Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

DOI Heft:
Nr. 26 (25. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44613#0111
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

VII. JAHRGANG, Nr. 26

25. JUNI 1933

nst

WF

ARToftheWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT LMONDEMRIS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

früher:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM- BIBLOGRAPHIKON
Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512

Die Zukunft
der „Deutschen
Akademie"
in Rom
Der preußische Kultusminister hat
die „Deutsche Akademie“ in Rom ge-
schlossen und bereitet eine Neuordnung
vor. In diesem Zusammenhänge geben
wir unserem Mitarbeiter, dem Bio-
graphen von Peter Cornelius und Ken-
ner deutscher Kunstentwicklung, das
Wort zu einem Vorschlag. Die Red.
Vor einigen Jahren gab Italien die Villa
Massimo dem preußischen Staat zurück, einen
umfangreichen Park an der Peripherie von
Rom, den der Geheime Kommerzienrat Eduard
Amhold vor dem Krieg samt Palazzo und Ne-
bengebäuden mit einer bedeutenden Geldsumme
als deutsches Künstlerheim gestiftet hatte.
Das Kultusministerium entsandte den eben erst
durch Heirat mit dem Hause des Stifters ver-
bundenen Prof. Herbert G e r i c k e, Adlatus
des damaligen Kunstreferenten im Ministerium,
Geheimrat Waetzoldt, als Direktor des Institu-
tes nach Rom. Mit bewährtem Geschick ge-
lang es ihm, vielerlei Schwierigkeiten wegzu-
räumen, so daß nach einem Jahr das gesamte
Anwesen, von allen Schäden fremder Okku-
pation geheilt, seinem deutschen Kunstzweck
zur Verfügung stand.
Der Unterzeichnete hat in jener Zeit sehr
lebhaften Anteil an dem Schicksal des Institu-
tes genommen. In Rohrbachs „Deutschen Ge-
danken“ schrieb er einen Aufsatz, betitelt:
„Botschaftsgebäude des Geistes“ und schlug
vor, die Villa Massimo, über ihre ursprüngliche
Absicht hinaus, zu einem Mittelpunkt deutscher
Kulturbewegung zu machen, in ihr Darbietun-
gen deutscher Künstler in der Form von musi-
kalischen Aufführungen, Ausstellungen, Rezi-
tationen mit Vorträgen von deutschen Kunst-
und Literaturforschern abwechseln zu lassen
Leider ist es bei diesem Vorschlag geblieben.
Man begnügte sich damit, etwa ein Dutzend
Ateliers mit Schlaf- und Wohnräumen in dem
ehemaligen Garagenbau einzurichten und ge-
währte nachsuchenden Künstlern die Möglich-
keit, auf Grund von freier Existenz jeweils ein
paar Monate in Rom zu arbeiten.
Ein bestimmtes Programm für die Auswahl
bestand offensichtlich nicht. Alte und junge
Künstler, fertige und unfertige, bekannte und
unbekannte, Maler und Bildhauer, Kunst-
gewerbler, auch wohl Kunstschriftsteller be-
wohnten im Laufe der Jahre die Ateliers und
Schlafräume. Als einzige Gegengabe verlangte
der Staat ein Bild, das im Besitz der Akademie
blieb.
War in der Auswahl kein irgendwie ge-
arteter Plan verfolgt worden, so erhielt das
Studium in der Akademie erst recht keinen.
Jeder malte und bosselte, was ihn freute. Daß
die Villa Massimo in Rom stand, war durchaus
zufällig. Sie hätte ebensowohl in Nizza oder
auf Capri gelegen sein können. Ja, auch daß
diese staatlich subventionierte Künstlerkolonie
sich Akademie nannte, entbehrte im Grunde
jeglicher Berechtigung.

In denselben Jahren, in denen sich in
Deutschland unter den jungen Künstlern eine
ausgesprochene romantische und eine neoklas-
sizistische Richtung entwickelte, die auf Runge,
Caspar David Friedrich, auf Overbeck, Wil-
helm Schadow und Wasmann zurückgriff, ver-
gaß man an entscheidender Stelle völlig, daß
es einmal eine große deutsch-römische Tra-
dition gegeben, und daß man in der Villa
Massimo die unvergleichliche Möglichkeit be-
saß, eine junge Kunstentwicklung, die aus den
Tiefen des Volkstums kam, bewußt zu ge-
stalten.
Es hat in Deutschland immer zwei Kunst-
richtungen nebeneinander gegeben, aus deren
Polarität viel Fruchtbares entstand: die
malerische und die plastische, auch zeich-
nerische genannt. Die malerische, die die Ro-

dringens der Expressionisten, die in ihren Sym-
pathien bei den anderen hätten sein müssen.
Die deutsch-römische Tradition erweckte immer
nur ein mitleidiges Lächeln. Es ist kein Zwei-
fel, daß wir die Zerstörung der schulmäßigen
Zeichenkunst, die sich in ihren Folgen sehr bald
erschreckend offenbarte, der allzu großen Nach-
giebigkeit der verantwortlichen Stellen gegen
die Verfechter einer rein malerischen Aus-
bildung zu verdanken haben. Heute sind wir
zweifellos so weit, daß man die Maler, die im-
stande sind, eine größere Fläche, gar eine Wand
vielfigurig zu bewältigen, mit der Laterne
suchen kann. Das Fiasko der Abteilung Wand-
malerei auf der Bauausstellung vor einigen
Jahren hat dies deutlich gezeigt.
Unter diesen Umständen ergibt die Aufgabe
der „Deutschen Akademie“ in Rom sich von

sehen Kunstschätze sind zielbewußt dem Unter-
richt dienstbar zu machen.
Absicht der Akademie und Lehrplan be-
stimmen naturgemäß die Auswahl der Schüler.
Es kommen vor allem jene in Betracht, die
Neigung und Anlage zur Monumentalmalerei
bestimmen.
Aelteren Künstlern wäre durch Errichtung
von Meisterateliers die Möglichkeit zu geben,
zwanglos an den Lehrmitteln teilzuhaben.
Durch eine Akademie, wie sie hier skizziert
wurde, schafft sich der Staat eine Auswahl ge-
eigneter Kräfte für seine besonderen Auf-
gaben. Er gliedert den Künstler als dienendes
Element in das Gefüge des Ganzen ein. Dies
aber ist heute eine der vielen großen Aufgaben.
Dr. Alfred Kuhn


Silberne Taufschale Friedrich Barbarossas
1. Hälfte 12. Jahrhundert
Neuerwerbung des Berliner Schloßmuseums

kokotradition fortsetzte, fiel später mit der
realistischen und impressionistischen zu-
sammen, die plastisch-zeichnerische mit der
ideologischen, wie sie durch Carstens, Corne-
lius, die Nazarener, durch Feuerbach, Marees,
Klinger, Greiner, ja, endlich durch die Kollwitz
repräsentiert wird, die durchaus in diese Linie
gehört. In Berlin bekennt sich unter den Jün-
geren Jaeckel zu ihrer Fahne, in Süddeutsch-
land vor allem der Deutschrömer Hans Bühler.
Sehr lange hatte die realistisch-impressioni-
stische Richtung die Oberhand, trotz des Vor-

selbst. Sie hat die deutsch-römische Tradition
zu pflegen, die eine zeichnerische ist, sie hat
ein Gegengewicht gegen die recht materialisti-
sche Ausbildung sehr vieler deutscher Kunst-
schulen zu sein.
Der daraus resultierende Lehrplan — denn
nur um einen systematischen Lehrplan kann es
sich handeln, nicht um laisser faire, laisser
aller — wird zu bestehen haben aus: Akt,
Porträt, Gewand, Komposition, fortschreitend
zu immer größeren Flächen, Fresko, endlich
Kunstgeschichte. Die Gegebenheiten der römi-

Unbekannte Briefe
Winkelmanns
Die Preußische Staatsbibliothek besitzt die
wichtigsten Briefe Winckelmanns an Bian-
coni — ein bis heute ungehobener Schatz,
nachdem Carl Justi, Winckelmanns Meister-
biograph, die angekündigte Bearbeitung nicht
gegeben hat. Der erste Direktor der Bibliothek,
Prof. Emil Jacobs, verwertete die Briefe
nun zum ersten Male in Ausführungen über
Winckelmann und Bianconi, in der Archäologi-
schen Gesellschaft zu Berlin. Bianconi, in dem-
selben Jahre wie Winckelmann in Bologna ge-
boren, war ein echter Gelehrter des 18. Jahr-
hunderts, Mediziner von Beruf, aber allen
wissenschaftlichen Interessen aufgeschlossen,
Leibarzt des Fürstbischofs von Augsburg,
dann des Königs von Sachsen — und in Dres-
den führt ihn sein Weg mit Winckelmann zu-
sammen, der 1754 dort zur römischen Kirche
Die Taufschale
Friedrich Barbarossas^
Neuerwerbung des Berliner
Schloßmuseums
Dem Schloßmuseum in Berlin ist eine künst-
lerisch und geschichtlich gleich bedeutende
Neuerwerbung gelungen: die silberne Tauf-
schale Kaiser Friedrich Barbarossas (siehe
Abbildung). Sie zeigt im vergoldeten
Innern die gravierte Darstellung der Tauf-
handlung, wobei der Täufling von einem
Bischof und von seinem Paten, dem Grafen
Otto v. Kappenberg, in den Taufbrunnen ge-
halten wird. Eine Umschrift besagt, daß der
Kaiser die Schale dem Grafen Otto (f 1171)
zum Andenken geschenkt und daß dieser sie
dann Gott, d. h. dem von ihm begründeten
Prämonstratenserkloster Kappenberg in West-
falen, geweiht hat. Da in der Inschrift Fried-
rich als „Cesar et Augustus“ bezeichnet wird,
kann die Schenkung an Otto von Kappenberg
erst nach der Kaiserkrönung durch Hadrian IV.,
also nach 1155, vollzogen worden sein.
Nach der Säkularisation des Klosters kam
die Schale 1819 über eine rheinische Sammlung
in den Besitz der damaligen Erbgroßherzogin
Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar (f 1859)
und konnte, nach langer Verschollenheit, jetzt
vom Schloßmuseum erworben werden, wo sie in
der Galerie des Weißen Saales ausgestellt ist.

BRUNNER OA^-¥ NEW-YORK
55, East 57th Street
 
Annotationen