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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 47 (19. November)
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D I E


VII. JAHRGANG, Nr. 47
NST
LMONDEfoARß

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES DEUTSCHEN REICHSVERBANDES DES KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDELS E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.IL,
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führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Chinesische Malerei
in deutschem Privatbesitz
Zur Ausstellung der Kestner- Gesellschaft, Hannover

Die Kestner- Gesellschaft in Han-
nover eröffnet heute eine Ausstellung chine-
sischer Malerei, die dann auch nach Ost-
preußen und wieder nach dem Westen weiter-
wandern soll, und die in mancher Hinsicht sehr
bemerkenswert ist. Ausstellungen chinesischer
Kunst hat es in den letzten Jahren mehrfach
gegeben: 1929 in der Berliner Akademie, in der
sich alle großen Sammler Europas und Ame-
rikas ein Stelldichein gaben, danach in Mün-
chen und Wien, wo beidemal nur Malerei, aber
chinesische und japanische zusammen, gezeigt
wurde. Seit zwanzig Jahren etwa wird nun
zum erstenmal der chi-

anderes vorgeben, als sie sind, und deren
Patina nicht peinlich wirkt oder die nur
historisch interessant sind. So mußten
hauptsächlich neuere Zeiten herangezogen
werden, und so wurde der Gesamtton der
Ausstellung frisch, lebhaft und sicher un-
gewohnt. Die Vorstellung, daß die chine-
sische Malerei konventionell und erstarrt
sei, wird hoffentlich ein für allemal beseitigt.
Hierdurch wird die neuere chinesische Malerei,
für die Zeit nach 1400, wohl zum ersten Male
als Gesamtfrage zur Erörterung gestellt; und
dadurch wird gleichzeitig eine andere Ausstel-

nesischen Malerei allein
eine Ausstellung gewid-
met, und zwar wird sie
diesmal im wesentlichen
aus deutschem Besitz
bestritten, Die hundert
Bilder, die in Hannover
vereinigt sind, bilden
eine Art Bestandauf-
nahme von dem, was in
Deutschland an chinesi-
scher Malerei zu erwar-
ten ist, von dem, was
bei uns gesammelt ist
und dadurch unserem
Volk und unserer Kunst
etwas bedeutet hat. Es
sei hier nur an Namen
wie Slevogt und Orlik,
Gaul und Hodler er-
innert, um diese Bedeu-
tung zu erhellen, welche
vor manchen der jetzt
wieder gezeigten Bilder
mit Begeisterung ge-
standen haben. Daneben
erscheinen noch sechs
Werke aus schwedi-
schen Sammlungen, die
erst kürzlich nach Eu-
ropa gekommen sind
und unsere Vorstellung
von der chinesischen
Malerei erfreulich be-
reichern. Die Absicht,
im wesentlichen die
deutschen Sammlungen
zu Wort zu bringen,
hatte einige Beschrän-
kungen zur Folge, zumal
das Bestreben auch da-
hin ging, einfache und
wirkungsvolle Bilder zu
zeigen, die ohne kunst-
wissenschaftliches Ge-
rede verständlich sind,
die den Geist ihres
Schöpfers ehrlich aus-
sprechen, die nicht etwas


Li Yang-s he ng (Shanghai, um 1909), „Ma-ku-fee“
Sammlung du Bois-Reymond
Ausstellung: Kestner- Gesellschaft, Hannover

lung vorbereitet, die im Frühjahr in der Ber-
liner Akademie stattfinden soll: sie wird von
der chinesischen Regierung zusammengestellt,
und es sollen in ihr nur lebende Maler er-
scheinen.
Die Besitzer der Bilder haben verständnis-
voll diesen neuartigen Gedanken der Auswahl
unterstützt, so daß aus ihren Beständen die
Absicht der Ausstellungsleitung, die in den
Händen von Dr. W. Speiser lag, verwirk-
licht werden konnte. In dankenswerter Weise
haben sich die Museen, die Ostasiatische Kunst-
abteilung in Berlin (Direktor Prof. Kümmel)
und das Museum für Ostasiatische Kunst der
Stadt Köln (Direktor Frau Fischer-Wieruszow-
ski) mit Leihgaben beteiligt. Dann ist beson-
ders bemerkenswert die selten gezeigte Mond-
landschaft von Yüan Yao, die dem „Mal-
kasten“ in Düsseldorf gehört, und die beson-
ders gute Landschaft von Tai Wen-chin aus
dem Besitz von Dr. von Roques. Besonders
umfangreich kommt die Sammlung von Dr.
Breuer, Berlin, zu Wort, die in ihren zahl-
reichen Albumblättern mit das Beste und
Frischeste an chinesischer Malerei in Deutsch-
land enthält. Frau Olga-Julia Wegener, die
1909 zum erstenmal chinesische Bilder in
Deutschland ausstellte, war wieder so freund-
-*•> '* ■“* 4JV.X V k,lXUoU.HJ-, Z.KA. Svcxiten,
ebenso die Sammlung du Bois-Reymond, die
besonders gegenständlich interessante Bilder,
darunter auch solche von zeitgenössischen Ma-
lern, umfaßt. Aus München ist mit mehreren
Stücken die gepflegte Sammlung von Prof.
Preetorius, weiter die von Prof. Wells vertre-
ten, aus Frankfurt die des großen Sinologen
Richard Wilhelm, der soviel für das Verständ-
nis der chinesischen Kultur getan hat, und die
seines Nachfolgers in der Leitung des China-
instituts, E. Rouselle, darunter manche Wid-
mung von chinesischen Freunden. Weiter er-
scheinen noch einige Sammler mit kleineren
Beiträgen.


Pa-ta-shan-jen (um 1620—34)
„Vögel auf Zweig“
Sammlung Dr. A. Breuer, Berlin
Ausstellung: Kestner-Geseilsehaft, Hannover

Ein Teil der Bilder ist verkäuflich; es ge-
lang, so vernünftige Bewertungen zu verein-
baren, daß auf der Ausstellung nicht nur eine
interessante Schau gezeigt werden kann, son-
dern auch Gelegenheit gegeben ist, das eine
oder andere Werk günstig zu erwerben. S.

Belebung am Graphik-Markt
Der Erfolg der Auktion bei Boerner

Selten hat man mit solcher Spannung einer
Kupferstichversteigerung entgegengesehen wie
diesmal. Der Verlauf der Auktion
hat den Optimisten recht ge-
geben. Denn es ist wiederum möglich ge-
wesen, für rund eine Viertelmillion Mark alte
Graphik umzusetzen und ein paar Spitzenpreise
zu erreichen, die nicht unwesentlich über dem
höchsten Preise auf der NorthwichverSteige-
rung im vergangenen Frühjahr liegen! 20 000
Mark für das Hundertguldenblatt von Rem-
brandt und 18 000 M. für den Hieronymus Dü-
rers sind, unter Berücksichtigung der Geld-
knappheit und des Standes der englischen und
amerikanischen Geldwährung, außerordentlich
hohe Bewertungen. Beide Blätter wurden von
Händlern im Auftrage erworben.
Von deutschen Kupferstich-
kabinetten hatten Berlin, Nürnberg und
Dresden ihre Vertreter nach Leipzig gesandt,
und auch die Auktionsfirma hatte einige Auf-

träge öffentlicher deutscher Sammlungen in
der Hand. So erwarb das Berliner Kabinett
unter anderen die „Madonna mit dem Stifter“
von Hans Baldung, die Münchener Graphische
Sammlung den „heiligen Georg“ von Burgk-
mair, Nürnberg den „Johannes auf Patmos“
von Wechtlin, Dresden die „törichte Jungfrau“
des Nikolaus Manuel Deutsch, Leipzig das Alt-
dorfersche „Taufbecken“. Deutsche Museen
waren auch die Hauptbieter für die eminent
seltenen Radierungen Elsheimers (Nürnberg
kaufte die Nummern 294, 298 und 110, Dresden
die „Landschaft mit der Entlassung der Hagar“
und die „Landschaft mit dem pfeifenden Satyr
und zwei Nymphen“, Berlin das Unikum
Nr. 299). Auch die beiden Lutherporträts des
jüngeren Cranach bleiben in deutschem
Museumsbesitz (Nr. 184 wurde für das Ger-
manische Museum in Nürnberg erworben,
Nr. 185 gelangt als Geschenk an das neue Mün-
chener Kunsthaus), ebenso das Unikum Alde-

ANTIQUARIAT

PAUL GRAUPE

VERSTEIGERUNGEN

~ BERLIN, BELLEVUESTRASSE 3 .■■■ i -

GUSTAV CRAMER -
ANTIQUITÄTEN Berlin IV9, Lennestr. 8

GEMÄLDE


BRUNNER GA'LE"V NEW-YORK
55, East 57th Street
 
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