann schließlich
die ordnende Zentral-
perspektive bewußt
aufgegeben wurde und
man sich mit dem
magischen Zauberreich
der primitiven Kunst
vertraut machte. — Es
wurde bei diesen Er-
örterungen von Prof.
Glaser auch die heikle
Frage angeschnitten,
ob Malerei durch die
Photographie ihrer
früheren Aufgabe der
Wirklichkeitsdarstellung
unter perspektivischen
Bedingungen und illu-
sionistischer Lichtfüh-
rung enthoben sei. Die
vom Redner betonte
führende Stellung der
Architektur stellte, wenn
auch unausgesprochen,
die Existenzberechti-
gung des Tafelbildes in
Frage und wies der Malerei als Aufgabe engsten
Anschluß an die Baukunst, also das Gebiet
der Wandmalerei zu. Schlecht kamen einzig
und allein die Surrealisten weg, die wegen
psychoanalytischer und literarischer Umtriebe
einen Verweis erhielten. (Aber wieso ist
Großberg ein Surrealist?)
*
Die neue Raumvorstellung
Am 26. Januar sprach Prof. Dr. Alexander
Dörner (Hannover) über das Thema „Die
neue Raumvorstellung“ Ein die Jahrtausende


Gherardo Starnina, Madonna mit Kind und Heiligen
Vierge avec l’enfant et saints — Virgin with child and saints
Holz — Bois — Panel, 66 : 43 cm
Versteigerung — Vente — Sale:
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 24. Februar 1931

ANTIQUITÄTEN
ALTE GEM&LDE
J.& S. Goldschmidt
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durcheilender rednerischer Etappenflug be'
rührte folgende Stationen: zweidimensionales
Sehen der Ägypter; Erschließung der dritten
Dimension durch die Griechen, also rund'
plastisches, körperliches Sehen; hieratischer
Massenstil der Byzantiner; Volumenaddition
des frühen Mittelalters; zackige, zentrifugal in
einen noch nicht empfundenen Raum aus'
greifende Bewegung der Massen im Mittel'
alter; Entdeckung der Zentralperspektive
durch die italienische Renaissance: das Bild’
ein Tiefenausblick auf systematisierte Be'
Ziehungen zwischen dem Raum und1 den ihm
innewohnenden Körpern; Verwischung und
Annäherung von Körper und Raum durch das
auflockernde Barock; Ansäße zur über'
Windung der Perspektive in der Romantik’
Schließlich die neue Raumvorstellung, die si^1
von der Perspektive völlig frei macht und zT
der dritten Dimension die vierte fügt: Be'
wegung des Beschauerstandpunktes um und
durch den Gegenstand hindurch, dadurch Re'
lafivierung des Gegenstandes. KonseguenK
Transponierung der einzelnen räumlichen Ein'
drücke in die Fläche, simultanes und eigen'
geseßlich die Bildfläche dynamisch durch'
gliederndes Nebeneinander und Gegenein'
ander der abstrahierten Formen. Der VortraO
vermochte troß einer gewissen rednerische^
Nonchalance zu überzeugen. K.
*
Der nächste Vorfrag, den Herr Dr. WiH
Grohmann, Dresden, am 2. Februar haltet
wird, behandelt „Den Gegenstand in der neuen
Malerei“.

Sonderausstellungen
der Berliner Secessioä
Am Donnerstag, den 5. Februar, werden in
der Secession Sonder-Ausstellungen von
Hans Purrmann, Emy Roeder, Wolf
Röhricht und Erich Waske eröffnet
werden.
W. Kandinsky
Die Berliner Galerie Alfred Flecht'
heim hat eine Ausstellung von Gemälden
und Aguarellen Wassily Kandinskys eröffnet’
aus der wir eine Arbeit auf Seite 8 abbildeF

Literaturpreise für Deutsche
in der Tschechoslowakei

Die mährisch - schlesische Landes'
Literaturstiftung hat folgenden
Schriftstellern deutscher Nationalität Preise
zuerkannt: Dr. K. Bacher, Prof Dr. G. Glück
H. Hirsch, Fr. Jurditsch, Dr. K. Kreizler, f
Leitner, K. N. Mrasek, K. Peßina und F
Teichmann.
Information
Der Verlag des graphischen Werkes vo11
Käthe K o 11 w i t z , bisher Emil Richter, Dres'
den, ist in den Besiß des Kunsthändlers A. v. &
Becke, Berlin - Charlottenburg, über'
gegangen.

Diebstahl eines österreichischen
Clasgemäldes
Die Polizeidirektion Wien ersucht unte’
Bezugnahme auf unsere Meldung in Nr. 4 der „Weit’
kunst“ über den Diebstahl eines Glasgemäldes W
Hadernitzen um Mitfahndung, insbesondere bf
Kunst- und Antiquitätenhändlern und Museen, bf
Ermittelung um Sicherstellung und sofortige
teilung (Bundes-Polizeidirektion Wien, Sicherheit8’
büro, S. B. 1263/19. 1. 31) Nr. E 1998.

UNTER KOLLEGEN

Der Besuch: Wirklich reizend.
schön alles in Ihrem Hause eingerichtet i5,.
Welchem Architekten schulden Sie das alles-


Der Neureiche: Was? Schulden?
Keinen Pfennig! Ich zahle alles immer baf'

MALMEDE $ GEISSENDÖRFER
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Antike Möbel vom lö. bis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde, Porzellane
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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif au
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiserNachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche VerantwoU
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H.S. Hermann G. m. b. H„ Berlin SW 19.-
 
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