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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 25 (21. Juni)
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21. JUNI 1931

V. JAHRGANG, Nr. 25

D I E


WEL
ART»/ffeWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

LMONDE^AKTS


DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Bisheriger Titel:

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
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WERTHEIM:DAS


IBLOGRAPH IKON

Berlin W 9, Leipziger Str.

Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Altvenezianische
Meister in München

. Aus Anlaß des 50jährigen Besiehens hat
Münchener Haus Julius Böhler in
sJnen herrlichen Oberlichtsälen zum erstenmal
e‘he offizielle Ausstellung aus eigenen Be-
?.‘önden und deutschem Kunsthandelsbesiß er-
JjTr'et, die künstlerisch und kunsthistorisch
^shalb von ganz besonderer Bedeutung ist,
I (-'il sie mit vielfach unbekannten und großen-
Js importanten Werken, ein Sondergebiei
Malerei, die venezianischen Meister des
F—18. Jahrhunderts, in fortlaufender Ent-
,‘cklungsreihe zur Anschauung bringt. In
so mit trefflicher Instinktsicherheit ge-
zahlten Stichproben wird die Entwicklung
'pes einzelnen Kunstkreises dargesfellt, der,
?*e A. L. Mayer im Vorwort des von ihm
^arbeiteten Kataloges hervorhebt, nicht nur
b1 Laufe der Jahrhunderte von besonderer
edeutung für die nordischen Länder war,’
ondern auch gerade heute bei Kunstfreund
rpd Forscher an Interesse gewonnen hat. Die
f.'eschichte der venezianischen Malerei, ge-
ädert durch grundlegende Arbeiten von
> esti, L. Venturi, A. L. Mayer, van der Bercken,
"dwig, v. Hadeln und Fiocco, ist auch heute
üch weit davon entfernt, in allen Einzelheiten
Je in, den grundlegenden Problemen gelöst
J sein, und es gibt zweifellos kein anderes
(j'^bief italienischer Kunst, das der Ent-
J-'ckerfreude und dem Forscherinstinkt ein so
j.eites Feld der Möglichkeiten bietet. Gerade
'ese Ausstellung bei J. Böhler mit ihren
^Qncherlei Überraschungen illustriert am
Csien diese. Behauptung.
s)..öer größte Teil der hier vorgeführten Be-
ende stammt aus dem Besiß der ausstellen-
r|A Firma; mit Einzelstücken sind bekannte
putsche Häuser wie Blumenreich, —
k 0 i f e n w'i e s e r, — de Burlet, —
i>- Cassirer, — van Diemen & Dr.
i enedict, — A. S. Drey, — Fischer-
Jzern, — E. A. Fleischmann, — J. & S.
] 0 1 d s c h m i d t, — Matthiesen, —
^Rosenbaum, — J. Rosenthal und
• Schnackenberg vertreten.
h Die Spärlichkeit des erhaltenen Bestandes
j Mit Werke des venezianischen Trecen-
i°.s am Markte zu einer besonderen Selten-
^e*L Als ein früheres Werk des Lorenzo
Q(Teziano kennzeichnet sich die farbig feine
•peburt Christi durch die in Komposition und
^Denbildung zutage tretenden byzantini-
v~n Einflüsse, die in einem späteren Werk
J® der Madonna bereits stark gemildert er-
fdeinen, und in einem Täfelchen wie der in-
(jj'essanten Geburt Christi von Guariento
(C, Arpo ganz hinter der venezianischen Tra-
k|.°n zurücktreten. Die wunderschön er-
ene Madonna von Caterino Veneziano
Ujd von van Marie und L. Venturi in die
jJ‘'e eines Altarstücks der Walters Collec-
jJ‘> Baltimore, gerückt; eine ganz verwandte
el gleichen Themas befand sich vor

wenigen Jahren im Florentiner Kunsthandel.
Das Quattrocento wird vor allem
durch Meister der zweiten Jahrhunderthälfte
repräsentiert, während die Frühzeit der
Jacopo Bellini, Giambono u. a. fehlt. Um so

Hieronymus“ (Abbildung Seite 10) einerseits
gewisse Einflüsse des Carpaccio verrät, an-
dererseits die veronesische Tradition in der
durch Mantegna und Piero della Francesca
bestimmten Formgebung nicht zu verleugnen


Vecellio Tizian, Bildnis einer jungen Dame
Portrait d’une dame — Portrait of a lady
Leinwand — toile — canvas, 86:70,5 cm — Kat. Nr. 50
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Altvenezianische Malerei
Julius Böhler, München

beachtlicher sind einige Werke, die unser
Wissen um diese Epoche vermehren: wir den-
ken vor allem an eine so wichtige Entdeckung
wie die durch Signatur festgestellte eines
Meisters Philipus Veronesis, dessen „Heiliger

vermag. Jedenfalls handelt es sich in diesem
herben, wohlerhaltenen Bilde um eine be-
achtenswerte Erscheinung des venezianischen
Kunstkreises, um die vielleicht mit der Zeit
noch mehr Arbeiten gruppiert werden können.

Die Jahrhundertwende ist ausge-
zeichnet durch eine Reihe schöner Bildnisse.
Dem von Berenson dem Giovanni Bellini um
1510 zugeschriebenen Männerkopf eines
„Nicolaus Fabris“ möchten wir, was künst-
lerische Kraft und Eindeutigkeit betrifft, das
wundervolle Frauenbildnis des Carpaccio, das
bereits nordischen Einfluß verratende, vor-
nehme Bildnis des Markgrafen Albert von
Brandenburg (1508) von Jacopo de’Barbari
und das für Alvise Vivarini sehr charakteristi-
sche, kräftig und machtvoll umrissene Porträt
eines jungen Mannes vorziehen, dem ein
änderest nicht im Katalog genanntes Bildnis,
mit einem Fragezeichen versehen, nicht sehr
nahesieht. Aus dem engeren und weiteren
Kreise Bellinis nennen wir die dem Francesco
Bissolo, von Berenson dem Mocetito zuge-
schriebene Madonna mit Heiligen, das Brust-
bild einer jungen Frau von Boccaccio Boc-
caccino, eine landschaftlich besonders be-
achtenswerte Ruhe auf der Flucht von Andrea
Previtali und die späte, bellineske Elemente
verarbeitende Madonna von Cima da Cone-
gliano. Selbständig stehen daneben, in ihrem
Charakter noch ganz mit dem Quattrocento
verwachsen, die reizvolle Madonna mit Kind
und Amoretten von Vittorio Crivelli, ehemals
in englischem Privatbesiß, und die aus der
Sammlung Crespi stammende, äußerst cha-
rakteristische Altarfafel mit der Krönung
Mariae von Giovanni Mansueti.
Die reife Hochrenaissance be-
zeichnet die mächtige Persönlichkeit
Tizians, hier mit nicht weniger als sechs
Arbeiten vertreten. Das interessanteste Werk,
eine Meisterleisiung der späten Jahre, und
bisher völlig unbekannt in englischem Privat-
besiß befindlich, ist der in seiner freien
Farbigkeit und groß angelegten Komposition
unübertrefflich schöne, warme „Büßende
Hieronymus“. Außerordentlich repräsentativ
das volltonige Bildnis des Prinzen Doria aus
den vierziger Jahren. Ein kunstgeschichtliches
Problem das hier gezeigte, ebenfalls früher
in englischem Besiß befindliche Exemplar der
„Venus mit dem Orgelspieler“, das von Bode
und Glück über die Version des Kaiser-
Friedrich-Museums gestellt wird. Das Bildnis
einer jungen Dame reproduzieren wir auf
dieser Seife. — Von Tintoretto zwei
mächtige Altarbilder, die „Heilige Familie des
Hieronymus Marcello“ um 1550 und das
Altarbild der Familie Cornora, dazu einige
gute Männerporträts. — Vincenzo C e t e n a
könnte durch das einwandfreie, den
Meister auf einem Höhepunkt seiner Künstler-
laufbahn zeigende „Bildnis eines veneziani-
schen Magistrats“ kaum besser vorgestellf
werden, — der lyrische C a r i a n i mit dem
Jünglingsbildnis der Sammlung Aynard. Uber
Werke der Familie Bassano, der Bordone,
Meldolla, über die sprißig und flüssig gemalte
Leinwand mit „Cephalus und Procris" von
Veronese gelangt man zum 18. Jahrhundert,
dessen Hauptstück das große Gemälde „Tod
des Hyacinihus“ von Giambaitista
T i e p o 1 o aus der Sammlung Fürst Adolph
zur Lippe in Bückeburg ist. Der künstlerische
Reiz dieses Werkes, das umrahmt wird von
den schönsten Guardis, Canalettos, Beilottos
und Arbeiten wie die von P. Longhi (Ab-
bildung Seite 2), sowie von dem genialen

’MpRESSIONISTEN Galerie IVIatthiesGn alte meister

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