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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 12 (19. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44613#0051
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19. MÄRZ 1933

V1L JAHRGANG, Nr. 12

WEL

ARTo/ife WORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT LMONDE^AKIS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM-BIBLOGRAPHIKON

Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lutzow 4512

Die Ostasien-Sammlung
Kimbei

Mit der Versteigerung der Sammlung Kim-
bei durch Rudolph Lepke in Berlin am
4./5. April verschwindet wohl die letzte und
größte Sammlung ostasiatischer Kunst in
Berlin, die noch aus dem 19. Jahrhundert


Lo-Han. China, 14. — 15. Jahrh.
Holz, H. 86 em — Slg. Kimbei, Berlin — Kat. Nr. 117
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 4. — 5. April 1933

stammt. Sie umfaßt alle Zweige dieses großen
Kulturgebietes, soweit sie in China und Japan
geübt wurden. Besonders gut vertreten sind
die Lackkunst, chinesische und japanische
Kleinplastik, Keramik sowie Farbholzschnitte.
Ganz frühe Lackarbeiten fehlen, doch'ist
das 17., 18. und 19. Jahrhundert durch eine
große Anzahl von Werken erster Qualität ver-
treten. Hervorzuheben sind Nr. 1—4 mit ihrem
großzügigen Dekor in leicht erhabenem Gold-
lack, Rotlack, Blei und Perlmutter, die Schreib-
kästen Nr. 9 und 11, ferner die zwei Chaire
Nr. 23 und 24, sowie das Koro Nr. 25 mit
Herbstblumen in vornehmem, flachem Goldlack
(siehe Abbildung). Alle Lacke und na-
mentlich die Inros zeigen hohe Qualität und
sorgfältige Technik, wie sie heute kaum mehr
angewandt werden.
Untei- der chinesischen Plastik tritt her-
vor durch Schönheit und Seltenheit der Kopf
eines Bodhisattva aus bemaltem Ton, der Sung-
Zeit angehörend, Nr. 115. Das Haar an Stirn
und Schläfen verläuft in stilisierten Wellen,

während das eigentliche Kopfhaar über der
reifenförmigen Krone zu einem hohen Knoten
aufgebunden ist. Augen und Lippen sind leicht
bemalt. Aus der gleichen Zeit stammt die
hoheitsvolle Büste eines Bodhisattva aus Guß-
eisen, Nr. 116; aus der Ming-Periode der aus-
drucksvolle Lohan aus Holz in Meditations-
haltung (siehe Abbildung). Abgesehen
von der ausgezeichneten stehenden Kwannon
Nr. 120 ist die japanische Plastik durchschnitt-
lich etwas späteren Datums; jedoch sind die
buddhistischen Werke des 17. und 18. Jahr-
hunderts von einer selbstverständlichen Schön-
heit. Gute Beispiele dieser Kunst, wie Nr. 120
bis 124, werden immer seltener. Besonders er-
wähnenswert ist die in großer Zahl und erste»’
Qualität vertretene japanische Kleinplastik, die
in der Form der Netsukes so viele Lieb-
haber in Europa gefunden hat.
Am umfangreichsten ist die Abteilung des
ostasiatischen Porzellans. Aus China ist
die große Zahl einfarbiger Glasuren besonders


BalusterförmigeVase. China, Anf. 18. Jahrh.
Porzellan, H. 47 cm
Slg. Kimbei, Berlin — Kat. Nr. 466
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 4. — 5. April 1933

zu begrüßen, die vorwiegend aus dem 18. Jahr-
hundert stammen, z. B. Nr. 239, ein leuchten-
des Türkisblau, Nr. 247, grüngelb mit feiner
Sprüngelung, Nr. 249 grüne und violette
Glasur, Nr. 251 dunkelblau, Nr. 257 in hellem
Gelb, sowie die zwei seltenen schwarzen Vasen
Nr. 478 und 484. Das leuchtende Unterglasur-
blau der Kang-Hsi-Zeit ist in mehreren Exem-
plaren recht gut vertreten, z. B. Nr. 466 (siehe
Abbildung); ebenso die mehrfarbigen Gla-

suren (Abbildung S. 2) und das Email-
sur-biscuit.
Bescheidener im Dekor, aber deshalb viel-
leicht künstlerischer und mehr persönlich wirkt
das japanische Porzellan und vor allem die
große Zahl vorzüglicher Töpferarbeiten aus
beiden Ländern. Siehe die japanischen Porzel-
lane Nr. 511—514 mit der blaugrünen, tropfen-
förmigen Glasur, ferner die vorzüglich model-
lierten Tierfiguren in braunrotem, unglasierten
Bizen-Steinzeug (Nr. 517—522) und die Gefäße
in Schmelzfarben und Unterglasurblau (Nr. 523
bis 532).
Dann folgt eine kleine Gruppe vollendeter
japanischer Bambusgeflechte in Form von
Blumenvasen und Deckelkörben, meist gezeich-
net und — last not least — die japanischen
Farbholzschnitte, beginnend mit
Harunobu über Utamaro, Toyokuni, Eizan,
Hokusai und den eigenartigen Landschaften
des Hiroshige bis zu den Meistern in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mangel
an Raum verbietet auf diese näher einzugehen.
151 auf einige
andere Abteilungen dieser vielseitigen Samm-
lung hingewiesen werden, z. B. die Arbeiten
aus harten Steinen, aus Bergkristall, Rauch-
quarz, Jade, Malachit und Glas, unter ihnen
wiederum auf das in Bergkristall geschnittene
Zierstück in Form eines Phönix (Abbil-
dung S. 2), den liegenden Stier im selben
Material, die schöne graue Jade-Vase in Form
einer alten Bronze oder den Löwen in grün-
lich-grau geflecktem Nephrit, Arbeiten meist
späteren Datums von unverminderter Gestal-
tungskraft. — Auch ein so wenig beachtetes,
doch im Handel in guterhaltenen Exemplaren
nur schwer zu erreichendes Gebiet wie die
Färberschablonen und Kleidmuster-
Entwürfe, hier zahlreich und charakteristisch
vertreten, sind bezeichnend für den weiten
Blick, mit dem der Berliner Sammler sein
Kunstgebiet umspannte.
Kunstgewerbe,
Gemälde
München, Vorb. 29./30. März
Am 29. und 30. März findet bei Hugo
Helbing eine Versteigerung von Antiqui-
täten, Plastik, alten Gemälden und ostasiati-
schem Kunstgewerbe aus verschiedenem Pri-
vatbesitz statt. Den Katalog eröffnen
Fayencen, Gläser und Porzellane, es folgen
Arbeiten in Edelmetall (Silbergeräte, goldene
Dosen und Uhren, teilweise mit Email, Bi-
jouterien) und Halbedelsteinen, darunter ein
seltener früher Bemsteinkrug um 1590 und
ein Jagdbesteck aus Achat (17. Jahrh.).
Daran reihen sich Orientteppiche, Möbel,
Kaminuhren und andere Einrichtungsgegen-
stände, Miniaturen, Graphik und Bücher.
Unter der Plastik ist besonders hinzuweisen
auf ein bemaltes Terrakottarelief, Madonna
mit Kind, Lorenzo Ghiberti, und eine glasierte
Robbiafigur. Die Reihe der alten Gemälde
enthält sichere Arbeiten von Bega, Codde,
Huchtenburg, Ochtervelt, Strauch und van der
Werff, unter den altniederländischen Bildern
ist ein dem Kreis des Marten van Heemskerk
angehörender „Ecce homo“ und eine Kreuzi-
gung aus der Schule des Rogier von der Wey-
den hervorzuheben. Besonders reich und viel-
gestaltig ist diesmal das ostasiatische Kunst-
gewerbe. vertreten. Die ca. 300 Nummern um-
fassende Abteilung enthält chinesische und
japanische Keramik, chinesisches Porzellan,

Bronzeplastik, Arbeiten in Cloisonne, Lack,
Holz, Elfenbein, Halbedelsteinen, chinesische
Rollbilder und kleine Teppiche.

Gemälde, Porzellane
Wien, Vorb. 27./29. März
Die 418. Kunstauktion des Wiener Doro-
t h e u m s bringt neben einem schönen Ma-
terial kunstgewerblicher Arbeiten eine Samm-
lung wichtiger Gemälde, darunter Arbeiten
von F. Montemezzano, Maestro del Bambino
Vispo, Breenbergh, A. Faistenberger, Claesz
Heda, Jan van de.r Vinne, Garofalo, Cra-
nach d. J., Gudin, Achenbach, Lenbach,


Räucherdose. Japan, 18. Jahrh.
Schwarzlack mit Kupfer, H. 6,5 cm
Slg. Kimbei, Berlin — Kat. Nr. 25
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 4.— 5. April 1933

Schwind, Grützner, Hayder u. a. zum Aus-
gebot. Sehr beachtenswert ist vor allem das
Porzellan mit Servicen der Wiener Manufak-
tur, ferner die Möbel und eine Golduhren-
sammlung.

Schloß-Einrichtung
Theoule s. M. (A.-M.), Vorb. 21.—24. März
Die Schloßeinrichtung von Theoule s. M.
in der Nähe von Cannes, vermehrt um die in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ent-
standene Sammlung M. de Rudder und die
französischen Dixhuitieme-Kunstwerke aus
dem Besitz Mme de S..., wird vom 21. bis
24. März durch Me Jean V i a 1 und Me J. J.
T e r r i s sowie den Experten M. E. Mar-
tini versteigert. Das vielseitige Material
von außerordentlich schöner Qualität setzt sich
hauptsächlich aus Werken des 16. und des
18. Jahrhunderts zusammen: Möbeln und Sitz-
möbeln mit alten Point-Bezügen, einer her-
vorragenden Skulpturensammlung mit schönen
gotischen Stücken, der Gemälde-Kollektion mit
vorwiegend Bildnissen des 18. Jahrhunderts.
Dazu kommt verschiedenartigstes Kunst-
gewerbe: Orientteppiche, Tapisserien, Ost-
asiatica mit bemerkenswerten Skulpturen,
Stoffe und Stickereien. Eine der hervor-
ragendsten Versteigerungen, die in der letzten
Zeit an der Riviera stattgefunden haben.

NEW-YORK

BRUNNER GaLLERV
55, East 57th Street
 
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