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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 20 (17. Mai)
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£g- V, Nr. 20 vom 17. Mai 1931

DIE WELTKUNST

11


Ein Spätwerk des Ludger tom Ring d. J

wie die andern

Ludgertom Ring

frischen Kolorit, das den
die Bruyns auszeichnete.

15,5 cm
eines
Grau

bedeu-
der

hat
von
zu seinem
um 1583 in Braun-

Das nicht gerade zahlreich erhaltene
Oeuvre des eleganten niederdeutschen Por-
trätisten findet somit eine willkommene Be-
reicherung. Die Farben sind in einem durch-
weg auf Clairobscure abgestimmten Ton ge-
halten, nur im Inkarnat erhalt sich noch etwas

werden (Abbildung
i Durchmesser
das Porträt
indifferenten
findet
Inschrift
'. Von

lagere
lendste
9togen

kurzem ging in Schweizer Besig ein
r>im?es Rundbild über, das es wohl verdient,
unten).
mes-
alten

von dem rötlichen,
älteren Ring und
Nicht unerwähnt darf bleiben, dag der Zustand
der Tafel ausgezeichnet ist, so dag der leben-
dige, dünne Vortrag der Malweise auch in
feinsten Stellen erhalten blieb, da nichts ab-
gerieben oder restauriert worden ist. M. G.

und
Glied
Malerfamilie
,Us Münster, der Stadt
Wiedertäufer,
.ldl dann aber
> bis
r°de
ct*eig aufgehalten.
i. Unverkennbares
j ,erkmal des Meisters
7 auger Einzelheiten
er Pinselführung eine
I'Senartige Augenstel-
s"lrI, die sich auf allen
J^en uns überkom-
i ehen Porträts wieder-
a°u- Die Zeichnung des
j/Sgapfels selbst, die
^nde, weiche Art der
v leder,gabe der Lider
^'rraten auch in diesem Bild seine Hand, Sehr
';zeichnend ist zudem die Vorliebe für einen
^Uen Farbton bei den Hintergründen; für
Zuschreibung des sehr flott gemalten
d1 des spricht noch die offene, lockere Manier
].f"r Bartbehandlung, die sich auch in dem Ber-
’er Bild feststellen lägt.

^bliziert zu
„'e Tafel, im
V,nd, zeigt
J^nes. im
■ln er9rundes
die 11
^etas 67, 1563“. ,v..
°rnherein ist die nie-
^^deutsche Herkunft
es sehr sorgfältig
galten Bildes ge-
s'ctlert. Genaue Unter-
teilung überzeugt
atln> dag es sich um
Te Arbeit Ludger tom
[J''as handeln könne.
jNenso wie die andern
i-.'ngs stammt dieses


NTeue illustrierte Luxusausgabe der
„Göttlichen Komödie“

j a Uas „Istituto Nazionale Dan-
]^sCo“ in Mailand bereitet schon seit einem
Q.t'zehnt eine gewaltige Luxusausgabe der
[}Ottlich.en Komödie in 1000 Exemplaren vor.
j':r erste Band ist eben erschienen und um-
ii^ »die Hölle" mit 100 farbigen Illustratio-
11 Von Amos Nattini, sein Format ist

Räumen ausgestellt. Der erste Eindruck ist
überwältigend. Die zerguälten und gepeinig-
ten Körper krümmen sich zu Hunderten auf
den Bildern und gestatten der Phantasie
Nattinis, sich in diesen Pastellen auszuwirken.
Doch leider ist die Phantasie des Künstlers
nicht stark genug, um in allen Bildern neu und


Amos Nattini, Dante, Göttliche Komödie
Hölle — Enfer — Hell
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Musee du Jeu de Paume, Paris

81;
cm und sein Gewicht beträgt 40 kg.
aiif o ext ist in eigenst entworfenen Lettern
| uDferplatfen graviert und in der Art von
kfj rutlgen abgedruckt. Die farbigen
Wurden nach einem ganz neuen Ver-
[j n reproduziert.
’llO Muse e d u Jeu d e Paume hat die
^stelle der Hölle in ihren neugestalteten

originell zu sein. Es mug zugegeben werden,
dag es schwierig, wenn nicht unmöglich ist,
bei 100 Bildern über das gleiche Thema 100
neue Stimmungen zu erfinden. Das technische
Können in diesen Bildern ist unübertrefflich.
Der Stil Nattinis, eines Genuesers, ermangelt
jedoch der Originalität. Er ist gewissermagen
eine „Kunstgeschichte in einer Stunde", eine

Sammlung von Erinnerungen an Botticelli,
Sigmorelli und Michelangelo bis zu den grogen
Historienmalern des 19. Jahrhunderts. Seine
Arbeit ist aber trog allem ernst zu nehmen
und ist erfüllt von einer starken und reinen
künstlerischen Gesinnung. Doch wird der
Künstler nicht schon sein Legtes gesagt haben,
wenn er das „Fegefeuer“ beendet hat, und
wie wird er dann noch lOOmal das Paradies
zu variieren wissen?

F:ragonard
In den prunkvollen Räumen des alten Palais
der Fürsten von Sagan, das später der öster-
reichischen Gesandtschaft gehörte und seit
dem Kriege von den Kunsthändlern Jacques
Seligmann & Fils bewohnt ist, hat man
über 100 Handzeichnungen Fragonards aus
vielen in- und ausländischen Museen und
privaten Sammlungen vereinigt.
Fragonard, dessen Name heute neben
Watteau als die höchste Verkörperung der
französischen Kunst des 18. Jahrhunderts ge-
priesen wird, gehörte zu jenen Künstlern, die
in den ersten Entwürfen und Skizzen, den
flüchtig hingeworfenen Zeichnungen und den
kostbaren Tuschbild¬
nissen ihren geistreich¬
sten und persönlichsten
Ausdruck fanden. Die
ganze Nervosität des
Dixhuitieme, der Wig
und Geist einer hohen
Kultur findet hierin
ihren stärksten Nieder¬
schlag.
Die verschiedensten
Techniken, die Mischung
von Tusche, Rötel,
Guache und Aquarell,
die geistreiche Hand¬
schrift und der Charme
der Komposition bieten
ganz neue Reize, die
vorher noch niemals
in der Kunst zum Aus¬
druck kamen.. Durch
aufgehöhte Lichter er¬
reicht er Glanz und
Leben, wie er es lei¬
denschaftlich bei Rem-
brandt und den alten
Holländern studiert hat.
Und später, als er
1760 zum erstenmal in
Italien im Garten der
Villa d’Este neben sei¬
nem Freude Hubert
Robert gearbeitet hat,
wugte er die trockene
Atmosphäre in den Bil-
dern seines Kameraden
zu vermeiden, indem er
mit Stift und Rötel
eine stark plastische
Bildwirkung erreichte.
Doch später — beein-
flugt durch die Werke
Tiepolos und des von
ihm verehrten Rem¬
brandt — bevorzugte
er Sepia und Tusche,
um eine stärkere atmo¬
sphärische Wirkung und
ein lebendigeres Spiel
von Licht und Schatten
zu erzielen. Diese
Sepiazeichnungen ge-
hören zu den persön¬
lichsten und ausdrucks¬
vollsten Werken, die
uns Fragonard hinter-
lassen hat (s. Abb.).
Die Motive seiner Zeichnungen sprengen
den Rahmen, den wir von seinen Bildern her
kennen. Neben dem Maler galanter Szenen
entdeckt man plöglich zarte ländliche Idylle,
durchgeistet von Jean-Jacques Rousseaus
neuen apostolischen Forderungen und in
Blättern, wie dem „Besuch bei der Amme“
oder der „Glücklichen Familie“ predigt er so-
gar für eine Vermehrung der Bevölkerung.
Fragonard erscheint durch diese treffliche
Ausstellung in einem neuen Lichte und wirkt
trog des kleinen Formats der Skizzen weit
gröger und umfassender als in seinen allzu
zeitgebundenen Gemälden.
Dr. Fritz Neugass, Paris
Der Triumphbogen
von Ephesus gerettet
Wichtiger Bilderfund in Sta. Maria Maggiore
Wenn die Basilika von Trastevere sich
rühmt, die älteste der römischen Kirchen zu
sein, die sich dem Kultus der Jungfrau
widmete, so überragte schon sehr schnell die
Basilika des Esquilin die Kirche aus der
Niederung an Gröge und Pracht: sie nahm
den Namen Maggiore mit vollem Recht. Das,
was wir heute aber bewundern, zeigt nichts
mehr von dem Riesenwerk des Papst Liberius.
In ihrer Konstruktion und z. T. in der Mosaik-
ausschmückung haben wir das Werk aus der
Epoche des Papstes Sixtus III. vor uns, das
Riesenbauwerk, das dieser Kirchenfürst auf
dem antiken Fundament am Ende des V. Jahr-
hunderts errichten lieg. Die Kirche war im
Augenblick ihres Wiederaufbaus ein Sieges-
zeichen gegen die Häresie Nestors, der auf
dem Konzil von Ephesus unterlag, dessen
15. Jahrhundertfeier in diesem Jahre von der
Kirche festlich begangen wird. Aus der
Periode des Sixtus stammen die 40 stolzen
Säulen, die Mosaiken des Mittelschiffs und der
Triumphbogen von Ephesus, der in reichen

Bildern auf der Augenseife Darstellungen der
Kindheit des Erlösers, auf der Innenseite die
majestätische Figur der Mater Dei, umgeben
von Märtyrern, zeigt. Dieser Triumphbogen
ist für Jacopo Turriti in seinen Darstellungen
stilistisch ausschlaggebend geworden. Denn
als Nicolo IV. die Apsis des Sixtus nieder-
reigen lieg und durch Turriti am Ende des
13. Jahrhunderts neu bauen lieg, scheint Tur-
riti direkt von den alten Mosaiken Zeich-
nungen und Farbgebung für die Mosaiken der
neuen Apsis übernommen zu haben.
Durch die Konstruktionen des Kardinal
d'Estouteville in der Mitte des 15. Jahrhunderts
aber ist der Triumphbogen so stark belastet
worden, dag er jegt in der Gefahr stand, ein-
zustürzen. Pius XI. hat infolgedessen im
legten Jahre umfangreiche Restaurations-
arbeiten durch eine Sonderkommission vor-
nehmen lassen; bei Beginn der Arbeiten aber
schien alle Hoffnung verschwunden, den
Triumphbogen zu retten. Die Umbauten
machten ein Loslösen der Mosaiken not-
wendig; diese Arbeiten sind von der vatikani-
schen Mosaikschule ausgeführt worden. Da-
bei sind die schlechten Restaurierungen ver-
gangener Jahrhunderte entfernt worden und
gegenwärtig zeigt sich der Triumphbogen in
einer Pracht, wie er sie vielleicht nicht seit

den Zeiten des Papstes Nikolaus IV. und des
Kardinals Colonna besessen hat. Die Kon-
struktionen d’Estoutevilles sind beseitigt wor-
den und dabei sind auf der Innenseite links
vom Triumphbogen Bildwerke und dekorative
Elemente zum Vorschein gekommen, von
deren Existenz man nichts mehr wugte. Es
handelt sich vor allem um ein groges, die
Weltschöpfung darstellendes Bildwerk,
das dem Stil nach Turriti zugeschrieben wer-
den mug. Ferner sind 16 Medaillons mit
Bildnissen, wahrscheinlich Prophetenköpfe,
zum Vorschein gekommen. Wichtiger aber
noch sind hinter der abgerissenen Wölbung
eiddeckte Mosaikreste, von denen zwei Bild-
werke einigermagen gut erhalten sind. Sie
zeigen die Heiligen Hieronymus und
Matthäus und erlauben — hier liegt ihre
Bedeutung — die Dekorationen zu rekon-
struieren, welche sich zu einer Anbetung der
Apokalypsenheiligen vor dem Lamm, das in
einer Lünette an der höchsten Stelle des
Bogens erscheint, zusammenschlossen. Aus
diesen Dekorationen wird auch klar, warum
d'Estouteville durch seine Wölbung diesen Teil
der Basilika abschlog. In der unruhigen Zeit
nach dem Tode Nikolaus’ dürfte ein Teil der

Die ganze Welt der Kunst liest die
WELTKUNST

Dekorationen unfertig geblieben sein und dem
Kardinal-Erzpriester von Santa Maria Mag-
giore wird diese Unvollkommenheit als ein
Schandfleck in der Kirche erschienen sein. Die
recht mittelmägigen Fresken, welche die
Wölbung des d’Estouteville schmückten und
die von dem Kardinal Pinelli bestellt worden
sind, wurden durch Prof. Biagetti abgenom-
men und konserviert. Sie befinden sich jegt
im Vatikanmuseum, haben aber keine Auf-
stellung gefunden. Reinboth (Rom)


Fragonard, Die Träumende
La Reveuse — The dreamer
Sepia u. Aquarell
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Jacques Seligmann & Fils, Paris
 
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