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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 11 (15. März)
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10

WELTKUNST

■Jahrg. V, Nr. 11 vom 15. März 1931

Fälschungspsychose

Mobiliar, Teppiche

gewinnender Über-

auf
die
un-
der

Preisbericht in

im Wallraf-Richarß-Museum grup'
Eine Phalanx von Forschern ritt dar'
gestreckten Lanzen gegen die zarten
Sturm: Poppelreuiher, Hagelstange,
(der vor allem die Falschheit der

Der Aufsatz von Dr. Grete Ring, der
soeben in der „Zeitschrift für bildende
Kunst“ erschienen ist, scheint uns in
Problemstellung und Behandlung eines
Fragenkomplexes, der auch anläßlich
aktueller Diskussionen in der „Weit-
kunst“ bereits verschiedentlich berührt
wurde, so wichtig zu sein, daß wir den-
selben im Einverständnis mit der Ver-
fasserin gern einer breiteren Öffentlich-
keit zugänglich machen möchten.
Die Red,

Karl Hofer, Der schwarze Orpheus
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie A. Flechtheim, Berlin

Berlin, Nachb. 7. März
Auf der Versteigerung von modernem
Mobiliar im Internationalen Kunst-
und Auktionshaus in Berlin am 7. März
wurden bei guten Umsäßen einige beachtliche
Preise erzielt. Ein 25teiliges Louis XV-Speise-
zimmer-Mobiliar in Grün-Gold (Nr. 144—68)
brachte 2000 M„ ein 17teiliges Speisezimmer
in nußbaum-fournierfer Eiche (Nr. 219—35) 1850
Mark, ein neunteiliges Herrenzimmer-Mobiliar
in Nußholz (Nr. 237 45) 1250 M. und ein eben-
so großes Wohnzimmer im Chippendale-Stil
(Nr. 262—70) 1000 M. Der große, besonders
fein geknüpfte Täbris-Teppich (Nr. 294,
590 : 385 cm) wurde von dem Kommissionär
Herbert Goldstein verhältnismäßig günstig für
1510 M. erworben.

Man wird mich viel'
verstehen, wenn ich a 1 s
visueller Phantasie
Friedland er anführe,

die Holyrood-Flügel sind ein solches — „frei-
lich ein sehr altes", wie die Berliner Anbetung
der Hirten, ja selbst der Monforte-Altar soll
der — in diesem Fall nur mündlich ausge-
sprochenen — Gefahr des Pasticciokompiexes
nicht entgangen sein. Der Schlüssel zu Volls
Versagen in negativer Kritik ist unschwer zu
finden: er liegt in seinen positiven Zu-
schreibungen. Alle Versuche Volls, Meister-
persönlichkeiten auf die Beine zu stellen,
Künstleroeuvres durch neues Material zu be-
reichern, scheiterten kläglich, ich denke an die
Mißgeburten des „Meisters der Perle von
Brabant", des „Meisters des Frankfurter
Johannisaltärchens" u. a.
Man wird fragen, weshalb ich das alles so
weitschweifig ausgrabe, nachdem die Historie
klanglos darüber fortgegangen? Weil ich
Parallelerscheinungen dazu auftauchen sehe,
mit dem gleichen Qberzeugungsbrusiton aus-
gestattet, nur daß ein Wortführer von der
immerhin beträchtlichen Intelligenz und wer-
benden Kraft eines Karl Voll der neuen
Gruppe bisher leider — oder zum Glück — zu
fehlen scheint. Heute wie damals werden
plößlich allgemein bewunderte und anerkannte
Gegenstände kritisch gewendet, abge-
sprochen, ausgemerzt, ohne daß Versuche von
Neuordnungen im Positiven wie im Negativen
für den Ausfall entschädigten. Ich möchte
nicht mißverstanden werden: man wird mir,
die ich der „trüben Welt“ des Handels ange-
höre, gern unterschieben, daß ich berufsmäßig
nur an der „Bestimmung“, nicht jedoch an der
„Abschreibung“ interessiert sei. Demgegen-
über muß ich betonen: für den verant-
wortungsbewußten Händler ist genau wie für
den Forscher das Aufdecken von Fälschungs-
und anderen Täuschungsangelegenheiten
ebenso oder doch beinahe ebenso hoch zu
werten, wie das Aufstellen von Meistern und
Zuschreiben an ihr Werk, vorausgeseßt, daß
beide Arten von Feststellungen sich als gleich

zutreffend erweisen. Was ist nun, wird man
mit Recht fragen, das Kennzeichen einer
richtigen Zu- oder Abschreibung? „Die Wahr-
heit hat hier kein anderes Kriterium, als daß
sie fruchtbar ist. Die richtige Bestimmung
bringt Bestimmungen hervor, die falsche hält
nicht stand, erweist sich mit der Zeit als taub
und tot" (Friedländer, in der Einleitung zum
Eyck- bis Bruegelbuch). Der Saß gilt für die
Attribution selbst wie für die „Fälschungs-
attribution“. Zwischen beiden besteht ein ge-
heimes Band, zum mindesten — wie wir am
Beispiel Karl Voll gesehen — eine Art Per-
sonalunion: wer nicht mitaufbauend die
Forschung zu bereichern vermag, versagt auch
im Kritischen, oder konkret gewendet: nur der
ist berechtigt, Kunstwerke abzusprechen, der
seine Eignung dafür durch richtige, d. h.
fruchtbare Zuschreibung erwiesen hat.
Welches nun ist die Eigenschaft, die den
Forscher vor allem zum fruchtbaren „Bestim-
men“ befähigt? Ich möchte diese Qualität, in
Wahrheit so selten wie das absolute Gehör
des Musikers, als „visuelle Phantasie" be-
zeichnen. Bei der Aufstellung oder Erweite-
rung des Werkes eines Künstlers handelt es
sich in der Tat keineswegs — wie der Laie,
vor allem der auf dem Kennerschaftsgebict
besonders laienhafte Kunstästhetiker, glaubt
und die anderen glauben machen möchte —
darum, mit Zuhilfenahme von Ballen photo-
graphischen Materials „Beweise“ in Gestalt
äußerlicher Ähnlichkeiten von Ohrläppchen,
Fingernägeln und dergl. herbeizuschleppen.
Gerade bei dieser exakten, sozusagen krimi-
nalistischen Methode gerät man in Gefahr,
Kopie und Original, Schüler und Meister

die
o_ und
der Euph orion -Verlag gar beginnt in der-
der

„Ich scheue mich nicht vor dem Be-
kenntnis, daß ich z. B. das weibliche
Porträt der Sammlung Rohoncz, das
jeßf offiziell Altdorfer zugeschrieben
ist, . . . für das aber die Möglichkeit
einer Entstehung vor Rubens noch des
Beweises harrt, für eine typische Kunst-
kammerarbeit des 17. Jahrhunderts
halte . . (Belvedere IX 1930, S. 107)
Periodenweise, in gewissen Abständen nach
Art epidemischer Krankheiten, pflegen Nach-
richten von Kunstfälschungen aller Art in
Zeitungen und Fachzeitschriften aufzutauchen.
Es ist das gemeinsame Schicksal solcher
„Enthüllungen", vom Publikum begeistert auf-
genommen zu werden: nichts kommt der
Gänsehaut des Entzückens gleich, die auch
den gutgearteten Leser überläuft, wenn er er-
fahren darf, wie der Fachmann sich blamiert,
wie wieder einmal einer der Gößen gestürzt,
denen er längst schon nur unwillig Verehrung
gezollt hat. Das Publikum schließt: jener
Mann ist hochgelehrt, er ist imstande, ein Bild
als Memling zu erkennen, wie gelehrt muß
erst dieser sein, der es vermag, das Bild als
Fälschung nach Memling zu entlarven. Dem
Fälschungsvertreter ist populärer Beifall von
jeher sicher; sein Metier seßt kaum persön-
lichen Mut voraus, da Irrtümer auf dem Gebiet
der Fälschungsaufdeckung erfahrungsgemäß
von der Öffentlichkeit nicht geahndet werden.
Es ist vielmehr er¬
staunlich, zu beob¬
achten, wie geduldig
sich das Publikum die
Herabseßung größter
Meisterwerke gefallen
läßt, wie aber sogleich
die Volksseele auf¬
kocht, wenn sie wittert,
daß einmal ein bedeu-
tender, vergleichsweise
selten irrender Geist
ein fragliches Stück zu
Unrecht anerkannt. Die
öffentliche Meinung hat
Wilhelm von Bode nie
— auch über das Grab
hinaus nicht — die
„Flora“ verziehen, sie
hat dieser „Affäre"
mehr Beachtung ge¬
schenkt als allen Ver¬
diensten des vielleicht
für die Allgemeinheit
zu großformatigen
Mannes. Im Gegensaß
dazu sehen wir immer
wieder, was für eine
Summe von Unsinn
Publikum wie Fachleute
willig aufzunehmen be¬
reit sind, vorausgesetzt,
daß das geliebte nega¬
tive Vorzeichen diesen
| Unsinn schüßt.
In der Geschichte
der Kunstforschung nur
ein wenig zurückgrei¬
fend, stoßen wir
eine Erscheinung,
ihren ganzen nicht
beträchtlichen Ruf
Kunstkennerschaft ein¬
zig der Tatsache ver¬
dankte, anerkannte, ja
rühmte Kunstwerke mit
zeugungskrafl für Fälschungen, Kopien und
dergleichen zu erklären, und deren Ruhm auch
dann nicht verblich, als das Kartenhaus der
Entlarvungen zusammenfiel: Karl Voll. Wer
jeßt, nachdem kaum ein Vierteljahrhundert
vergangen, in den Schriften des verstorbenen
Münchener Gelehrten blättert, glaubt nicht
selten, die Faschingsscherznummer eines
kunsfgeschichilichen Seminars vor Augen zu
haben. Aus Jan van Eycks Werk finden sich
hier ausgemerzt: der Mann mit dem Turban
in der Londoner National Gallery (verdächtige
Inschrift, bestenfalls Kopie), der Jan de Leeuw
in Wien (unglaubwürdige Inschrift, aus Jans
Werk zu streichen), die drei Marien am Grabe
bei Cook in Richmond (um einige Dezennien
später), die Berliner Kreuzigung (belanglos,
konventionell, larmoyant), die Petersburger
Flügel des Jüngsten Gerichts und der Kreuzi-
gung (unbedeutend und herzlich schwach),
ganz zu geschweigen von dem Berliner
Nelkenmann, einem ebenso „virtuosen“ wie
„kleinlichen“ Machwerk, das gar nicht ernstlich
als Arbeit der van Eyckzeit erwogen werden
kann. So geht es weiter, Rogier und Dirk
Bouts erleiden gebührende Einbußen, Memling
verliert die Verkündigung beim Fürsten Rad-
ziwill, das Männerporträt im Pal. Corsini zu
Florenz (vielleicht von einem italienischen
Nachahmer), das Haager Männerporträt (wohl
alte Kopie), die Stuttgarter Bathseba; auch
bei dem Ursula-Altar muß „die Eigenhändig-
keit (in Frage gestellt werden“ (siel). Am
meisten gerupft findet sich Hugo van der
Goes, sein Werk hat besonders unter dem
| Vorwurf des „Pasticcio“ zu leiden; sowohl

Französische Möbel
New York, Nachb. 13./14. Febr.
Die Versteigerung der Pariser Sammlung
Andre Bourlier-Collard durch die Ameri-
can Art Association-Anderson
Galleries am 13. und 14. Februar brachte
ein Gesamtergebnis von rund $ 19 000. Wir
heben die folgenden Preise besonders hervor:
$440 für ein Paar Louis XVI-Bergeren (Nr. 343,
W. D. Miller), — $270 für einen Regence-
Schreibfisch (Nr. 382, Mrs. H. G. Walker), —
$ 300 für ein Paar Armlehnstühle Louis XVI
mit alten Seidenbezügen (Nr. 350, C. A.
Patterson), — $450 für einen Früh-Empire-
Aubusson (Nr. 402, 540 : 430 cm, Costikyan
& Co.) und $550 für eine bemalte Ledertapete
mit Landschaftsdarstellung von Dufour um
1816 (Nr. 326, F. W. Allen).

durcheinanderzuwerfen. Je näher eine neu'
aufgenommene Madonna dem bekannten TyP
Rogier van der Weydens steht, um so
schwerer die Entscheidung über ihre Eigen'
händigkeit. Fruchtbare Attribut io-
nistik kann nie auf der Summe
von E i n z e1k e n n t n i s s e n beruhen,
vielmehr einzig auf der allge'
meinen Vorst ellung von der G e'
samtpersönlichkeit eines Künsf'
lers. Der Kenner muß gewissermaßen im'
stände sein, sich den Längsfvergangenen zu
rekonstruieren, als sei er in seiner Werkstatt
ein häufiger Gast gewesen, er muß den ihm
als Genremaler vertrauten in Landschaften
wiederfinden, den Schöpfer von Andachts-
bildern in Porträts, er muß eine Vorstellung
von der Jugendproduktion eines Künstlers
haben, der bisher nur in seiner reifen Zeit
bekannt, er muß wissen, wie das groß'
formatige Werk eines Miniaturisten auszii'
sehen hätte, wie die Skulptur eines Malers.
Gerade in solchen Bestimmungen erweist sich
der wirkliche Kenner, und gerade sie sind es,
vor denen Beckmesser am unfehlbarsten stußt-
Es bedarf kaum des Kommentars dafür, daß
diese Art von Attributionen vergleichsweise
die geringsten Irrtumsmöglichkeiten birgt. Wer
imitiert, kopiert, fälscht, wird sich hüten, vom
gewohnten Schema abzuweichen; je größer
die Selbständigkeit des Falsifikators, um so
näher für ihn die Gefahr, sich in verräterische
Fehler zu verstricken.
leicht besser
Beispiel
B o d e u n d
wenn ich als klassisches Gegen-
beispiel R. Berliners Satz über
das Altdorfer Porträt von Schloß
Rohoncz zitiere, den ich mir diesen
Ausführungen als Motto zu geben nicht ver-
sagen konnte.
Der Saß Berliners führt ein wichtiges Motiv,
das schon angeklungen hat, deutlich in die
Diskussion ein: das Altdorferbild wird keines-
wegs als einfache Fälschung erklärt, vielmehr
als Nachempfindung einer „ahnen- un<F
galeriewütigen“ Epoche nach einem suppo-
nierten früheren Vorbild. Berliner spinnt diese
Gedanken an anderer Stelle weiter (Belve-
dere X, 1, 1931, S. 27): wir müssen „die naive
Sicherheit der Alternative entweder modern-
falsch oder alt-echt verlieren. Wie immer ist
das Leben unendlich reicher als jede
Theorie (1)“. — Um bei den Gemeinpläßen zu
bleiben: es gibt nichts Neues unter der Sonne!
Gerade für diese, dem Autor neuartig
scheinenden Gedankengänge vermag die Ge-
schichte der Kunstforschung ein Beispiel zu
bieten, das so schlagend in seiner Analogie
ist, daß ich nicht darauf verzichten kann, es
hier aufzurollen. Ende 1908, Anfang 1909
tauchten, angeregt durch technische Beob-
achtungen eines tüchtigen Restaurators in
Köln, Zweifel an einer Reihe früher kölnischer
Gemälde auf, die sich stilistisch um das
Triptychon der „Madonna mit der Wicken-
blüte“
pierten.
auf mit
Täfelein
Braune ... ...
Nürnberger „Madonna mit der Erbsenblüte'
aus altem Boissereebesiß ins Feld führte) un<’
wiederum Karl Voll waren Führer im Streit-
Die These hieß: all diese Werke sind Imita-
tionen des frühen 19. Jahrhunderts; erwachse'1
aus dem Geist der Kölner Romantik, der Köln
damals zum Mittelpunkt einer neuen Er-
forschung und Wertung mittelalterlich natio-
nalen Kunstschaffens, zugleich zum ZentruH’
des Sammelns altdeutscher Kunst gemach1
hat. Ich brauche nicht auszuführen, wie die
Legende der Fälschung von Wicken- und
Erbsenblüte, nachdem sie ein paar Monate
lang die ganze kunstinteressierte Welt beun-
ruhigt, ein natürliches Ende fand; es wird
umgekehrt heutzutage kaum mehr jemande’7
geben, der sich erinnert, daß diese Herrlich-
keiten altkölnischer Kunst je der Verteidigung
bedurften. Uns interessiert vor allem all’
Analogiegründen, daß das Gespenst der nicm
zeitgenössischen, insonderheit der „romanti-
schen Fälschung", das Lieblingskind der neuer1
Münchener Fälschungsforschung (vgl. die
schon zitierten Aufsäße Berliners im Bel-
vedere vom Dezember 1930 und Januar 1931'’
damals bereits lebhaft umging. Es sei erlaubt,
den neuen Spuk mit den gleichen Säßen z'1
bannen, die Friedländer seinerzeit gegen den
alten ausgesprochen: „Eine 100 Jahre alfe
Fälschung ist eine Lächerlichkeit und eit*
Kinderspott. Wenn der große Unbekannte die
Wallraf und Boisseree getäuscht hat, kann c\
nicht Kunstkenner von 1900 täuschen. Au5
dem Grunde, weil jede Generation unte1
einem neuen Sehzwange steht, weil das Nach-
zuahmende . . . jeder Generation anders er-
scheint. Aus der Stilgeschichte ist das Ge-
seß zu entnehmen: ein Fälscher kann nU1
seine Zeitgenossen betrügen, oder: iede
Fälschung muß heiß, wie sie aus dem OfeJ!
kommt, serviert werden, oder: der Abstand ,
zwischen Original und Kopie ist um so größ^
und offenbarer, je älter die Kopie ist .
(Z. f. b. K. XX, 1909, S. 278).
Um das Mißverständnis praktisch zu ent-
kräften, als wollten meine. Ausführungen da5
Aufdecken von Fälschungen an sich herab-
seßen — ein Mißverständnis, auf dessen Mög-
lichkeit ich bereits hinwies —, will ich ei’1
paar Beispiele aus der leßten Zeit anführen’
bei denen richtige „Fälschungs-
attributionen" sich vorbildlich fruchtba1
erwiesen. Als Leo Planiscig, Wilheh1’
R. Valentiner und andere Forscher de'11
Phänomen D o s s e n a zu Leibe gingen, Wal
es wie beim Märchen von des Kaisers neue1’
Kleidern. Von allen Seiten kamen die Be-
stätigungen; Einzelbeobachtungen, bis dahm
latent, fügten sich zum Gebäude, das 0,1
Ende durch das Hervortreten der Fälsche1^
Persönlichkeit selbst gekrönt wurde. Erfol0z

(F ortsetzung der Nachberichte von Seite 7)
Flafenansichten (Nr. 159) mit 1600 M., ein ähn-
liches fünfteiliges Service (Nr. 152) der Früh-
zeit mit 1260 M. und die sechs zweihenkeligen
Schokoladentassen mit Purpurfond (Nr. 1j8)
mit 1060 M. zu nennen, an anderen Manufak-
turen der Höchster Skaramuz um 1750 (Nr.
224) mit 610 M. und ein dreiteiliger Vasen-
saß, Sevres, um 1780 (Nr. 253), mit 400 M.
Einige recht gute Preise hatte das o s t asi-
atische Kunstgewerbe zu verzeichnen:
So 1600 M. für ein Paar Fo-Hunde in Bisguit,
Ming-Zeit (Nr. 301), — 1560 M. für ein Paar
weißer K’ang-Hsi-Tauben (Nr. 299), — 1500 M.
für einen fünfteiligen Vasensatz derselben
Epoche (Nr. 289) und 1400 M. für einen kapu-
zinerbraunen fünfteiligen Vasensaß, Ch’ien-
Lung (Nr. 294). — Bei den europäischen
Fayencen sind zu erwähnen ein vierfar-
biger tiefer Delfter Teller des 17. Jahrhunderts
(Nr 373) mit 500 M. und eine Delfter Flaschen-
vase derselben Zeil (Nr. 380) mit 400 M. -
1400 M. erreichte die französische Pendule
mit zwei Leuchtern um 1780 (Nr. 416), 1150 M.
eine achtzehnkerzige Krone um 1/80 (Nr. 439)
und 1050 M. ein Paar französischer Kandelaber
um 1775. — Bei den Tapisserien gab
man Preise von 1500 und 1200 M. für zwei
Brüsseler Verduren um 1720 (Nr. 469, je 260:
130 cm) und einen figürlichen französischen
Aufobussori um 1730 (Nr. 465, 270:130 cm).
Den höchsten Preis unter den Möbeln
erreichte das Paar französischer Sofas mit
Autobussonbezügen um 1750 (Nr. 540) mit
3000 M., es folgten mit 2800 M. die große, von
uns in Nr. 7 abgebildete Louis XV-Kommode
von Mondont (Nr. 548), mit 2110 M. der kleine
Damenschreibtisch der Roenfgen-Werksfatt
(Nr 572), mit 2000 M. eine kleine Louis XV-
Kommode um 1755 (Nr. 545), mit 1950 M. ein
Damenschreibtisch derselben Zeit (Nr. 565) und
mit je 1800 M. eine Louis XV-Bergere um
1740 (Nr. 529, Abbildung in Nr. 8) und ein
Paar holländischer Kommoden-Schränkchen
um 1780 (Nr. 567).
Vollständiger
Nr. 10.

LITERATUR
Junge Kunst
E. Heckel — G. Kolbe — J. Ensor. D rei Bänd-
chen „Junge Kunst“. Verlag Klink -
li a r d t & Bier mann, Beilin.
Aller Ungunst der Zeiten zum Trotz setzt der
Verlag Klinkhardt & Biermann J:“
Serie_seiner Bändchen „Junge Kunst“ fort —
selben Richtung eine neue Reihe „Graphik
Gegenwart“, in der nur Abbildungen von graphi-
schen Blättern lebender Künstler ohne Text publi-
ziert werden.
Es trifft sich, daß Erich Heckel, der bisher
jeder Publizierung in Buchform sich entzogen hatte,
gleichzeitig in beiden Serien erscheint und der-
gestalt in den zwei gleichwertigen Zweigen seiner
Tätigkeit zu würdigen ist, als Maler und als Gra-
phiker. Die Einleitung, die in dem Bändchen der
„Jungen Kunst“ Erich Th or mahle n über ihn
verfaßt hat, wird dem feinen und komplizierten
Wesen dieses Melancholikers unter den heutigen
Künstlern wahrhaft gerecht; die Auswahl seiner
Bilder ist nicht ganz so glücklich wie die des
Graphik-Bandes, man vermißt manches bedeutende
Werk seiner leidenschaftlichsten und fruchtbarsten
Epoche, 1912/14, wo er bis zu anklägerischer Dra-
matik aufstieg. Das hätte man nicht beiläufig und
einleitungsmäßig behandeln dürfen, sogar wenn
Heckel es selbst heute so auffaßt.
Die beiden anderen Bändchen, mit denen die
Serie der „Jungen Kunst“ die Nummer 60 erreicht
hat, sind Georg Kolbe gewidmet, dem Ludwig
J u s t, i eine Vorrede von intimstem Verständnis
schrieb, und James Ensor, dessen kunst-
historische Einführung von Paul Colin nicht an
die ausgezeichnete Würdigung desselben Autors in
seinem großen Ensorbuch von 1921 (bei Kienen-
heuer) heranreicht. Interessant ist hier übrigens,
in den ungewöhnlichen Umfang der Ensor-Biblio-
granhie einen kleinen Einblick zu erhalten. Per-
sönliche' Ansicht mag ihren Umfang etwas über-
trieben finden, gerechtfertigt durch das literarische,
nicht das künstlerische Interesse an dem problema-
tischen Belgier.
Prinzipiell ist zu diesen vier schmalen Bändchen
zu sagen: daß sie ein höchst, erfreuliches Zeugnis
von der Zivilcourage ihrer Verleger und Autoren
ablegen und daß eine Zeit, die Berichte über
Auktionen alter Bilder wichtiger findet als die
ganze herrlich blühende Kunst der Gegenwart,
künstlerisch nicht sehr ernst genommen zu werden
verdient.
 
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