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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 42 (15. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44613#0177
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VII. JAHRGANG, Nr. 42
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LeMONDE*rAKT5

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. II.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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führten Länder sfrs.7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WE RTH EIM - BI B LOG RAPHI KO N
Inh. Dr. Hans Wertheim Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier Berlin W9, Lennestr. 7. Lutzow 4512

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Ott Mdp fiunlt
Münchener Künstler
über den 14.—15. Oktober
Wenn die Münchner Tage der deutschen
Kunst dazu beitragen, das Volk dem Künstler
und seinem Schaffen näher zu bringen, so
haben sie eine hohe Mission erfüllt, denn in
den letzten Dezennien haben sich Volksempfin-
den und Kunstwille sehr voneinander entfernt.
Durch das „Haus der Deutschen Kunst“ in
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erloschene gute, an Scholle und Heimats-
empfinden gebundene Kunstauffassung zu
neuem und für das Reich maßgebenden Ein-
fluß gelangen.
Honig, Präsident des Bundes deutscher Archi-
tekten und der Münchner Künstlergenossen-
schaft.

*
Der von der Gauleitung München der
NSDAP, veranstaltete „Tag der Deutschen
Kunst“, will einen würdigen Rahmen für die
Grundsteinlegung des „Hauses der Deutschen
Kunst“, des neuen Münchner Glaspalastes,
schaffen. Neben dieser Hauptaufgabe erfüllt
die denkwürdige Veranstaltung aber noch eine
zweite, nicht minder wichtige Mission:
Sie weist eindringlich und weithin fühlbar
auf die hohe Bedeutung der deutschen Kunst
hin. Durch ein rauschendes, von Künstler-
händen stilvoll gestaltetes Fest wird die Auf-
merksamkeit der ganzen Nation auf eines
unserer höchsten Kulturgüter, die bildende
Kunst, hingelenkt.
Es kann nicht ausbleiben, daß durch diese
festliche Kundgebung, die in schweren Jahren
so merklich gelockerten Fäden zwischen den
deutschen Künstlern und dem Volke sich wieder
fester knüpfen, daß die Kunst endlich wieder
das wird, was sie in den Zeiten ihrer höchsten
Blüte war:
„Allgemeingut der ganzen deutschen Nation!“
Wenn dieser tiefere Sinn des Tages der
deutschen Kunst sich erfüllt, dann wird die
deutsche Kunstlerschaff den Veranstaltern der
Münchner Kundgebung zu größter Dankbarkeit
verpflichtet sein.
Dr. Hubert Wilm, Mitglied des Präsidiums der
Münchner Künstlergenossenschaft.

Die Auswirkungen des „Tages der Deut-
schen Kunst“ werden nicht unmittelbar in die
Erscheinung treten. Bis zum Umsturz war die

Holbein <1. J., König Heinrich VIII. 1542
Holz, 92 : 66 ein
Castle Howard, the Hon. Geoffrey Howard


Kunst die Angelegenheit eines kleinen Kreises,
weil sie landfremd war und sich auch nur an
ein gewisses Publikum wandte. Dieser Zustand
wird nicht nur durch volkstümliches Schaffen
der Künstler geändert, sondern durch ständiges
Hinweisen des Volkes auf die Kunst. Der
„Tag der Deutschen Kunst“ ist der beste und
wirkungsvollste Hinweis. Die dauernde Be-
schäftigung mit der Kunst und die Schaffung
eines Gebäudes in der edlen und idealen Art,
wie sie der Führer vorgesehen hat, wird das

Volk daran gewöhnen, wieder künstlerisch zu
sehen und zu empfinden und schließlich das
Bedürfnis wecken, selbst Anteil an künstleri-
schem Schaffen zu haben. Es ist das die
natürliche Flucht des Volkes aus dem Alltag in
eine höhere Welt. Letzten Endes wird sich
auf diese Weise auch für den notleidenden
Künstler der materielle Erfolg zeigen.
Professor Konrad Hummel, Präsident der
Münchner Sezession.

Der große Gedanke unseres Führers, mit der
Lösung der großen Aufgabe der deutschen
Arbeit auch die Betreuung der deutschen
Kunst zu verbinden, hebt unsere Zuversicht zu
dankbarer Begeisterung. Auch wir Künstler
sind bereit, opferwillig und treudeutsch dem
großen Aufbruch uns anzuschließen im tätigen
Schaffen, das neben den Werten der prakti-
schen Arbeit in idealen Werten von unvergäng-
licher Dauer Zeugnis ablegen soll von der Le-
benskraft und vom Lebenswillen des deutschen
Volkes. Wir Künstler alle, die alten wie die
jungen, sehen in dem „Tag der Deutschen

Holbeins neuentdecktes
Bildnis Heinrichs VIII.
Ein wiederentdecktes Holbein-Bildnis de«
König Heinricn V1U. aus dem Besitz des Hon.
Geoffrey Howard in Castle Howard, ist seit
einigen Tagen in King Street in London in
einer Galerie ausgestellt. Das Bild war bei vier
Wiederherstellungen ganz übermalt, bis jetzt
Prof. Paul Ganz, der Basler Holbeinforscher,
die Möglichkeit der Entfernung dieser Über-
malungen und die Urheberschaft Holbeins er-
kannte. Vier verschiedene Hintergründe konn-
ten nacheinander heruntergenommen werden,
dunkles und helles Grün, helles Blau und Braun,
bis Holbeins echtes Blau zum Vorschein kam.
Unter den dicken Übermalungen ist Holbeins
Farbe von Beschädigungen durch die Jahr-
hunderte verschont geblieben (siehe Abbil-
dung).
In dem neuen Holbein-Bildnis, das nach dem
Tode der Königin Catherine Howard gemalt
wurde, enthüllt der Meister das ganze Elend
der Lage seines Königs, seine verletzte Selbst-
achtung, seine Erkenntnis, daß er mit könig-
licher Gewalt keine Liebe befehlen konnte.
51 Jahre ist der König alt, aber er scheint weit
mehr gealtert als um zwei Jahre, die seit der
Entstehung von Holbeins Staatsbildnis, heute
in der National-Galerie in Rom, vergangen
sind. Ein weiter Samtmantel muß die zu-
nehmende Korpulenz des Königs verdecken.
Das Gesicht ist aufgeschwemmt, und die Züge,
streng von vorn gesehen wie in den meisten
Bildnissen, die Holbein von Heinrich VIII.
malte, scheinen nur mühsam die alte Selbst-
beherrschung zu bewahren. Es ist ein er-
schütternder Zug in diesem Kopf, den der
Maler mit seiner königlichen Sachlichkeit klar
herausprägt — erschütternd besonders, wenn
man der Reihe der Frauen gedenkt, die Holbein
mit nicht geringerer Sachlichkeit, aber fast
ohne jede menschliche Wärme hintereinander
gemalt hat, wenn sie die Ehe mit Heinrich VIII.
eingingen. Prof. Paul Ganz ist des Glaubens,
daß systematische Nachforschungen nach Hol-
beins Bildnissen Heinrichs VIII. und seiner
Familie in dem Besitz des englischen Königs-
hauses und Hochadels noch mehr Ergebnisse
bringen können.

GUSTAV CRAMER - BERLIN
ANTIQUITÄTEN Berlin W 9, Lennestr. 8 GEMÄLDE
C.G. BOERNER• ALTEGRAPHIK
HANDZEICHNUNGEN 15.-19. Jahrhundert LEIPZIG, Universitätsstraße 26
BRUMMER NEW ■ YORK
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