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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 33 (16. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0359
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AUGUST 1931

V. JAHRGANG, Nr. 33

D I E


WE
ARTo/ithe WORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

NST
LMONDE^AKES

^AS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

^rscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
^erlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»,
•^kkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
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145512: Paris 1187 32 ; Prag 592 83; Wien 114783; Zürich 8159
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Bisheriger Titel:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J.I. von Saxe

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
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slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50

WERTHEIM:DAS

IBLOGRAPHIKON


rlin W 9,

Leipziger Str.

Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst


ber neue

Kupferstich

Da
ver-
zinn
als

Es wäre schwer zu entscheiden, welche Mo-
tive zu so außerordentlicher Wandlung des
graphischen Empfindens geführt haben. Kei-
neswegs kann es die Gesinnung der soge-
nannten Neuen Sachlichkeit sein. Deren Ge-
nauigkeitsbedarf wird freilich dem Anschein
nach durch keine andere Technik so befriedigt
wie durch den Stich, während in Wahrheit hier,
z. B. bei Groß und Georg Scholz, die Litho-
graphie zum Lieblingsinstrument wurde. Es
ist auch gar nicht das Moment der plastischen
Bestimmtheit, das bei den Erneuern durch-
gehend maßgebend
sie
schiedenen
Grabstichel

Plattenmaterial sich in Stahl, Kupfer,
Nickelzink, Lithographenstein und Hirnholz
feilen, kommen außerordentliche Unterschiede
der Technik, der graphischen Form und der
Motive zutage. Beispielsweise suchen Bar t-
ning in großzügigem Kupferstich, Heise
in minutiösestem Steinstich eine Akribie der
lebensgroßen und ganz nahe gesehenen bo-
tanischen Naturformen, die ebenso an Dürers
Rasenstücke wie an die Liebe zum Kleinsten
bei den Romantikern erinnert (Abbildung

Johannes Wüsten, Porträt Lotte Wegeleben
Kupferstich — Estampe — Engraving

gewesen wäre.
unabhängig voneinander an sehr
Stellen Deutschlands
gegriffen haben und

aufzubauen. Dieser
Verteilt sich über das ganze Reich;
J|?'sden, Essen oder Königsberg, ob Gör-
Kreuznach, München, Stuttgart: überall
der Zwang, sich mit der schwierigsten
his J’ühseligsfen aller Techniken auseinander-
^'^n, und Berlin hat selbstverständlich
K^rif ^en größten Anteil hieran. Eine Zusam-
%r|j®Ssung der beteiligten Künstler durch die
turyfreie im März d. ]. ergab die
. 'che Zahl von 43 Stechern.

der Blütezeit der modernen Graphik,
^eichnet durch die großen Namen von
^,Unch, Nolde und den Brückeleuten, war von
’^elarbeit keine Rede. Waren der repro-
'Gierende Kupferstich und der zu Illustra-
l‘°nszWecken gebrauchte Holzstich im 19. Jahr-
l'^ndert noch vielge-
Ausdrucksmittel
|Ts herrschenden Rea-
gewesen, so be-
s,.rde jetzt die zu selb-
, nndiger Wirkung er-
a bene Graphik ganz
i^derer, leichter zu
^Mhabender Verfah-
nn- Es war in der
®nzen Kunst so: eine
a Seheure Überfracht
Gehalt und Gefühl
■pQr zu verarbeiten, die
^nhniken mußten da-
> bis auf das leßte
^Gehende Maß ver-
pacht werden.
g ^'s der Überfülle an
^bhischer Produktion
gi . iähes Ende (zu-
f|e'.ch mit dem der In-
(I l|on) bereitet war —
gerQrt, daß es beinahe
^1? Anschein gewann,
K °b es mit diesem
nsizweig überhaupt
ig Ende gehe —, ist
q aHer Stille ein er-
Sy11 sücher Frontwech-
ü Vollzogen worden.
Cj.n kann heute von
b ,er Wiede rge-
q-rI der Grab-
c h e 1 v e r f a h r e n
liehen, nicht nur auf
^er, sondern auch
Stahl, Holz und so-
liJ auf Stein. Gänz-
tyj °hne Verabredung,
hgj. auf höheres Ge-
findet man über-
1er ernsten Künst-
bt 1 Deutschland einen
mif dem Stichel
bjse absonderliche, oft
9^ zum Grotesken
hj^^e Formenwelt


Nur scheinbar er-

15. Jahrhunderts
an die gespensti-
Luftleere der Bil-
die im Kreise der

ver-
der
von
ihrer
fast

längerer
Müller,
und Art
für die
dieser
Übung
Rea-
einer
be-
der

Erich Büttner, Porträt Heinrich Mann
Kupferstich •— Estampe — Engraving

das
das
(Ab-
Völ-
wieder.

dofen. Die Genauigkeit der Defailschilderung
und die erbarmungslose Entblößung des Letz-
ten und Verborgensten, die Vorliebe für Iro-
nie und grausliche, ja unappetitliche Stofflich-
keit, für die distanzierte Karikaturistik und
phantastisch unwirkliche Wirklichkeit ent-
springt durchaus derselben bedingten Nega-
tion und zweifelnden Bejahung und ist unver-
kennbar die gleiche bei den Dichtern und den
Kupferstechern, ist fast wörtlich genau bei
diesen nachzuweisen.
Der ungemeine Ausdrucksreichtum bei so
sehr verschiedenen Künstlern ist derselbe,
den wir in der gesamten deutschen Kunst der
Gegenwart finden. Er ist ein Vorzug und eine
dem außerdeutschen Empfinden noch immer
schwer zugängliche Eigenart unserer Gegen-
wartskunst, die aber sicher einmal ihren höch-
sten Vorzug in der allgemeinen Wertschätzung
finden wird, und nebenbei vielleicht auch seine
psychologische und formale Deutung, die
wir heute noch nicht zu geben vermögen. Was
schließlich vom Standpunkt des Sammlers
dazu zu sagen ist, wäre eine unbedingte Zu-
versicht in den Wert dieser neuen Graphik,
die so fest stabilisiert erscheint wie ihre letz-
ten Vorgänger, die Graphik von Munch, Nolde,
Marc und den Brückekünstlern. Die Spon-
taneität und Allgemeingültigkeit dieser jüng-

Seite 2). Noch weiter
in Detaillierung geht
bisweilen Herbert
Kampf und, bereits
seit längerer Zeit,
Richard
dessen Name
allein schon
Distanzierung
graphischen
vom „magischen
lismus“ bürgt. Mit
impressionistisch
dingten Breite
Form, die tatsächlich
nur schwer von der Ra¬
dierung zu scheiden ist,
treten die großartigen
Bildnisköpfe Erich
Büttners in Erschei¬
nung: unstreitig
Ausdrucksvollste,
er geschaffen hat
bildung nebensf.).
lig anders
surrealistische Andeu-
tungsfechnik mit haar-
feinerKalligraphie paa¬
rend, die unheimlich
und fast pervers
zerrten Visionen
Kupferstiche
Smith. Die in
Linienabstraktion
dürre Stichelarbeit auf
Nickelzink von Ro¬
bert Mayer (Abbil¬
dung Seife 2) erweckt
doppelte Assoziation
an Italien, an den ve¬
nezianischen Holzschnitt
des
und
sehe
der, _ . _ . ..
Vaiori plastici üblich war.
lebt der Unzelmannsche Holzstich bei Hans
A. Müller und K. Rössing seine Auf-
erstehung; was mit der alten Technik erreicht
wird, ist mindestens bei Rössing eine den
Simplizissimuszeichnern benachbarte spukhafte
Schärfe menschlicher und gesellschaftlicher
Karikatur. Ihre eindeutige und repräsentative
Prägung erhält schließlich diese ganze viel-
gestaltige Graphik durch die Görlißer
Gruppe, die Johannes Wüsten (Ab-
bildung nebensf.) als Führer, seine Schü-
lerin Lotte Wegeleben, den Ober-
lausitzer Bankey und die Königsbergerin
Gertrud Lerbs umfaßt. Hier wird tatsäch-
lich die metallische Schärfe und Akribie des
Diirerschen und Goltziusschen Kupferstichs
als technische Grundlage angenommen und er-
reicht, mif diesem altertümlich anmutenden
Mittel jedoch eine äußerste Härte gegenwärti-
ger Sinngebung des Lebens ausgedrückt. Die
Bildnisse Wegelebens und Wüstens vermitteln
davon weniger Anschauung als die Szenen
aus dem zeitgenössischen Leben, deren gegen-
ständliche Beiläufigkeit eine tiefe Verzweif-
lung am Dasein, eine hoffnungslose Grausam-
keit gegenüber der Umwelt und sich selber
offenbart. Hier findet man eine Art Parallele
zu den letzten Romanen von Heinr. Mann,
]. Joyce, Alfred Döblin in blitzhellen Anek-

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