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DIE WELTKUNST

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n Deutschland. In den Franzosen leben jedoch
daneben und darüber noch die übrigen Großen
'■r vergangenen Epoche fori: Ingres in Degas,
'-orot frühen Pissarro und Monet, Dela-
c*'oix in Manet, Renoir und Cezanne, Daumier
*leder in. Cezanne, und es ist vielleicht gerade
*eser Bestandteil ihres Werkes, nicht der
L-ourbefsche, der den französischen Meistern
?es späteren 19. Jahrhunderts den Ewigkeits-
fug verleiht. Deutschland ergibt sich der Lehre
jj-ourbets schlechthin und ohne Rückhalt, es
artn sich nicht genug darin tun — schon in
uem nicht ganz unrichtigen Gefühl, nur auf
2Iesem Wege der völligen Verstrickung ins
fenrehafte zu entgehen — alle Reste des
gedanklichen, der krankhaft gefürchteten
"Literatur“ mit Stumpf und Stiel auszurotten.
U ist das tragische Schicksal der deutschen
“■Hilst, daß sie damit freiwillig auf ein Gutteil
großen Erbes ihrer eigenen geistigen
2, Higangenheit, auf ihren Plaß im universellen
-Hsammenspiel der Künste verzichtet. Die

gedanklich bestimmten Künstler werden mit
dem „Naturalismus“ und „Impressionismus“
auf die Nebenlinie deutschen Kunstschaffens
abgedrängt, und von ihnen bleibt am Ende nur
Marees, in dem etwas vom Geist der „heroi-
schen“ Zeit produktiv wird.
Die große Gesinnung, die wir die roman-
tische nennen, ist es, die die Malerei Deutsch-
lands mit der Frankreichs in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts zu einer Einheit ge-
schmiedet, die noch dem 18. unerreichbare
Sehnsucht bleiben mußte, von der sie sich im
fortschreitenden 19., troß äußerlicher Annähe-
rungen, wieder weiter fortbewegt. Die Ver-
tretung des malerischen Schaffens der Zeit
ist danach keine vollkommene, solange sie
sich auf eines der beiden Länder allein be-
schränkt: erst in dem sinnvoll gewählten Bei-
einander deutscher und französischer Schöp-
fungen enthüllen sich Zusammenhänge und
Gegensäße, Reichtum und Grenzen der roman-
tischen Kunst. Dr. Grete Ring

Deutscher Künstlerbund in Essen

Zwischen Förderturm und
Hochofen
, Diese Stadt hat eine muskulöse, zähe Ana-
‘Omie. Der Nord-Südzug einer Hauptstraße
^annt sich kraftvoll in den Stadikörper ein.
tebhaffester Pulsschlag des Verkehrs vor dem
pLupfbahnhof. Ihm gegenüber der große
Block des Handelshofes, daneben zur Rechten
nie von Professor Körner errichtete Börse, ein
’ni ganzen grundsolider Bau, an. dem nur einige
torrnalistische Spielereien stören. Die in die-
Sem Umkreis sich ausbreitende Binnensfadt
*'rd in ihrem architektonischen Körper von
^ehreren Großbauten entscheidend bestimmt,
^°r allem vom Deutschland- und Baedekerhaus.
Fchönster Ruhepunkt im Verlauf der großen
LLupfstraße ist die sakrale Insel des Mün-
zers. Fernab der Kranz der Hochöfen und
brdertürme, aber dennoch beglückender Zu-
s9mmenklang irdischen Wirkens und jen-
eiliger Geborgenheit in diesen Zeichen der
Arbeit und gläubigen Sammlung. Auch im erd-
Sebundenen, kräftigen Oktogon des West-
*erks, errichtet von des „heiligen römischen
“eiches Fürstinnen und Äbtissinnen des kai-
?erlich freiweltlichen Stiftes Essen“ — Astnide
’s! der ursprüngliche Name des Erbgutes, aus
sich diese Stadt entwickelte —, lebt schon
!er|er klare, der Form und Ordnung zustre-
pnde Schaffensdrang, der diese Indusfrie-
ändschaft heute durchpulst. Wir reden von
*'Unsf- und von Arbeitsstädten, als ob eines
' ns andere ausschlösse. Es zeigt sich auch
HQrin nur das Entfremdetsein von künstlerisch
9ePrägtem Werk und Symbol. Die Augen

sind entweder übersättigt — Spezialisten- und
Kennertum —, oder aber des naiven Form-
sehens ungewohnt. — Kurzum: In dieser Stadt
der Kohle und des Stahls ist heuer die Jahres-
schau des Deutschen Kün.sflerbundes zu Gast.
Es ist kein voraussetzungsloses Zu-Gast-Sein.
Hier in der Münsferkirche frühe und hohe
mittelalterliche Goldschmiedekunst und sa-
krale Bildhauerei, auf den Flügeln des Hoch-
altars die durchgluteten Bilder Bartel Bruyns
und draußen in den Ausstellungshallen einer
neuen Zeit das Gesicht der Künste aus den
Jahren 1930/31. Aus der Vergangenheit klin-
gen starke Töne in die Gegenwart. Da-
zwischen allerdings liegen Wandlungen viel-
stufiger Art.
Feierliche Eröffnung am 23. Mai. Die be-
kannten Gesichter der rheinisch-westfälischen
Gesellschaft, Persönlichkeiten der Wirtschaft,
Verwaltung, Kunst und Presse sind zahlreich
vertreten. Nach langer Zeit wieder einmal ein
großes Stelldichein. Schulz-Dornburg musi-
ziert mit seinem Folkwang-Orchester einige
Sätze neuen Schaffens mit einer Besessenheit,
die von innen her das klanglich rhythmische
Erlebnis prägt. Dann die Reihe der üblichen
Reden. Neben den notwendigen Formeln
auch ein paar notierenswerte Gedanken.
Oberbürgermeister Bracht: „Die strengen
Sparmaßnahmen der Kommunalverwalfungen
haben, ihnen vielfach den Vorwurf einge-
tragen, daß sie den Kultursfan.d des Volkes
gefährden. Das Schlagwort vom Kulturabbau
klingt immer bedrohlicher. Wir sind zu Ab-
strichen gezwungen, aber wir haben auch den
(Fortsetzung auf Seite 8)

Kh mer- und siamesische Plastiken
bei Bern heimer, München


Es ist ein erfreuliches Zeichen von Aktivi-
tät, daß fast alle großen Münchener Kunst-
handlungen in diesem Sommer mit Sonder-

ausstellungen hervortreten in der Absicht, die
Kunstfreudigkeit zu beleben und zur Liber-
windung der Krise beizutragen. Zu denen,
über die wir bereits berichtet haben, tritt nun
auch das Haus B e r n h e i m e r mit einer aus-
gezeichneten Sammlung von Plastiken aus
Hinterindien, genauer gesagt aus Siam.
Auch hier ist eine kunsthistorische Ten-

denz zugrunde gelegt, indem ein Überblick
über die noch vielfach in Dunkel gehüllte
Entwicklungsgeschichte des siamesischen
Stiles geboten werden
soll. Wenngleich eine
genauere Datierung in
der Frühzeit noch nicht
möglich ist, so läßt sich
doch aus dem reichen
Material, das hier ge-
boten wird, der Gang
der Entwicklung und
das Spiel der Wechsel-
beziehungen deutlich
herauslesen. Beginnend
bei den durch präg-
nante Rassenmerkmale
gekennzeichneten Ty-
pen der Vor-Khmerzeit
über die eigentliche
Khmerzeit zu der Durch-
dringung mit siamesi-
schen Elementen ver-
schiedener Schulen bis
zur Verschmelzung in
der Späfzeit.
Man kann sagen, daß
sich in den Reihen der
ausgestellten Stücke ein
Jahrtausend wiedfer-
spiegelf, daß sich vom
Ende des ersten bis
zum Ende des zweiten
Jahrtausends unserer
Zeitrechnung spannt.
Aus allen Epochen
dieser Zeitspanne fin-
den wir vorzügliche,
teilweise hervorragende
Beispiele in Stein und
Bronze. Namentlich
werden die Buddha-
köpfe der Khmerzeit
(Abb. S. 7) in ihrer ras-
sigen Prägung, die hier
z. T. zum ersten Male
gezeigt werden, Be-
achtung finden. Nicht
weniger die zahlreichen
Kleinbronzen nament-
lich der frühen Zeit.
Von ergreifenderSchön-
heit ist ein sißender Buddha aus Bronze,
60 cm hoch, aus Nordsiam, 13. bis 14. Jahrh.
(Abbildung oben).
Ohne Zweifel wird dieser fesselnde Aus-
schnitt aus dem großen ostasiatischen Kunst-
gebiet allgemeinem Interesse begegnen. —
Die Ausstellung wird am 6. Juni eröffnet.
L. F. F.

Sitzender Buddha, Nord-Siam, 13.—14. Jahrh.
Buddha, Siam du Nord, XIHme—XIVme siede
Buddha, North Siam, XIII th—XIV th Century
Bronze, H. 60 cm
Ausstellung — Exposition —• Exhibition:
Bernheim er, München

SAMMLUNG MARCZELLVON NEMES
GEMÄLDE ALTER MEISTER • TEXTILIEN • SKULPTUREN
DER GOTIK UND RENAISSANCE • ALTES KUNSTGEWERBE

GIOVANNI BELLINI DER DOGE LOREDANO MIT VIER NOBILI


VERSTEIGERUNG IN MÜNCHEN VOM 16.—19. JUNI 1931
AUKTION S LE ITUN G
MENSING 8c SOHN (FREDERIK MULLER 8c CO.), AMSTERDAM
PAUL CASSIRER, BERLIN • HUGO HELBING, MÜNCHEN

ANFRAGEN BITTET MAN ZU RICHTEN: AN DIE LEITUNG DER AUKTION M. v. NEMES, LEOPOLDSTRASSEIO, MÜNCHEN
 
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