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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 22 (28. Mai)
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VII. JAHRGANG, Nr. 22

28. MAI 1933

WF

ARTo/theWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT LMONDE^AKIS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag. G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee § 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM - BIBLOGRAPHIKON
Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lützow 4512




Bedeutende Preise
auf der Boerner-Versteigerung

faltig durchkomponiertes, voll signiertes Werk
von eigenwilligem Reiz gezeigt (siehe Abbil-
dung), 1650 ist ein lesender Gelehrter oder
Prophet datiert, der von Salomon Köninck
in durchaus selbständiger Form unter Be-
nutzung des von Rembrandt geschaffenen
Typus gemalt ist (Abbildung S. 2). Eine
minutiöse, voll signierte Allegorie von Sy-
brant van B e e s t leitet über zur holländischen
Malerei des XVII. Jahrhunderts, die Cornelis
B e e 11 in einem seefrischen, reizvoll staffier-
ten Strandbild als Erster vertritt. Neben ihm
kommt eine ausgeprägte Seelandschaft von
Anthony van C r o o s zu Wort, der sich hier
von seiner besten Seite zeigt. Ein signierter
und datierter Seehafen mit vielen Schiffen des
seltenen R. N. Z e e m a n bezeugt die fest-
verwurzelte Liebe der Holländer zu Wasser
und Schiffen. Eine sonnige, prachtvoll warm-
tonige Seebucht mit Schiffen von Willem
van de Velde d. J. zeigt den Höhepunkt
dieser Kunstgattung. Wohl mit einem seiner
besten Werke ist der geschätzte Egbert L. v an
der P o e 1 in einer voll signierten und da-
tierten Strandszene vertreten.
Von dem als Lehrer J. Vernets bemerkens-
werten Andrea L o c a t e 11 i ist eine feine
grautonige Küstenlandschaft zu sehen. Die
große dekorative Kunst Venedigs im XVIII.
Jahrhundert repräsentiert würdig ein geist-
reich und flott gemalter Kopf eines Orientalen
von Domenico T i e p o 1 o. Eine aufwühlende,
in stark dramatischen Akzenten angelegte,
Kreuzabnahme von Johannes Zick endlich
schließt die sehenswerte Ausstellung. G.

Dirk Boegert, Auferstehung Christi
Holz, 102 : 64 cm
Ausstellung: Kunsthaus Malmede, Köln a. Rh.
Abbildung). Die großzügig komponierte
Gestalt des Erlösers beherrscht den Mittel-
grund der Tafel, neben ihm ausdrucksvoll typi-
sierte, schlafende Krieger. In den Hinter-
grund eingeschoben verschiedene selbständige
Einzelhandlungen aus der Auferstehungs-
geschichte. Das Ganze ist farbig sehr ein-
drucksvoll gestaltet, der Landschaftsgrund

Alte Meister in Köln

eine bewegte Skizze zu einer figurenreichen
Kreuzigung sein, in der eine interessante
Tiefenkomposition besonders auffällt. Von den

Wir geben in der folgenden Nummer eine Liste
der Hauptpreise. Hier sei vor allem betont, daß
die höchsten Preise bei den „A11 e n
Meistern“ sich durchaus mit denen messen

Wie in den letzten Jahren zeigt das Kunst-
haus Malme de , Köln, in seiner jetzigen
Frühjahrsausstellung wieder eine Auswahl der
letzten Erwerbungen, unter denen sich sehr
beachtenswerte Werke der deutschen, flämi-
schen, holländischen und italienischen Schulen
des 15. bis 18. Jahrhunderts befinden.
Der sogenannte „M ei st er von Lies-
born“, der erst kürzlich als der aus Kalkar
stammende Maler Dirk Boegert ermittelt wer-
den konnte, ist mit einem Altarflügel, „Auf-
erstehung Christi“, würdig vertreten (siehe

lers Ramboux, zeigt die Kreuzigung mit Maria
und Johannes in einer weiten Landschaft, über
der sich ein azurner Himmel wölbt.
Eine Reihe interessanter Porträts der alt-
niederländischen Bildniskunst fesseln in der
eindringlichen Charakterisierung der Dar-
gestellten und der subtilen Ausführung der Ein-
zelheiten. Das 1541 datierte Bildnis eines Edel-
mannes im 38. Lebensjahre ist nach dem Ur-
teil maßgeblicher Gelehrter eines der besten
Werke des in Antwerpen tätigen Meisters
der vierziger Jahre. Ein scharf, mit
spitzigem Pinsel, auf hellgrünen Hintergrund
gestelltes Brustbild eines Mannes mit Barett
darf wohl dem Jakob Cornel isz van
Üostsaanen zugeschrieben werden. Die
beiden monumental komponierten und kräftig
durchgeführten, 1568 datierten Bildnisse eines
Antwerpener Bürgers und seiner Frau stammen
von der Hand des von seinen Zeitgenossen dem
Antonis Mor gleichgeachteten Adriaen Thomasz
Key.
Anton van Dyck überrascht mit einem
fesselnden Johanneskopf, der sich in der geist-
reich angespannten, lockeren Pinselführung zu-
sammen mit der grandios einfachen Farben-
gebung als ein ungewöhnlich starkes und siche-
res Werk von des Meisters Hand erweist (siehe
Abbildung). Aus seiner Werkstatt dürfte

A. van Dyck, Hlg. Johannes
Leinwand, 66 : 58 cm
Ausstellung: Kunsthaus Malmede, Köln a. Rh.
seltenen großformatigen Landschaftsbildern
des jüngeren David T e n i e r s wird ein sorg-

Die Versteigerung der Slg. Lord North-
wick u. a. bei C. G. Boerner am 22.—24. Mai bot
überraschenderweise auch diesmal wieder das
altgewohnte Bild einer starken Beteiligung des
In- und Auslandes. Neben den
Direktoren der Kabi-
nette des Britischen Museums,
von Antwerpen, Basel und von
New York, sah man erfreulicher-
weise auch manchen Vertreter
deutscher öffentlicher Institute,
und neben den Händlern aus
London, Paris, der Schweiz, Bel-
gien und Prag kam der direkte
Privatinteressent recht
wohl zur Geltung. Der deut-
sche Handel beschränkte
sich offensichtlich im wesent-
lichen auf die Ausführung von
Aufträgen, wie auch die Firma
Boerner eine nicht geringe An-
zahl Kunden zu vertreten hatte,

zum „Sündenfall“ desselben Meisters fanden
für 8000 M. einen Käufer. Rembrandts „Land-
schaft mit den drei Bäumen“ (Nr. 614), ein
sehr vollkommenes Exemplar mit Rand er-
reichte mit 11 500 M. fast
genau den Schätzungspreis,
Schongauers liebliche „Madonna
mit dem Apfel“ (Nr. 673) über-
traf ihren Taxwert von 10 000 M.
mit 14 000 M. Zuschlag noch
sehr erheblich!
Dürers „Adam und Eva“
(Nr. 314) war mit 8000 M.
hoch bezahlt. Bei der darauffol-
genden Serie der Dürerstiche,
die keine gleichmäßig ausge-
zeichnete Qualität aufwies,
machte sich eine gewisse Zu-
rückhaltung der Käufer geltend
— daß diese dann dazuführte,
daß das ausgezeichnete Exem-
plar der „großen Fortuna“ un-

nach hinten in einen goldenen Himmel über-
gehend.
In der gleichen gotischen Tradition wurzelt
die feine Madonna des Venezianers Michele

denen die Reise nach Leipzig
nicht möglich gewesen war.
Nur durch diesen außer-
ordentlichen Zuspruch ist es zu

Teniers d. J. Landschaft
Leinwand, 73 : 87 cm — Signiert
Ausstellung: Kunsthaus Malmede, Köln a. Rh.

verkauft blieb, muß als Auktions-
zufall angesehen werden. Denn
gerade die Northwick-Versteige-
rung bewies erneut, daß bei ra-

Bono gen. Giambono, die in rot und gold

erklären, daß das Ergebnis der Auktionen —

können, die letztes Frühjahr für die Glanz-

tioneller Taxierung und Limitierung auch

auf tief schwarzgrünem Hintergrund steht. Die
fast gleichzeitige Kreuzigung von R a f f a e -

mit etwa einer Viertelmillion Um-
satz (oh ne das Aufgeld) — ein fast un-

stücke der Yorck-Sammlung angelegt werden
mußten: Der Buchstabe M aus dem gotischen

noch heutzutage jeder kostbare
Kupferstich in wirklich brillan-

linodelGarbo zeugt bereits von wesentlich
fortschrittlicherer Auffassung des Darstel-
lungsinhaltes und freierer Linienführung. Das
Bild, aus dem Besitz des alten Kölner Samm-

zeitgemäß hohes geworden ist: nirgendwo
in der Welt findet in dieser Saison eine
Kupferstichauktion von gleicher Wichtigkeit
statt.

Figurenalphabet des Meisters E. S. (Nr. 486)
brachte 7600 M., das im Druck allerdings wun-
dervolle „Frauenbad“ des frühen Monogram-
misten PM 15 000 M. und die seltenen Studien

ter Qualität zu angemessenem
Preis in Auktion verkäuflich ist —
wodurch sich der Markt alter Graphik von an-
dern Zweigen des „alten Kunsthandels“ zu un-

BRUNNER NEW-YORK
55, East 57,h Street
 
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