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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 1 (1. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44613#0001
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D I E


VII. JAHRGANG, Nr. 1

1. JANUAR 1933

WEL

ART#fAeWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT L MONDE«toARIS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Wei t kun s t - Ve r 1 a g, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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WERTHEIM-BIBLOGRAPHIKON

Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

auf dem Auktionsmarkte seine maßgebende

DAS AUKTIONSJAHR 1932

und tonangebende Rolle wieder — wie in den
Vorkriegszeiten — verloren hat, erübrigt es
sich beinahe, hier auf Einzelergebnisse hinzu-
weisen. Wenn dies doch geschieht, so vor

allem, um Umsatzmöglichkeiten und Preismög-


Den Überblick über das Auktionsjahr 1932
mit denselben Maßstäben wie in den vorher-
gegangenen Jahren messen, hieße die Tat-
sachen verfälschen. War bis beinahe zum Jahre
1930 das „Spitzenstück“ ausschlaggebender
Faktor des Auktionsergebnisses, so stand be-
reits 1931 und noch mehr im verflossenen
Jahre die Absatzmöglichkeit als solche im Vor-
dergrund des Interesses. In der Feststellung
dieser Tatsache liegt kein Werturteil be-
gründet: denn der Charakter der „Ware“, die
jetzt auf den Auktionsmarkt gekommen, unter-
schied sich in wesentlichen Merkmalen, in der
Größe des Objekts wie in der Handelsfähigkeit,
von dem der früheren Jahre. Die Konkurrenz,
die die Auktion voraussetzt, und die gerade
jetzt — wesentliches Merkrnal! ,— für mittlere
’ Aerte, uie der Kaul kraft einer mittleren
Sammlerschicht entgegenkommen, nicht nur
ungeschwächt, sondern im Gegenteil vermehrt
erscheint, fehlt für einmalige Hauptwerke ■—
eine Erscheinung, die gleichermaßen auf
allen Gebieten des Handels, um
welche Materie es sich auch handelt, konsta-
tiert werden kann. Darum wird, trotz aller
Erkenntnisse, daß heute ein Geschäftsgebäude
in der City irgendeiner Weltstadt nicht von
heute auf morgen zu einem Preise, der der
seit Jahren schleichenden Deflation nicht mehr
entspricht, losgeschlagen werden kann, einer
übersteigerten Aktie, eines Warenlagers
irgendwelcher Gattung, noch lange nicht die
Tatsache einer „Unverkäuflichkeit“, eines
„Verlustverkaufes“ (bei allem Vorbehalt und
aller Anerkennung der Kapitalisierung des
Kunstbesitzes) für die Wertgestaltung maß-
gebend sein. Wir haben bereits im letzten
Jahresbericht auf die Gefahren hingewiesen,
die vergleichende Beurteilung von Zahlen der
letzten fünf Jahre auch auf dem Gebiete des
Kunstmarktes anrichten können, und es kann
heute gesagt werden, daß diese Feststel-
lungen sich im vergangenen Jahr so sehr ver-
dichtet und verwirklicht haben, daß man sagen
darf: das Kunstwerk, gleich welcher Art, hat
sich, trotz und entgegen der sonstigen Welt-
marktpreise, die ihr früheres Niveau längst
unterboten haben, in vollem Maße gehalten. Es
hat sich in dem vergangenen Jahre eine Sta-
bilisierung durchgesetzt, die, getragen
von einer wirklichen Aufnahme-
fähigkeit, nicht nur der Mittelware,
wie hauptsächlich gute Berliner Auktionen bei
Ball-Graupe, Lepke, Internationales Kunst-
Auktionshaus usw. bewiesen, sondern auch den
dem Geschmack weiter Sammlerkreise ent-

Höhe der (valutarisch

gesetzt werden. Hier handelt es sich
nicht um Fiktionen, sondern um die
für viele erstaunlich scheinende Tatsache, daß
innerhalb aller in- und deflationistischen Be-

wegungen das Kunstwerk — abgesehen von
seinem rein künstlerischen, in dieser empiri-
schen Betrachtung nicht zur Diskussion stehen-

allgemeinen — abgesehen von Ausnahmen der
Sammlermoden — gesagt werden kann, daß
die Preise anerkannter Meister sich durchweg
mindestens auf der
stärkeren!) V orkriegs-
zeit halten, die der
neueren, vor allem der
französischen Haupt-
und Nachimpressio-
nisten, sich teilweise
stark gehoben haben.
Wenn trotzdem, wie die
Tatsache des geringen
Auktionsangebots im
vergangenen Jahre auf
allen internatio

gut in weiten^ Maße zu-
rückgehalten wird, in
der Hoffnung besserer
Realisationsmöglich-
keiten, so darf eine
solche Maßnahme nur
für größere Objekte, die
bei der heutigen verrin-
gerten Großkaufkraft
einer vielleicht beson-
ders sorgfältig vorbe-
reiteten Verkaufspflege
vorbehalten bleiben, bis
zu einem gewissen
Grade anerkannt wer-
den — die letzten Pa-
riser Ergebnisse be-
lehren auch hier für
wirklich qualitätvolle
Werke der Malerei und
des Kunstgewerbes das
Gegenteil — nicht aber
für das, für A u k t i -
inszwecke letzt-
hin maßgebende
Material der guten Mit-
telware, die zwar nicht
mehr — Stabilisierung
auf „Normalpreis“ —
für Deflations-Summen,
aber zu Preisen, die
gerade heute teilweise
als erstaunlich bezeich-
net werden müssen, ab-
gesetzt werden
nen. Wer
der Erde,
Geldes als

kön-
sich, in jedem beliebigen Land
etwas über den Wert des
solchem in rein wirtschaftlichem

Rembrandt, Hühner rupfende Frau
Um 1639—40. 132:105 cm
brachte auf der Versteigerung durch die
American Art Association Anderson Galleries, New York, am 18. November 1932:
§ 26 000

lichkeiten einzelner Objekte zu beweisen. Da-
bei darf des Beobachters Auge in erster Linie
auf die neueren, sammlerisch in Mode stehen-
den Meister hingelenkt werden, die gerade in
diesem Jahre — nicht absichtlicher Zufall, son-
dern hervorstechendes Beispiel — die Spitze
hielten. Wir erinnern an die Versteigerung der
Sammlung Haviland in der Galerie
Georges Petit, bei der die „Toilette“ von
Puvis de Chavannes mit 300 000 ffr., Stilleben
von Chardin mit 120 000 und 58 000 ffr. und
kleine Bilder von Monet und Monticelli mit 56
und 53 000 ffr. bezahlt wurden, — an die mit
einem Gesamtergebnis von 3 330 000 ffr.
endende Auktion zweier deutscher Sammlun-
gen, die an derselben Stelle vor Me Petit
und den Experts Paul. (Berlin),

und auf der ein van Gogh 361 000 ffr., Gemälde
Renoirs 321000, 200 000 und 180 000 ffr., ein
Stilleben und eine Landschaft von Cezanne
320 und 250 000 ffr. erreichten, — auf das Aus-
gebot der Sammlungen Pacquement und
Jules Strauss, bei denen — worüber aus-
führlichere Angaben auf Seite 4 zu finden sind
— innerhalb eines Gesamtergebnisses von über
6 Millionen (mit Aufgeld) — für van Gogh
280, Manet 360, Renoir 257, 173, 131, Monet
205, Cezanne 116 und 112 Tausend Francs an-
gelegt wurden. In ganz anderen Grenzen, aber
auf einem überraschend festen und hohen
Niveau, bewegen sich die deutschen Meister des
19. Jahrhunderts, wie sie vor allem durch
Helbing (München), Lempertz (Köln),
Stern (Düsseldorf) u. a. angeboten wurden.
Auf dem Gebiete älterer Kunst lenkt sich
der Blick auf gut gelungene Auktionen wie die
bei Ball-Graupe am 4./5. März, die der
Sammlungen Wollenberg (Lepke, 17. März)
und Victor Hahn (B a 11 - G r a u p e , 27. und
28. Juni), bei welch letzterer das Greisen-
porträt von Rembrandt 35 000 M, eine Riccio-
Statuette 10 500 M erbrachte, auf die Som-
merversteigerungen der Galerie Fischer
in Luzern, die mit dem Ausgebot der Samm-
lungen Dr. Burgers und der Waffensammlung
Graf Erbach-Erbach ausgezeichnete Resultate
erzielte, auf die Auktion der Sammlung Frh.
v. Stumm durch Dr. Günther Deneke in
Berlin mit einem in Anbetracht der schwieri-
gen Materie unerwartet günstigen Umsatz, auf
die Versteigerung des Nachlasses Dr. James
Simon durch Rudolph Lepke am 29. No-
vember oder die Gemäldeversteigerungen bei
Ball-Graupe (Berlin) und Lempertz
(Köln) in der ersten Dezemberhälfte, die mit
glänzenden Einzelresultaten abschlossen. In

sprechenden Hauptstücken — Versteigerungen
von Impressionisten in Paris (vgl. Berichte
auf Seite 3 und 5) zugute kommen. Wobei im

Sinne klar geworden, muß immer wieder er-
staunen über die Möglichkeit, mit der Summen
von Hunderttausenden glatt auf Auktionen um-

den Wert oder Unwert — auch rein wirtschaft-
lich betrachtet, nichts eingebüßt hat.
Mit der Betonung, daß das „Meisterwerk“

Paris waren die großen Tage, abgesehen von
den oben erwähnten Impressionistenversteige-
rungen, durch die Ausgebote der Sammlun-



MASTERS

BRUNNER O*LL‘"Y NEW-YORK
55, East 57th Street
 
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